Historical Saison Band 16 (German Edition)
„Ihre Juwelen sind es nicht wert, für sie zu sterben, ganz gleich, wie teuer sie waren. Sind sie so gut verborgen, dass meine Finger tief tauchen müssen, um dorthin zu gelangen?“
Sie schüttelte den Kopf und wich einen weiteren Schritt vor ihm zurück. „Bleiben Sie mir vom Leibe. Sie sind nichts als ein diebischer Halunke, der auf einfache Art an Geld gelangen will.“
„Genauso ist es“, stimmte er ihr freundlich zu. „Na kommen Sie schon – ein Armband, eine Brosche, eine hübsche Halskette – eine reiche Dame wie Sie wird ein oder zwei Stücke von dem Tand nicht vermissen. Ich muss Sie bitten, sich zu beeilen. Ich werde langsam ungeduldig, und dann beginnt mein Finger am Abzug der Pistole zu zucken.“
Als er seine freie Hand nach ihr ausstreckte, empfand Belle Empörung über seine Dreistigkeit und gleichzeitig Angst, was er ihr antun könnte. Sie schlug nach seinen Fingern. „Lassen Sie mich in Ruhe, Sie Flegel.“
Er stieß einen unterdrückten Fluch aus. „Für eine Frau, die ohne jede Hilfe vollkommen auf sich gestellt ist, sind Sie ziemlich aufmüpfig. Halten Sie es nicht für reichlich dumm, sich gegen mich aufzulehnen? Wenn ich Sie töte, werden Sie zur Vernunft kommen. Was dann etwas zu spät sein dürfte.“
„Ich zerfetze Ihre Hand, wenn Sie es wagen, mich anzufassen. Ich schwöre, das tue ich. Lassen Sie mich in Ruhe!“, schrie sie, am ganzen Körper vor Angst zitternd. „Sie haben kein Recht, mich zu berühren.“
„Hören Sie auf, solchen Lärm zu machen.“ Blitzschnell hatte er die Hand ausgestreckt und die Schleife geöffnet, mit der ihr Cape am Hals geschlossen war. Der schwere Stoff rutschte von ihren Schultern zu Boden. Im Licht der Kutschlaternen funkelte das Collier. Der Mann stieß einen leisen Pfiff der Bewunderung aus.
„Aha, Mylady, Sie behaupten also, Sie hätten nichts Wertvolles bei sich. Das Gefunkel da sieht mir aber ziemlich teuer aus. Nehmen Sie die Kette ab.“ Als sie sich nicht rührte, beugte er mit ironischer Höflichkeit den Kopf. „Wenn Sie so freundlich wären.“
„Gehen Sie zur Hölle!“, zischte sie.
„Das werde ich tun, und zwar schon bald. Der Beruf, den ich mir ausgesucht habe, führt normalerweise zu einem frühen Tod.“
„Und zwar zu einem verdienten“, erwiderte sie empört. „Der Galgen ist für Männer wie Sie noch zu gnädig.“
Er lachte, und dieses Geräusch machte Belle noch zorniger. „Sie glauben, dass Sie keine Angst vor mir haben, stimmt’s?“, erkundigte er sich. „Sie machen sich lustig über mich und sehen mich mit ihren großen Augen an. Wenn ich auf der Straße unterwegs bin, fühle ich mich wie ein König, und heute möchte ich gern glauben, dass es mein Glückstag ist und ich bei Tagesanbruch reich sein werde. Und jetzt drehen Sie sich um, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist“, befahl er. „Wenn Sie etwas Unüberlegtes tun, werde ich keine Sekunde zögern, Ihren Kutscher zu erschießen.“
Da sie befürchtete, er würde seine Drohung wahr machen, wandte Belle dem Räuber widerstrebend den Rücken zu. Sie spürte, wie er mit einer Hand ihren Nacken berührte. Sie zuckte zusammen, als sie die kühlen Finger auf ihrer Haut fühlte. Es kostete ihn nur eine Sekunde, die Schließe zu öffnen und die Kette wegzuziehen. Schnell drehte sie sich wieder um, damit sie ihn im Blick hatte.
Während er die kostbaren Juwelen in die Tasche seines Umhangs schob, wich der Dieb zurück, hielt die Pistole aber immer noch auf sie gerichtet. „Na also, das tat doch gar nicht weh, nicht wahr?“
„Sie haben bekommen, was Sie wollten“, erklärte Belle verächtlich. „Und was haben Sie jetzt mit uns vor? Wollen Sie uns erschießen?“
„Nichts so Dramatisches.“
„Dann können Sie uns freilassen. Ich habe nichts mehr, was ich Ihnen geben könnte.“
Der Mann lachte. „Es gibt noch etwas außer den Juwelen. Ich werden meinen Spaß mit Ihnen haben, Euer Ladyschaft.“
Als er sich ihr näherte, wich Belle erneut zurück. Er streckte den Arm vor, strich ihr mit dem Handrücken über die Wange und verzog amüsiert das Gesicht, weil sie zusammenzuckte. Wie zahllose winzige Glasscherben lief ihr ein Schauer der Angst den Rücken hinunter, während sich gleichzeitig in ihrer Magengrube ein Eisklumpen zu bilden schien. Sie wusste, dass sie sich hüten musste, ihn wütend zu machen, damit er sie nicht umbrachte.
„Das wagen Sie nicht“, flüsterte sie und erstickte fast an ihren Worten.
„Meinen Sie?“
„Schauen Sie
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