Historical Saison Band 15
für ihn zu tun, was in ihrer Macht steht.“
Obwohl sie zuließ, dass Bennett sie fortführte, konnte sie ihre Tränen nicht mehr unterdrücken. Es war, als wäre ein Damm in ihr gebrochen, und alle aufgestauten Ängste, Schuldgefühle und Sehnsüchte nach den Dingen, die sie nie bekommen würde, weil sie sie nicht verdiente, überfluteten sie. Ihr kleiner Sohn würde wegen ihrer Eigensucht sterben, und sie würde mit der Last dieser Schuld leben müssen. Hundertmal lieber würde sie ihn Bennett nach einer Scheidung überlassen als das!
Ihre Füße bewegten sich, aber sie wusste nicht, wohin sie ging, bis er sie auf ihrem Bettrand Platz nehmen ließ und sich neben sie setzte. Er zog sie an sich, sodass ihre Stirn an seiner Schulter lehnte, und strich ihr mit unbeholfener Zärtlichkeit über den Rücken.
„Beruhige dich, sonst wirst du auch noch krank.“ Er klang, als wäre ihm ein solcher Ausbruch der Gefühle unangenehm, als würde er sich aber aufrichtig Sorgen um sie machen. „Ich bin sicher, es ist nicht so arg, wie du fürchtest. Du bist einfach nur erschöpft und überwältigt von allem.“
Er nahm die Hand von ihrem Rücken und holte ein Taschentuch hervor, mit dem er ihr sanft die Tränen von den Wangen abwischte. Seine fürsorgliche Wärme half Caroline, sich wieder ein wenig zu fassen.
„Na siehst du.“ Sein herzlicher Ton erwärmte sie bis ins Innerste. „So ist es besser.“
Er drückte ihr das feuchte Taschentuch in die Hand und strich ihr zärtlich über die Wange. Und plötzlich fühlte sie sich wie von einer unsichtbaren Macht zu ihm hingezogen.
Als ihre Lippen sich nach so langer Zeit wieder fanden, spürte Caroline, wie sie völlig unvorbereitet von einer Welle heißer Lust mitgerissen wurde. Bennett drückte sie fester an sich, sein Kuss wurde tiefer, verlangender, und Caroline sehnte sich fast verzweifelt danach, ihm alles zu geben, was er sich wünschte, und noch mehr. Sie öffnete einladend die Lippen für ihn, und schon drang er hungrig mit der Zunge ein.
Vertraute Begierde vermischte sich mit seltsamen neuen Gefühlen, sodass dieser Kuss Caroline süßer, befriedigender erschien als alle, die sie bisher mit Bennett geteilt hatte. Sie genoss ihn wie ein Lieblingsgericht nach einer sehr langen Fastenzeit, und versuchte, sich das Gefühl und den Geschmack einzuprägen, denn sie wusste, dass dies gewiss das letzte Mal sein würde. Während seine Lippen mit solch mitreißender Glut auf ihren lagen, konnte sie sich einreden, dass er sie so liebte, wie sie es sich einst ersehnt hatte.
„Mylord! Mylady!“ Parkers dringlicher Ruf vom Flur zerschmetterte die zerbrechliche Freude ihres heimlichen Kusses. „Mrs Hicks bittet Sie, schnell zu kommen!“
Caroline und Bennett fuhren voller Schuldbewusstsein auseinander, als wären sie ein Paar ehebrecherischer Liebhaber, die man bei einer verbotenen Umarmung ertappt hatte, und kein Ehepaar, das in der Abgeschiedenheit seines Schlafzimmers einen Kuss tauschte.
Wyn! Heiße Scham verdrängte sofort Carolines Leidenschaft. Wie hatte sie nur ihren kranken kleinen Jungen vergessen können für einen Moment eigensüchtigen Vergnügens?
Bennetts attraktives Gesicht verriet nichts von seinen Gefühlen. Er wich lediglich ihrem Blick aus. Ganz offensichtlich bereute er, dass er dem unbesonnenen Impuls nachgegeben hatte. Vielleicht gab er sogar ihr die Schuld, ihn in Versuchung geführt zu haben.
Was war das eben, grübelte Bennett finster, nachdem Parkers Ruf den süßen, sinnlichen Kuss unterbrochen hatte.
Sein erster Impuls war, die Zofe anzufahren, weil sie in einen der schönsten Momente, die er seit einer Ewigkeit erlebt hatte, einfach hineingeplatzt war. Die Vernunft und seine Vaterinstinkte erinnerten ihn jedoch daran, dass Wyns Wohlergehen sehr viel wichtiger war als seine fleischlichen Gelüste.
Außerdem war er eigentlich unendlich dankbar für die Unterbrechung. Wer konnte sagen, wohin dieser ungestüme Kuss sonst geführt hätte? Dass er völlig die Kontrolle über sich verloren hatte, machte ihm fast schon Angst. Die Erklärung lag nicht nur bei seiner Erschöpfung und seinem Verlangen. Nein, im Innersten wusste er, dass etwas sehr viel Gefährlicheres an seinem Verhalten schuld war …
Zwar beeilte er sich, zu seinem Kind zurückzueilen, aber insgeheim scheute er vor dem zurück, was ihn dort erwarten mochte.
Er wappnete sich bereits, falls er seinen Jungen kalt und regungslos vorfinden sollte, und so traute er kaum seinen Augen,
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