Historical Saison Band 16 (German Edition)
was in der vergangenen Nacht auf ihrem Rückweg nach Hampstead geschehen war. Doch er verriet mit keinem Wimperzucken, dass er der Dieb gewesen war. Dennoch verhielt er sich heute anders. Sein Verhalten war zurückhaltender, Sie entdeckte einen undefinierbaren Ausdruck in seinen leuchtend blauen Augen.
„Darf ich Ihnen diesen Gentleman vorstellen?“ Lance deutete auf seinen Begleiter. „Das ist Sir Rowland Gibbon, ein alter und sehr guter Freund von mir. Rowland, das ist Miss Ainsley, die Enkeltochter der Countess of Harworth. Rowland wollte Sie gern kennenlernen, Miss Ainsley. Er ist erst vor Kurzem aus Amerika zurückgekehrt, wo er ausgedehnte Reisen unternommen hat.“
„Du übertreibst, Lance.“ Rowland verbeugte sich vor ihr. „Jedenfalls fand ich das Land höchst interessant und aufregend und hoffe sehr, eines Tages dorthin zurückzukehren. Ich hörte, Sie kommen aus Amerika, Miss Ainsley.“
„So ist es“, erwiderte sie. Seine gelassene Art gefiel ihr. Sir Rowland war kein gut aussehender Mann, doch er hatte offensichtlich eine Menge Geld für seine Garderobe ausgegeben. Seine Haltung war lässig, und er hatte die entschlossene Ausstrahlung eines romantischen Straßenräubers.
Straßenräuber? Belle seufzte. Ihre Gedanken drehten sich momentan ziemlich häufig um Straßenräuber. „Ich wurde dort geboren. In Charleston. Und ich gebe Ihnen recht, wenn Sie sagen, dass das Land aufregend ist. Auch ich wünsche mir, eines Tages dorthin zurückzukehren, aber in der nahen Zukunft wird das wohl nicht passieren.“
In diesem Augenblick fiel Rowlands Blick auf einen anderen Besucher des Parks, und er entschuldigte sich, um mit ihm zu sprechen.
Lance suchte Belles Blick und hielt ihn fest. „Reiten Sie ein Stück mit mir, Belle? Ich würde gern mehr über Amerika hören“, erklärte er.
Belle zögerte. Sie war sich nur zu bewusst, dass sie neugierig angestarrt wurden und rings um sie gespannte Erwartung herrschte.
„Bilde ich mir das nur ein oder werden wir tatsächlich von allen beobachtet?“
„Das bilden Sie sich nicht ein. Angesichts der feindseligen Beziehungen zwischen unseren beiden Familien ist das nicht weiter verwunderlich. Reiten Sie mit mir, und ich werde Ihnen zeigen, wie heftig getratscht wird.“
„Sie sind extrem unverschämt. Ich glaube nicht, dass ich mich mit Ihnen zeigen sollte. Ich möchte auf keinen Fall einen Skandal auslösen, der meine Großmutter aufregt.“
Lance sah sie herausfordernd an. „Was ist los, Belle? Haben Sie Angst vor ein bisschen Tratsch? Ihre Großmutter ist nicht hier und kann uns nicht sehen. Wenn sie davon erfährt, wird es zu spät sein.“
Als er verrucht grinste, blitzte plötzlich wieder etwas von dem Mann auf, den sie in Carlton House kennengelernt hatte. Und obwohl Belle fest entschlossen war, sich von ihm nicht beeindrucken zu lassen, konnte sie den winzigen Schauer der Erregung, der sie durchlief, nicht unterdrücken.
„Na gut“, murmelte sie und zwang eine gleichgültige Höflichkeit in ihre Stimme. „Aber anstatt durch den Park zu reiten, können Sie mich vielleicht ein Stück zurück nach Hampstead begleiten.“
„Mit Vergnügen.“
Gemeinsam verließen sie den Park, und der Reitknecht folgte in angemessener Entfernung.
Lance wandte den Kopf und schaute Belle an. Sie zog seine Blicke wie ein Magnet an, und jetzt stiegen seltsam besitzergreifende Gefühle in ihm auf. Es war nicht das Empfinden, das ihn normalerweise überkam, wenn es darum ging, irgendetwas zu besitzen.
„Ich stelle fest, dass Sie sich von Ihrer Uniform getrennt haben, Mylord“, stellte Belle schließlich in unverbindlichem Ton fest. Der Schnitt und die Nähte seines Reitrocks zeigten deutlich eine Schneiderkunst, wie sie sich nur Edelleute leisten konnten. „Ihr Schneider muss hocherfreut über die Möglichkeit sein, einen so berühmten Helden der Schlachten gegen Napoleon einzukleiden. Ein Gentleman mit so teurer und stilvoller Kleidung wird von jedem Lebemann in London beneidet werden.“
Lance begegnete ihrem kühlen Blick. Es schien, als sei sie nicht besonders begeistert von ihm, was seine Neugier nur noch größer werden ließ. „Ich schätze mich glücklich, einen so guten Schneider zu haben. Er näht schon seit vielen Jahren meine Garderobe – hauptsächlich Uniformen. Nun habe ich meine militärische Karriere beendet, und er ist erfreut über die Gelegenheit, mich mit der passenden Kleidung für einen Gentleman zu versehen.“
„Ich kann mir
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