Historical Saison Band 16 (German Edition)
mich nicht so an.“ Sie spürte, dass er sie mit seinen Blicken auffraß, und konnte sich sein lüsternes Lächeln hinter dem Schal nur allzu gut vorstellen. „Sie werden ganz sicher gehängt werden.“
Er hielt die Pistolenmündung unter ihr Kinn, sodass sie ihren Hals berührte, und hob auf diese Weise ihren Kopf. „Wenn Blicke schon ein Grund sind, am Galgen zu enden, Madam, werde ich lieber all meine Sehnsüchte wahr werden lassen, damit sich das mit dem Hängen für mich auch lohnt.“
Sie spürte, wie das Blut aus ihren Wangen wich. Nach einer Weile, die Belle wie eine Ewigkeit erschien, nahm er die Pistole weg und trat einen Schritt zurück.
„Bitte berühren Sie mich nie wieder.“
Er runzelte die Stirn. „Haben Sie tatsächlich bitte gesagt? Die Dame erinnert sich also an ihre guten Manieren. Keine Sorge. Ich habe weder genug Zeit noch die Absicht, Mylady. Was ich will, habe ich bekommen. Das war sehr großzügig von Ihnen. Ich danke für Ihre Mitarbeit.“
„Glauben Sie nicht, dass Sie damit durchkommen, Sie … Sie Teufel!“, schrie Belle, unfähig, ihren Zorn zu unterdrücken. „Ich werde herausfinden, wer Sie sind, und dafür sorgen, dass Sie gehängt werden. Das schwöre ich Ihnen.“
Der Dieb lachte ihr mitten in das wutverzerrte Gesicht. „Du liebe Güte, kleine Dame. Sie haben eine seltsame Vorliebe für den Gedanken, mich hängen zu sehen. Ich wünschte, ich könnte miterleben, wie Sie versuchen, dafür zu sorgen.“
Nachdem er bekommen hatte, was er wollte, griff der Mann ohne weitere Umstände nach den Zügeln seines Pferds und schwang sich in den Sattel. Nachdem er sich noch einmal umgedreht, zum Abschied salutiert und ihr unverschämt zugezwinkert hatte – ein Verhalten, das Belle noch wütender machte –, galoppierte er in die Nacht.
Schnell befreite Belle die Diener und den Kutscher und vergewisserte sich, dass sie nicht zu Schaden gekommen waren. Dabei verbarg sie ihren Ärger über die Unfähigkeit der Männer. Scheinbar gelassen, forderte sie die Dienstboten auf, ihre Plätze auf dem Wagen einzunehmen.
Nachdem sie ihr Cape aufgehoben hatte, stieg Belle zitternd vor Wut und vollkommen schockiert über das, was geschehen war, wieder in die Kutsche. Sie war auch ein wenig verwirrt, weil ihr irgendetwas an dem Überfall und dem Wegelagerer merkwürdig erschien. Über die Folgen, die der Verlust der Juwelen für sie haben würde, wagte sie nicht nachzudenken.
Wie sollte sie das ihrer Großmutter klarmachen? Der Schmuck bedeutete ihr sehr viel, ganz abgesehen von seinem Wert. Gütiger Himmel, was für ein Unglück – eine Katastrophe. Ihre Großmutter würde außer sich vor Wut sein, und das zu Recht. Ich hätte das Collier nicht tragen dürfen, sagte sich Belle. Selbst wenn der Raubüberfall morgen früh gleich als Erstes angezeigt wurde, war der Dieb in der Zwischenzeit über alle Berge, und es würde äußerst schwierig sein, ihn zu finden. Und falls er doch festgenommen werden konnte, würde er die Juwelen nicht mehr bei sich haben.
Erst als sie im Bett lag, ließ Belle ihren Gedanken freien Lauf. Sie war erleichtert, dass ihre Großmutter noch in der Stadt weilte und nicht gemeinsam mit ihr die Tortur des Überfalls hatte durchstehen müssen. Die Countess würde vor dem Nachmittag des kommenden Tages nicht zurückkehren. Bis dahin bleibt mir eine Gnadenfrist, dachte Belle ein wenig erleichtert. Doch sie würde ihrer Großmutter den Raub gestehen müssen, daran führte kein Weg vorbei.
Schlaflos wälzte Belle sich hin und her und ging im Kopf immer wieder durch, was geschehen war. Irgendetwas an dem Räuber war ihr bekannt vorgekommen. Doch was war es gewesen? Der Gedanke ließ sie nicht los. Dann stieß sie einen erstickten Laut aus und setzte sich kerzengerade auf, während unzählige Bilder in ihrer Vorstellung durcheinanderwirbelten: Blaue Augen blickte auf sie herab, während ihr Besitzer sie auf der Tanzfläche herumwirbelte. Eine tiefe Stimme vibrierte vor Lachen, als er den Blick auf ihren Hals heftete und sagte: Wenn ich etwas haben will, nehme ich es mir.
Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis diese Erinnerungen in ihrem Kopf mit den Ereignissen zusammenstießen, die vor Kurzem auf der Straße geschehen waren. Mehr als das: Der Duft, den der Dieb verströmt hatte, war derselbe, der sie früher am Abend umgeben hatte. Und zwar beim Tanzen mit Lance Bingham.
Wilder Zorn durchfuhr sie. Sie sprang aus dem Bett und lief im Zimmer hin und her, unfähig, zu
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