Historical Saison Band 16 (German Edition)
spielen?“
An diesem Punkt zog Lance es vor, lieber nicht an die Wette zu denken, die er mit Rowland abgeschlossen hatte. „Weil ich wollte, dass der Mensch, der Ihnen Ihren Schmuck fortgenommen hat, nur ein schlichter Dieb ist. Hätten Sie mir die Diamanten gegeben, wenn ich Sie darum gebeten hätte?“
„Natürlich nicht.“
„Na bitte, da haben Sie Ihre Antwort. Aber ich kann nicht glauben, dass Sie das hier geplant haben. Hierher zu kommen, angezogen wie … Sie angezogen sind“, stellte er fest. Er betrachtete ihre Kleidung und kam zu der Ansicht, dass sie in ihrer weißen Seidenbluse und den langen, wohlgeformten Beinen in den eng anliegenden ockerfarbenen Reithosen einen wundervollen Anblick bot. „Und dass Sie verrückt genug waren, in mein Haus zu kommen, um sich die Juwelen zurückzuholen.“
Plötzlich hatte Belle das Gefühl, in seiner Nähe keine Luft mehr zu bekommen. Ihr ganzer Körper pochte, so sehr war sie sich seiner Gegenwart bewusst, doch sie wusste, wenn sie ihm ihre Schwäche zeigte, würde das zu einer Katastrophe führen. Sie bemerkte, in welche Richtung sein Blick wanderte, und als sie nach unten schaute, bemerkte sie, dass sich ihre Brustwarzen deutlich unter ihrer Bluse abzeichneten. Vor Verlegenheit begannen ihre Wangen zu brennen. Schnell kreuzte die Arme vor der Brust und funkelte ihn böse an.
„Das hätte ich niemals getan, wenn ich nicht so wütend gewesen wäre. Ich habe ein ziemlich ungestümes Temperament. Dagegen kann ich nichts tun, und es gelingt mir selten, es zu kontrollieren, wenn ich erst einmal in Fahrt bin.“
„Das habe ich schon ganz von allein herausgefunden“, erwiderte Lance in trockenem Ton. Er hatte mit seinem Verhalten einen schlafenden Drachen geweckt.
„Dann sollten Sie in Zukunft besser zwei Mal nachdenken, ehe Sie mich provozieren.“
Seine Augen wurden bedrohlich schmal. „Ich habe ebenfalls ein heftiges Temperament, Belle. Sie täten gut daran, sich das zu merken.“ Er starrte sie ein paar Sekunden an, dann schlenderte er zum Kamin und stützte sich auf dem Sims ab.
„Wenn ich ein Mann wäre, würde ich Sie für das, was Sie mir in der vergangenen Nacht angetan haben, zum Duell fordern.“
„Das wäre nicht besonders klug, Belle.“
„Nein? Nachdem Sie mein Leben bedroht haben und auch die Männer, deren Pflicht es war, mich zu beschützen, würde mich nichts mehr befriedigen, als Ihnen eine Kugel zwischen die Augen zu schießen.“
„Was? Sie können mit einem Gewehr umgehen?“
„Natürlich kann ich das – zufällig bin ich eine sehr gute Schützin. Wo ich herkomme, ist es nicht ungewöhnlich, dass eine Frau schießen lernt. Ich bin eine der Besten, wenn es darum geht, die Zielscheibe zu treffen.“ Sie lächelte ironisch. „Wahrscheinlich halten Sie mich jetzt für eitel.“
„Nein, ich bin beeindruckt. Keine der Damen meiner Bekanntschaft kann auch nur die beiden Enden eines Gewehrs unterscheiden.“
„Dann sollten Sie ein wenig wählerischer sein, was Ihren Umgang betrifft.“
„Das denke ich nicht“, widersprach er. „Nähere Bekanntschaft mit einer Frau, deren Fähigkeiten im Umgang mit Waffen meine übertreffen, könnte sich als gefährlich erweisen.“
„Dann ist ja jetzt klar, dass Sie nicht an mir interessiert sind“, stellte Belle in heiterem Ton fest.
„Wie kommen Sie darauf?“
„Gestern Abend ließen Sie mich glauben, Sie seien ebenso entzückt von mir wie die anderen Männer. Jetzt weiß ich, dass es Ihnen nur um die Diamanten meiner Großmutter ging. Sie wissen jedenfalls, wie man das Selbstbewusstsein einer Frau dämpft.“
Lance hätte ihr gern gesagt, dass sie die falschen Schlüsse zog, und dass er sowohl von ihr als auch von dem Collier entzückt war. Sie war einfach zu schön, zu aufsehenerregend, als dass ein Mann nicht von ihr hätte bezaubert sein sollen. Doch er weigerte sich, ihre Eitelkeit noch mehr zu füttern, als es ohnehin schon die kindischen Schwachköpfe taten, die sie umschwärmten, wo sie ging und stand.
„Ich bin überzeugt, Ihr Stolz wird sich bald erholen.“
Belle war enttäuscht, dass er sich nicht zu ihr hingezogen fühlte, zeigte es aber nicht. Warum hatte sie dieses Thema überhaupt ansprechen müssen? Wie furchtbar peinlich. Wahrscheinlich dachte er jetzt, sie habe ihn dazu bringen wollen, ihr Komplimente zu machen. Sie hätte wissen sollen, dass ihre Bemerkung zwecklos sein würde. Aber, verdammt noch mal, warum musste er ihr auch so deutlich sagen, dass er
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