Historical Saison Band 16 (German Edition)
zurück.
Der Stoff zerriss mit lautem Knirschen. Es folgte ein erschrockener Aufschrei, dann trat ihn ein in einem festen Stiefel steckender Fuß gegen das Schienbein.
„Verdammt! Wer, zur Hölle, sind Sie, und was machen Sie in meinem Haus?“ Grob riss er die Person herum.
Belle stolperte gegen das Bett und krabbelte, von Entsetzen getrieben, über die Matratze auf die gegenüberliegende Seite.
Schäumend vor Wut, stürzte Lance hinter dem Eindringling her, den er für einen Mann hielt, denn er trug Reithosen, und das Gesicht lag im Schatten eines tief in die Stirn gezogenen Hutes.
Belle unternahm eine weitere Anstrengung, zu fliehen, indem sie seinen Frack vom Bett nahm und ihn nach ihm warf. Doch Lance schwang sich um den Bettpfosten herum, wehrte mit dem Arm das fliegende Kleidungsstück ab und berührte mit den Fingern erneut die schattenhafte Figur. Belle machte einen Schritt zur Seite und spurtete durchs Zimmer. Als Lance sie schon fast wieder eingeholt hatte, änderte Belle abrupt die Richtung und lief zur Tür. Er war schneller und erreichte sie rechtzeitig, um sie von hinten zu umschlingen und festzuhalten. Dabei presste er eine Hand auf ihren Mund, als sie ihn öffnete, um zu schreien.
„Ruhig jetzt. Wenn du weiter gegen mich kämpfst, schlage ich dich bewusstlos. Hast du mich verstanden?“ Sein Gefangener nickte und Lance lockerte seinen Griff ein wenig.
Sofort grub Belle ihre Zähne in seine Handfläche und warf sich nach vorn, um sich zu befreien. Bevor sie auch nur zwei Schritte gemacht hatte, packte er sie erneut und hielt sie mit beiden Armen an sich gepresst.
„Du willst also mein Blut trinken?“
Der plötzliche enge Kontakt zwischen ihren Körpern ließ Belle aufstöhnen.
Lance hielt sie weiter fest und stellte fest, dass ihr Körper für einen Mann zu schlank und zu leicht war. Konnte es ein junger Bursche sein?
Er nahm sie mit zur Tür und drehte den Schlüssel um, bevor er sie losließ und die Lampe anzündete. Nun richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf seinen Gefangenen, der weiter um sich schlug. Lance streckte den Arm aus und zog seinem Gefangenen den Hut weg. Sein Verstand wehrte sich gegen das, was er sah – die dunkelbrauen Haare mit dem rotgoldenen Schimmer, die ein Gesicht mit cremefarbener Haut umrahmten. Die Lippen waren weich und sinnlich, die Augen klar und von leuchtend grüner Farbe.
„Was, zur Hölle … gütiger Himmel!“, rief er. „Belle!“
Belle wandte sich von ihm ab, doch er griff nach ihrem Handgelenk. Blind und ohne jeden Verstand kämpfte sie immer noch gegen ihn an, wand sich wie wild und versuchte, ihn zu kratzen, damit er sie losließ und sie entkommen konnte.
„Halten Sie jetzt endlich still?“, brummte er, drängte sie mit dem Rücken gegen die Wand und versuchte, sie mit seinem Körpergewicht daran zu hindern, weiter um sich zu schlagen. Wenn sie nicht endlich aufgab, würde er den Druck seiner Finger um ihr zartes Handgelenk erhöhen müssen.
Trotzig hielt Belle den Schmerz aus, bis Lance endlich seinen Griff lockerte. Als sie spürte, wie wenig Kraft ihr geblieben war, beruhigte sie sich langsam. Doch dann wurde ihr bewusst, dass er mit seinen Schenkeln ihren zitternden Körper umklammerte.
„Hören Sie auf, gegen mich zu kämpfen, Belle, dann lasse ich Sie los und werde mir anhören, was Sie zu sagen haben. Sie schulden mir wenigstens eine Erklärung.“
„Ich schulde Ihnen gar nichts“, zischte sie, wobei sie ihn mit ihren Blicken erdolchte. Sie wich vor ihm zurück und rieb sich das Handgelenk. „Ich schwöre, dass ich Ihnen die Finger breche, wenn Sie es wagen, mich noch einmal anzufassen.“
Lance trat ebenfalls einen Schritt nach hinten. Eine Welle des Zorns durchlief ihn. Wie hatte sie nur so waghalsig sein und sich in eine so große Gefahr begeben können? „Ist Ihnen klar, dass ich Sie hätte töten können, Sie dummes Mädchen?“
Herausfordernd warf Belle den Kopf in den Nacken und machte eine entrüstetes Gesicht. „Die Verzweiflung bringt mich dazu, dumme Dinge zu tun.“
„Verzweiflung? Sie? Bringen Sie mich nicht zum Lachen“, bemerkte er in sarkastischem Ton. „Wie nett von Ihnen, bei meiner Abendgesellschaft vorbeizuschauen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erklären, wie Sie an meinem Butler vorbeigekommen sind – in diesem Aufzug?“
„Ich bin durch eine Hintertür ins Haus geschlichen. Das war nicht schwierig.“
„Sagen Sie mir jetzt, was, zur Hölle, Sie hier zu suchen
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