Historical Saison Band 15
Dauer sei, würde er uns seinen Segen geben und nichts mehr gegen eine formelle Verlautbarung einwenden. Keine Sekunde lang traute ich ihm zu, dass er so tief sinken würde, seinen eigenen Sohn zu belügen …
„Was du da sagst, begreife ich noch immer nicht, Dominic.“
„Ich kann es selber kaum glauben“, gestand er und setzte sich zu ihr auf die Bettkante.
Eine Zeit lang schwiegen sie kummervoll, dann bat Arabella: „Erzähl mir, was du damals erlebt hast, Dominic.“ Jedes Wort würde eine Qual sein. Trotzdem musste sie die ganze Wahrheit kennen. Und sie wusste, es wäre auch ihm ein Bedürfnis, ihr alles mitzuteilen. „Warum bist du verschwunden?“
„Der Duke schickte mich zu meinem plötzlich erkrankten Onkel nach Schottland und behauptete, er selber fühle sich nicht wohl und zu schwach für die lange Reise. Ob ich an seiner Stelle hinfahren könne? Noch am selben Abend musste ich abreisen. Aber ich hinterließ eine Nachricht für dich und beauftrage einen Lakaien, sie dir zu bringen. Aus Schottland schrieb ich dir jeden Tag.“ Sein sarkastisches Gelächter ließ Arabella erneut erschauern. „Kein Wunder, dass ich niemals eine Antwort erhielt! Du hast meine Briefe nicht bekommen. Dafür hat mein Vater gesorgt.“
„Jene Nachricht am Abend deiner Abreise auch nicht.“
„Hat sich mein Onkel an dem Ränkespiel beteiligt? War er wirklich krank?“ Dominic starrte eine Wand an, als würde er dort die Vergangenheit sehen. „Werden wir jemals das ganze Ausmaß des Betrugs herausfinden, Arabella?“
„Keine Ahnung“, seufzte sie.
„Ich blieb bei meinem Onkel, bis er genas – falls er tatsächlich krank war. Bei meiner Rückkehr traf ich dich nicht mehr an und hörte, du seist mit Marlbrook verheiratet. Mit einem Mann, etwa so alt wie dein Vater …“ Unglücklich wandte er sich zu ihr. „Da dachte ich, du wärst mir untreu geworden.“
„Niemals!“ Arabellas Antwort klang gepresst, als würde sie mit neuen Tränen kämpfen. „Welche Wahl hatte ich denn? In meinem Bauch wuchs unser Kind … Und Henry war sehr gütig – er wusste Bescheid und sah über meine Situation hinweg.“
„Deshalb hast du ihn geheiratet. Endlich kann ich es verstehen. Du dachtest, ich hätte dich verlassen.“
„All die Jahre lang“, wisperte sie.
„Du warst meine große Liebe, Arabella. Mein Herz. Mein Leben …“ Seine Stimme brach, jetzt verlor er die Beherrschung. Außer sich vor Zorn, sprang er auf. „Zum Teufel mit meinem Vater! Wäre er nicht schon tot, würde ich ihn umbringen! Mein und dein Leben hat er ruiniert. Und das Leben eines unschuldigen Kindes … Einen Sohn habe ich! Und ich wusste es nicht!“
Von leidenschaftlichen Gefühlen übermannt, eilte er zur Tür und hämmerte mit beiden Fäusten dagegen. Dann senkte er den Kopf auf die Brust. In der Stille, die dem emotionalen Ausbruch folgte, hörte Arabella nur seine heftigen Atemzüge.
Schließlich drehte er sich zu ihr um, und die Qual, die sein Gesicht verzerrte, tat ihr in der Seele weh. „Sag mir, Arabella, wusste mein Vater von seinem Enkel?“
„Nein. Mein Papa war ein stolzer Mann. Kurz und bündig erklärte er mir, nachdem der Duke seine Ansichten so deutlich bekundet habe, würde er ihn gewiss nicht noch einmal aufsuchen und anbetteln. Dass wir das Geld deines Vaters angenommen hatten, fand er schlimm genug. Und irgendwie gewann Papa den Eindruck, du hättest das Recht des Gutsherrn, seine leibeigenen Mägde zu entjungfern erzwungen.“
Bei diesen Worten zuckte Dominic zusammen. Langsam ging er zu ihr zurück. „Damit ich nichts merke, bist du aus Amersham weggezogen.“
„Ja, das gehörte zu den Bedingungen des Dukes, die er an das Geld knüpfte. Und Henry wollte Archie als seinen eigenen Sohn großziehen. Obwohl keine Ähnlichkeit zwischen den beiden bestand.“
Sekundenlang schloss Dominic die Augen. „Mein Gott, Arabella …“
An der Tür hinter ihm entdeckte sie einen Blutfleck.
Wie irreal ihr das alles erschien. Dominic hatte sie nicht hintergangen – nicht im Stich gelassen. Und die Wahrheit enthüllte eine noch schlimmere Tragödie, als sie sich das jemals hatte vorstellen können. Für sie beide. Und für ihren gemeinsamen Sohn, der im Dachgeschoss schlummerte.
„Du blutest“, sagte sie leise.
Doch er schaute seine aufgeschürften Fingerknöchel nicht einmal an. „Ich hätte da sein und dich beschützen müssen.“
„Bitte, Dominic …“ Es gab keine Worte, die den Schmerz lindern würden.
Und
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