Historical Saison Band 16 (German Edition)

fing bereits an zu zweifeln, ob Lance sie jemals bei sich haben will.“
    „Er will es immer noch nicht. Wenigstens nicht jetzt. Aber das kommt noch. Er muss einfach. Wenn er nur versuchen würde, Charlotte als seine Tochter zu akzeptieren, dann könnte sie eine Quelle des Trostes für ihn sein.“
    Elizabeth hielt mitten in der Bewegung inne. Ihre Augen waren dunkel vor Sorge. „Es tut mir so furchtbar leid, Belle, dass es wegen dieser Geschichte zwischen Lance und dir Streit gibt. Das war das Letzte, was ich wollte. Du hast ihn erst vor so kurzer Zeit geheiratet.“
    Belle erwiderte ihr Lächeln mit einer Zuversicht, die der älteren Frau nicht überzeugend erschien. „Mach dir bitte keine Gedanken. Ich bin sicher, am Ende kommt alles in Ordnung. Lance benimmt sich wie ein verwundeter Bär. Aber wir müssen uns dieser Sache stellen und sie klären, wenn wir unser gemeinsames Leben weiterleben wollen.“
    „Du hast recht. Komm bitte herein und wir trinken zusammen eine Tasse Tee. Anschließend gehen wir ins Kinderzimmer, damit du deine Stieftochter kennenlernen kannst.“
    Sie setzten sich in einen reizenden Salon, von dem aus man einen herrlichen Blick auf den Park hatte. Nachdem sie Tee getrunken und über Nichtigkeiten geplaudert hatten, war Belle froh, als Elizabeth einen gemeinsamen Spaziergang im Freien vorschlug. Erst in einiger Entfernung bedeutete sie ihr, sich auf einer Bank niederzulassen.
    „Ich bin froh über die Gelegenheit, allein mit dir zu sprechen, Belle. Es geht um eine Angelegenheit, die nichts mit Charlotte zu tun hat. Ich halte nichts von Halbwahrheiten und Ausflüchten. Lance hat mir erzählt, wie eure Verlobung zustande kam, und ich muss gestehen, dass ich zu diesem Zeitpunkt in Sorge war.“
    Belle senkte verlegen den Blick auf ihre Hände. „Ich bin sicher, dass du dich gesorgt hast.“
    „Ich muss zugeben“, fuhr Elizabeth nachdenklich fort, „dass ich wegen dem, was in der Vergangenheit zwischen unseren Familie geschehen ist, schockiert war, als Lance mir schrieb, dass ihr zwei heiraten werdet. Ich habe es so verstanden, dass es darum ging, deinen Ruf zu retten.“
    „Und meinen Stolz“, fügte Belle ironisch hinzu.
    „Lances Stolz ebenfalls. Ihr habt euch beide dumm verhalten. Wie hat deine Großmutter auf die Geschichte reagiert?“
    „Sie war wütend – und sehr enttäuscht von mir. Als ich nach England kam, war mein Wissen über Etikette und wie man sich hier verhalten muss, äußerst dürftig. Ich wusste nur sehr wenig über die Regeln der englischen Gesellschaft. Meine Großmutter gab sich viel Mühe, mich auf die Saison vorzubereiten, und setzte große Hoffnungen in mich.“
    „Die Saison – also die Zeit, zu der junge Mädchen in die Gesellschaft eingeführt werden, damit sie sich einen passenden Ehemann suchen können – ist ohnehin eine einschüchternde Angelegenheit. Für eine junge Frau, die gerade erst aus Amerika gekommen ist, muss es Angst einflößend gewesen sein. Aber erzähl bitte weiter. Wie reagierte deine Großmutter auf dein Verhalten?“
    „Als sie erfuhr, was ich getan und wie Lance es zu seinem Vorteil ausgenutzt hatte, beschloss sie, dass mein Ruf wichtiger ist als die Ereignisse der Vergangenheit. Sie opferte ihren Stolz und bestand darauf, dass Lance sich wie ein Ehrenmann verhielt.“
    „Und das war richtig so. Ich hätte genau dasselbe getan.“
    „Zunächst wollte er mich nicht heiraten. Inzwischen weiß ich, dass er sich wahrscheinlich weigerte, weil er immer noch um seine erste Frau Delphine trauerte. Es war zu früh. Ich kann ihm keinen Vorwurf machen, dass er so bald nach dem Verlust seiner Ehefrau keine neue Beziehung wollte – ganz zu schweigen von einer neuen Ehe. Eine Frau am Abend der Schlacht zu verlieren, sich sofort nach ihrem Tod ins Schlachtgetümmel stürzen zu müssen … ich kann mir gar nicht vorstellen, wie er das überstanden hatte, ohne dabei den Verstand zu verlieren.“
    „Lance ist stark“, erwiderte Elizabeth. „Er ist einer der aufrichtigsten, stärksten Menschen, die ich kenne. Ich gehe davon aus, es drohten schlimme Konsequenzen für den Fall, dass er sich weigerte, dich zu heiraten.“
    „Ja“, antwortete Belle leise und schaute ihrer Schwiegermutter direkt in die Augen. „Ich habe mich kompromittiert.“
    „Soweit ich weiß, hat Lance dich gezwungen, indem er die Diamanten stahl.“
    „Wäre mir zu diesem Zeitpunkt klar gewesen, dass sie deiner Familie gehören, hätte ich die Sache auf sich