Historical Saison Band 15
mich nicht zur Genüge erniedrigt? Reicht es nicht, dass ich deine Kurtisane und gewissermaßen dein Eigentum bin? Musst du mich mit deinen Lügen noch schmerzlicher verletzen?“ Um neue Tränen zu verbergen, senkte sie den Kopf.
„Sieh mich an, Arabella.“ Als sie sich weigerte, nahm er ihr Gesicht in beide Hände und zwang sie, seinen Blick zu erwidern. „Ich lüge nicht.“
Erbost wehrte sie sich gegen seinen Griff.
„Bitte, Arabella! Ich spreche wirklich die Wahrheit!“
Vielleicht drang der aufrichtige Klang seiner Stimme zu ihr, denn sie gab ihren Widerstand auf, schien ihm endlich zuzuhören und schaute ihn an. In ihren Augen las er eine so tiefe Trauer, eine so herzzerreißende Verwundbarkeit, dass sein eigenes Leid der letzten Jahre verblasste.
„Ich lüge nicht“, wiederholte er. „Das schwöre ich dir bei allem, was mir heilig ist.“ Vorsichtig zog er sie an sich und spürte ihr Zittern.
„D…das verstehe ich nicht“, stammelte sie leise.
„Allmählich wird mir alles klar“, stieß er grimmig hervor. „Was hat mein Vater zu dir gesagt?“
„Er betonte, du wärst nicht an mir interessiert, und junge Männer müssten sich nun einmal die Hörner abstoßen. Da entgegnete mein Papa, dass auch junge Männer für ihre Handlungsweise verantwortlich seien, und verlangte erneut, der Duke solle dich zwingen, mich zu heiraten. Das lehnte dein Vater ab und erklärte, ich sei zwar von guter Herkunft, aber mittellos und keine Aristokratin. Deshalb würde ich mich nicht zur künftigen Duchess eignen. Unsere Heirat wäre eine nicht standesgemäße Verbindung. Außerdem hätten wir uns nicht verlobt.“
„Möge der verdammte Schurke in der Hölle schmoren!“ Diesen Fluch konnte Dominic nicht unterdrücken. „Er wusste, dass ich dich liebte und heiraten wollte – und dir das Medaillon geschenkt hatte.“
„Das zeigte ihm mein Papa. Der Duke lachte und behauptete, das sei kein Beweis für eine Verlobung. Wegen eines gebrochenen Eheversprechens könnten wir dich wohl kaum belangen. Dann gab er meinem Vater Geld und empfahl uns, Stillschweigen zu bewahren, da es für uns alle besser sei.“
Jedes Wort, das Arabella aussprach, traf Dominic wie ein Pfeil ins Herz. „Das hat mein Vater getan“, flüsterte er. Der Mann, den ich liebte und respektierte und bewunderte … Plötzlich erschien ihm das ganze Fundament, auf dem er sein Leben aufgebaut und alle Werte, an die er stets geglaubt hatte, zu wanken. „Oh, mein Gott!“ Eine entsetzliche Kälte erfüllte ihn. Um seine Selbstkontrolle zu bewahren, musste er den letzten Rest seiner inneren Kraft aufbieten.
Arabella merkte ihm den emotionalen Aufruhr an, sah den gewaltigen Zorn in seinen Augen, der ihr beinahe Angst einjagte. Jetzt wusste sie, dass er sie nicht belog. Und wenn er die Wahrheit sagte, bedeutete es …
Unter ihren Füßen fühlte sich der Boden genauso unsicher an wie alles andere in ihrer Welt. Von einer Erkenntnis erschüttert, die sie nicht einmal in ihren kühnsten Träumen erwartet hatte, schwankte sie, und Dominic drückte sie an seine Brust.
Durch ihren Kopf schwirrten tausend Gedanken und rüttelten an der Überzeugung, die sie im Lauf der Jahre gewonnen hatte. Sie war machtlos gegen den eisigen Schauer, der durch ihren ganzen Körper rann.
Dominic hob sie hoch und trug sie zum Bett, setzte sie auf den Rand und hüllte sie in eine der Wolldecken, die über der Lehne eines Stuhls hingen.
„Warum hat dein Vater das getan?“, fragte Arabella leise.
Verächtlich verzog er die Lippen. „Weil er dachte, du würdest nicht zu mir passen. Er wollte mir einreden, es wäre nur die Schwärmerei eines unreifen Jungen und ich würde deiner bald müde werden. Außerdem verkündete er, ich sei dem Herzogtum verpflichtet und dürfe nur eine reiche und standesgemäße Frau heiraten.“
Schon damals hatte sie gewusst, dass sie sich nicht zur künftigen Duchess eignen würde. Aber Dominic hatte ihr versichert, er würde seine Braut selbst wählen, ohne Rücksicht auf die Wünsche seines Vaters, und er habe sich für sie entschieden.
„Zu mir war der alte Duke immer sehr freundlich. Kein einziges Mal äußerte er solche Gedanken, wie du sie soeben erwähnt hast. Und ich glaubte, er wäre mit unserer Verlobung einverstanden.“ Verblüfft über ihre Naivität, schüttelte Arabella den Kopf.
„Und mich hat er zu einer inoffiziellen Verlobung überredet, die wir vorerst geheim halten sollten. Er versprach mir, falls unsere Liebe von
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