Historical Saison Band 16 (German Edition)
Bedauern. Doch irgendwie gelang es ihr, eine kühle und ernste Miene aufzusetzen, als sie Rowlands Arm losließ und ihren Platz neben Lance Bingham einnahm.
Während die Musik anschwoll, wandte Lance den Kopf, um sie anzusehen. In einem gewissen Maße waren seine Bemühungen erfolgreich gewesen, ihr mit einer möglichst unpersönlichen Haltung gegenüberzutreten und sie auf Armlänge von sich entfernt zu halten. Doch nun sah er diesen Traum von einer Frau, und da verschwand etwas von der Düsternis der Atmosphäre.
„Du bist unglaublich schön, Belle.“
Dieses Kompliment war genau das, was sie brauchte, um Mut zu fassen. Ihr Herz wollte vor Freude bersten, als Rowland ihre Hand in die von Lance legte, der seine starken Finger mit einem festen Griff beruhigend um ihre legte. Falls sie noch Zweifel gehabt hatte, ob sie diesen Mann heiraten sollte, verschwanden sie in diesem Moment.
Mit leiser, zitternder Stimme beantwortete Belle die Fragen des Pfarrers. Eindringlich klang Lances feste, tiefe Stimme durch die Stille. Klangvoll hallte es durch die Kirche, als er versprach, sie zu lieben und zu ehren. Und dann war es vorbei, und der Geistliche erklärte sie zu Mann und Frau.
„Sie dürfen die Braut jetzt küssen“, sagte der Pfarrer.
Lance wandte sich um und schaute sie an. In seinen Augen glänzte etwas, das so intensiv und so erschreckend war, dass Belle sich steif machte, als er sie an sich zog. Er beugte den Kopf und eroberte ihre Lippen für einen sehr langen Kuss, der den Geistlichen missbilligend die Stirn runzeln ließ und den übrigen Anwesenden ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Dann gab er sie frei und nahm ihren Arm. Nachdem sie die Dokumente unterzeichnet hatten, die ihre Verbindung vor den Augen des Gesetzes legalisierten, führte Lance seine Braut den Mittelgang entlang aus der Kirche und half ihr beim Einsteigen in seine prächtige Kutsche.
Atemlos vor Erleichterung ließ Belle sich in die luxuriösen Polster sinken und schaute hinunter auf den breiten Goldreif, den Lance ihr an den Finger gesteckt hatte.
Lance spürte ihre Anspannung und ihre Traurigkeit, und als sähe er sie zum ersten Mal, wurde ihm klar, wie schwierig die Situation für sie sein musste. Dies war der Tag ihrer Hochzeit, der wichtigste Tag im Leben eines Mädchens. Sie ließ alles zurück, was ihr vertraut war, um ein völlig neues Leben an der Seite eines Ehemanns zu beginnen. Und dieser Ehemann, dachte er voll Bedauern, muss ihr durch sein Ausweichen und seine Zurückhaltung den Eindruck vermittelt haben, dass er sie nicht will.
Plötzlich wollte er die Dinge leichter für sie machen und ihr zeigen, dass er bereit war, ihrer Ehe eine Chance zu geben. „Was ich in der Kirche gesagt habe, war ernst gemeint, Belle. Du siehst wunderschön aus“, bemerkte er ruhig, nahm ihre Hand und hielt sie fest. In seiner Stimme schwang ein seltsam stolzer Unterton mit, vielleicht auch Bewunderung, und das brachte sie dazu, ihm das Gesicht zuzuwenden. Solche verlockende Schönheit war für einen Mann kaum zu ignorieren, viel weniger noch für einen, der durch die lange Enthaltsamkeit und seine angeborene Leidenschaft angestachelt wurde. Als sie den Blick senkte, legte er vorsichtig einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
„Küss mich, Belle.“ Ihr femininer Duft weckte seine Sinne. Er konnte ihr nicht widerstehen und zog sie an sich. Wortlos bot sie ihm ihren Mund dar. Zuerst küsste sie ihn vorsichtig, als bräuchte sie Zeit, um sich zu überlegen, was sie da tat. Doch als er den Mund öffnete, schien sie sich ein wenig zu entspannen.
Es war der erste Kuss, seit sie London verlassen hatten. Am Abend dieses Tages würde er sie in jeder Hinsicht zu seiner Frau machen, und das Blut brodelte heiß durch seine Adern.
Schließlich hob er den Kopf. „Hat Ihnen das gefallen, Madam?“
„Hmhm. Es war so schön, dass ich nichts dagegen hätte, wenn du mich noch einmal küssen würdest.“ Ihr Ehemann kam sofort ihrem Wunsch nach und dieses Mal war es noch sinnlicher, weil er seine Zunge in ihren Mund gleiten ließ, um ihn zu erforschen. Sie stöhnte unter seinen Lippen, und als er sie freigab, bat sie um mehr.
„Du bist unersättlich, Liebste, doch ich wage es nicht, weiterzumachen, sonst tauche ich bei unserem Hochzeitsfrühstück in einem Zustand größter Verwirrung auf.“
Sie verzog den Mund zu einem scheuen, aber schelmischen Lächeln. „Ich habe noch nie einen Mann in einer offenen Kutsche geküsst. Ich komme
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