Historical Saison Band 16 (German Edition)
nach einigen Augenblicken nichts passiert war, trat sie ein und schloss die Tür hinter sich.
Im Zimmer brannte eine einzelne Lampe und verbreitete schwaches Licht. Belle hätte es gern heller gehabt, beschloss aber, dass es so gehen musste. Also machte sie sich an die Arbeit und begann bei einem großen Schreibtisch neben der Tür. Nachdem sie ihn durchsucht hatte, wobei sie sorgfältig darauf achtete, dass alles an seinem Platz blieb, machte sie mit dem nächsten Möbelstück weiter. Sie bemühte sich, leise zu sein, und bewunderte die Kostbarkeit sämtlicher Gegenstände, die sie berührte.
Als die kunstvoll verschnörkelte Uhr auf dem Kaminsims die zehnte Stunde schlug, hob sie den Kopf. Sie wunderte sich, wie rasch die Zeit verflog, und war enttäuscht, dass ihre Suche bis jetzt zu keinem Ergebnis geführt hatte. Sie musste sich beeilen. Nun bemerkte sie eine Tür, von der sie annahm, dass sie ins Ankleidezimmer führte. Sie schlüpfte in diesen Raum, durchsuchte die Schubladen und schaute zwischen den auf Bügeln aufgehängten Kleidungsstücken nach. Wieder erfolglos.
Erschöpft und furchtbar enttäuscht, ging sie ins Schlafzimmer zurück. Sie war nahe daran, aufzugeben, als ihr Blick an den Nachtschränken zu beiden Seiten des Bettes hängen blieb. Einen Moment hielt sie inne, um zu lauschen. Hatte sie ein Geräusch gehört? Nein.
Bei einem letzten verzweifelten Versuch, die Juwelen zu finden, schaute sie in eines der Nachtschränkchen. Fast hätte sie einen Triumphschrei ausgestoßen, als sie darin einen Samtbeutel mit funkelndem Inhalt entdeckte. Endlich hielt sie in der Hand, wonach sie gesucht hatte.
„Jetzt habe ich dich, du diebischer Schuft“, flüsterte sie, während sie das Samtsäckchen in die Tasche steckte. Rasch schloss sie die Schublade und erstarrte mitten in der Bewegung. Dieses Mal irrte sie sich nicht. Auf dem Flur waren Schritte zu hören, die sich dem Schlafzimmer näherten. Belle stürzte zur Lampe und stellte sie, nachdem sie die Flamme gelöscht hatte, auf den Fußboden, sodass sie im Dunkeln nicht rasch gefunden und wieder angezündet werden konnte. Allerdings hätte sie sich die Mühe nicht machen müssen, denn es gab noch weitere Lampen im Zimmer. Nun war sie von fast vollkommener Dunkelheit umgeben. Belle wandte sich unentschlossen hin und her. Sie musste ein Versteck finden. Als sie die Umrisse des Paravents erkannte, floh sie hinter den Wandschirm. Im selben Moment wurde der Türknauf umgedreht.
Lance trat ein und stieß einen unterdrückten Fluch aus, als er feststellte, dass es im Zimmer dunkel war. Er fluchte ein wenig lauter, als er mit dem Fuß gegen die Lampe stieß, die daraufhin umfiel.
„Was, zum Teufel, ist mit dem Licht passiert?“ Sein Ton klang scharf, und in seiner Stimme schwang Ärger mit. Ohne viel Aufhebens zu machen, hob er die Lampe vom Boden auf, zündete ein Schwefelholz an und brachte sie wieder zum Leuchten. Ein paar Sekunden stand er ganz ruhig da und ließ seine Blicke durchs Zimmer wandern. Nachdem er festgestellt hatte, dass alles an seinem Platz war, zog er seinen Frackrock aus und warf ihn aufs Bett.
Hinter dem Wandschirm lauschte Belle, wie er sich durch den Raum bewegte, und fragte sich, warum er hergekommen war, und wie sie nun hier hinauskommen sollte, ohne gesehen zu werden. Ihr Herz raste vor Angst, und sie atmete tief durch, um ihren viel zu raschen Pulsschlag zu beruhigen. Gleichzeitig versuchte sie, durch einen Spalt im Paravent zu schauen. Sie sah, dass Lance seinen Kragen lockerte und die Weste auszog. Was war das für ein dunkler Fleck? Es sah aus wie Rotwein. Offensichtlich hatte er etwas auf seine Kleidung geschüttet und war in sein Zimmer gegangen, um sich umzuziehen. Das würde er hoffentlich rasch erledigen und gleich wieder gehen. Nachdem er in seinem Ankleidekabinett verschwunden war, wartete sie zitternd vor Angst. Jetzt kam er in frischer Kleidung zurück ins Schlafzimmer und näherte sich dem Wandschirm.
Lance hatte den Paravent schon fast erreicht und wollte die Seite aufklappen, als der ganze Wandschirm in seine Richtung gekippt wurde. Das Gewicht warf ihn fast um, und für einen Augenblick war er vor Überraschung wie erstarrt, als eine Gestalt an ihm vorbeihuschte. Auf dem Weg aus dem Zimmer blieb sie für einen Moment stehen und löschte die Lampe. Wütend warf Lance den Paravent zur Seite und erreichte mit großen Schritten den Eindringling, bevor er fliehen konnte. Er packte seine Jacke und zog ihn daran
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