Historical Saison Band 15
dann begann sie zu weinen, um alles, was sie verloren hatten.
Er setzte sich wieder zu ihr, zog sie auf seinen Schoß und wiegte sie wie ein kleines Kind in seinen Armen. An ihrer Schläfe hörte sie seine Stimme, von ihrem zerzausten Haar gedämpft.
„Möge der Allmächtige uns helfen, Arabella. Ich werde mein Bestes für dich und Archie tun. Das verspreche ich dir.“
Schluchzend legte sie den Kopf auf seine Schulter.
13. KAPITEL
D ie Uhr auf dem Kaminsims schlug zwei Mal. Wehmütig beobachtete Arabella, wie Archie vorgab, sein Holzpferdchen zu striegeln.
„Jetzt musst du in deinem Stall schlafen, Charlie“, murmelte er und steckte das Spielzeug hinter ein Sofakissen. Dann galoppierte er wiehernd durch den Salon.
Mrs Tatton saß neben ihrer Tochter auf dem Sofa, neigte sich zu ihr und senkte ihre Stimme. „Unfassbar, dass Dominic Furneaux hinter all dem hier steckt! Das hättest du mir sagen müssen.“
„Bitte, versteh doch, warum ich geschwiegen habe, Mama“, seufzte Arabella. „Es war eine schwierige Situation. Und ich wusste, was du von ihm gehalten hast.“
„Eigentlich dachte ich, du würdest genauso über ihn denken. Um Himmels willen, der Mann hat dein Leben zerstört! Unser aller Leben!“
„Wie ich dir bereits erklärt habe, trifft ihn keine Schuld. Er hat genauso gelitten wie wir.“
„Nicht einmal annähernd! Oder musste er sich etwa die Finger wund arbeiten, in einem armseligen Loch hausen oder hungern?“
„Das nicht …“, gab Arabella zu. „Trotzdem war er verzweifelt.“ Nicht zuletzt, weil er so viel vom Leben seines Sohnes versäumt hat …
Ungläubig schüttelte ihre Mutter den Kopf „Und was hat er jetzt vor, nachdem er über Archie und mich Bescheid weiß?“
„Er will sein Bestes für uns tun.“
„Was genau heißt das?“
„Das weiß ich noch nicht“, erwiderte Arabella. „So leicht lassen sich die Probleme der Vergangenheit nicht lösen.“ Verlorene Jahre konnte man nicht ersetzen, die frühe Kindheit eines Sohnes nicht im Nachhinein miterleben. Diese Erkenntnis lag wie eine bleischwere Last auf ihrem Herzen.
„Wie soll der Duke jemals wiedergutmachen, was damals geschah?“
„Keine Ahnung, Mama. Jetzt brauchen Dominic und ich erst einmal Zeit, um nachzudenken. So vieles gibt es zu überlegen.“
„Allerdings“, murmelte Miss Tatton und schaute zur Zimmerdecke hinauf. „Warum ist er immer noch da oben? Wieso geht er nicht?“
„Weil er uns eine Gelegenheit bieten möchte, unter vier Augen miteinander zu reden. Wenn ich glaube, dass wir uns zur Genüge ausgesprochen haben, werde ich ihn informieren. Außerdem will er Archie kennenlernen.“
„Ah, natürlich!“, spottete die Mutter und runzelte missbilligend die Stirn. „Glaubst du etwa, er wird dich heiraten?“ Mühelos war ihrem Tonfall zu entnehmen, wie lächerlich sie diesen Gedanken fand.
„Das kann er nicht, Mama“, entgegnete Arabella bitter. „Nicht jetzt.“
„Eine Frau wie dich wird der Duke of Arlesford niemals heiraten. Würde er das tun, gäbe es einen unglaublichen Skandal!“
„Ja, ich weiß, Mama …“ Arabella senkte ihren Blick. Gewiss, er würde sie weiterhin besuchen, sie im Dunkel der Nacht lieben, alles bezahlen, was sein Sohn und sie selbst sich wünschten. Und ihre Mutter und Archie mussten sich nicht mehr verstecken. Darüber sollte sie sich freuen. Aber sie war unglücklicher denn je. Um das Zittern ihrer Hände zu verbergen, stellte sie ihre Teetasse auf den Tisch.
„Dominic ist dem Arlesford-Erbe verpflichtet. Glaub mir, Arabella, er muss ein reiches Mädchen aus gehobenen Kreisen heiraten, das einen untadeligen Ruf besitzt.“
Ein Mädchen wie Lady Marianne.
Dass sie selbst sich nicht zur Braut eines Dukes eignete, hatte schon damals all die Schwierigkeiten verursacht.
„Und wenn er so eine junge Dame heiratet – was wird dann aus dir, Arabella? Wird er dich als seine Geliebte behalten, während er mit seiner Duchess Kinder zeugt?“ Mrs Tatton stöhnte besorgt. „Und was geschieht mit Archie, wenn Dominic die Kinderzimmer von Shardeloes Hall mit ehelich geborenen Erben füllt? Dann wird er seinen Bastard nicht einmal mehr besuchen.“
Entsetzt über die Visionen, die ihre Mutter heraufbeschwor, starrte Arabella vor sich hin. „Auch Archie wurde ehelich geboren. Ich war mit Henry verheiratet.“
„Falls du dir einbildest, irgendjemand würde Archie nicht für Arlesfords Sohn halten, gibst du dich albernen Illusionen hin. Man muss den Jungen
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