Historical Saison Band 16 (German Edition)
eine oder andere Richtung beeinflusst werden.“
Erstaunt zog Lance die Augenbrauen hoch und trat ins Zimmer. „Hör mit diesen Dummheiten auf! Ich mag deinen Tonfall nicht, Belle. Es ist nicht nötig, so ein Melodram aufzuführen.“
Belle bewegte sich auf ihn zu, um ihm ihre ganze Wut entgegenzuschleudern. „Melodram? Ich mag vieles sein, aber ich bin ganz gewiss nicht melodramatisch. Was dir gefällt oder nicht gefällt, ist im Augenblick sehr unwichtig für mich. Was hast du dir eigentlich gedacht? Dir muss doch klar gewesen sein, dass ich es früher oder später herausfinden würde. Du hast eine Tochter“, stellte sie energisch fest. „Wolltest du sie vor mir verstecken? Hast du wirklich geglaubt, ich würde es nicht erfahren?“
„Ich habe sie nicht versteckt.“ In Lances Stimme schwang etwas mit, das fast wie Schmerz klang, doch sein Gesicht war rot vor Wut. „Sie ist bei meiner Mutter. Und dort wird sie bleiben, bis ich entschieden habe, was mit ihr geschehen soll.“
„Ich denke, dabei hat deine Mutter auch ein Wörtchen mitzureden. Was ist los, Lance? Magst du etwa keine Kinder?“
„Doch, das tue ich. Und wenn wir eigene Kinder haben, werde ich es dir beweisen.“
„Eigene Kinder?“, schrie sie. „Glaubst du wirklich, ich würde jemals in Erwägung ziehen, ein Kind mit dir zu haben, wenn du dich nicht mal überwinden kannst, dich um das Kind zu kümmern, das du schon hast?“ Sie wirbelte herum, doch Lance packte sofort ihr Handgelenk und zog sie zurück. „Wage es nicht, mich grob zu behandeln!“, warnte sie ihn.
Lance sah sich einer Frau gegenüber, die er kaum wiedererkannte – einer aufgebrachten, wunderschönen Xanthippe. Anstatt sich bei ihr für seinen Fehler zu entschuldigen, wie er es vorgehabt hatte, sagte er: „Du machst viel zu viel Wind wegen dieser Sache. Du verhältst dich vollkommen unvernünftig und absurd.“
Belle befreite ihren Arm aus seinem Griff und trat so weit zurück, dass er sie nicht mehr erreichen konnte. „Du bist ein Ungeheuer. Und ich bin weder unvernünftig, noch verhalte ich mich absurd, also wage nicht, das zu behaupten. Du hast mich äußerst grausam hinters Licht geführt, Lance. Im Augenblick bin ich so wütend auf dich, dass ich dir nicht verzeihen kann.“
„Was kannst du mir nicht verzeihen? Dass ich dir nichts von meiner früheren Frau und meiner Tochter erzählt habe? Hätte das etwas an deinem Entschluss geändert, mich zu heiraten?“
„Das kann ich dir nicht beantworten. Es hätte mich auf jeden Fall beeinflusst.“ Fassungslos fuhr sie fort: „Ich verstehe nicht, warum sie nicht hier bei ihrem Vater ist – wo sie hingehört.“
„Es wird gut für sie gesorgt. Es fehlt ihr an nichts“, erklärte er in kühlem Ton.
„Nur ihr Vater. Sie hat ihre Mutter verloren. Bist du so herzlos, ihr die Liebe ihres Vaters zu verweigern? Auf einen Elternteil verzichten zu müssen, ist schlimm genug, aber wenn der Vater sich nicht um das Kind kümmert, weil er ihm die Schuld am Tod der Mutter gibt, ist das unglaublich grausam. Hast du nie darüber nachgedacht, wie sehr du sie verrätst – und deine erste Frau?“
Die Farbe des Zorns wich aus seinem Gesicht und seine Augen glitzerten. „Was? Was hast du gesagt?“
„Dass deine Frau sicher traurig wäre, wenn sie wüsste, wie du ihr Kind ablehnst. Ein neun Monate altes Kind hat nichts getan, wofür du es verdammen könntest.“
Es folgte ein unergründliches und furchtbares Schweigen. Lance machte einen Schritt auf sie zu, doch Belle wich nicht zurück. Keiner von ihnen war bereit, nachzugeben.
„Du redest über Dinge, von denen du keine Ahnung hast.“ Sein Gesicht war bleich und wutverzerrt, seine Stimme bebte vor unterdrückten Gefühlen. „Wie kannst du es wagen, von meiner ersten Frau zu sprechen? Ihr Name war Delphine, und sie starb, nachdem sie am Vorabend der Schlacht von Waterloo ein Kind zur Welt gebracht hatte. Du redest darüber, wie ihre Meinung zu bestimmten Dingen gewesen sein könnte, und was sie wohl gefühlt haben mag. Damit begehst du einen Frevel, denn du hast kein Recht, so etwas zu tun. Verdammnis über dich, Belle, weil du diese Worte gesprochen hast.“
„Nein, du wirst verdammt sein, Lance Bingham. Du und all die anderen Männer, die sich Befriedigung verschaffen und sich die größte Schwäche einer Frau zunutze machen – ihr verletzliches Herz. Gütiger Gott, was habe ich getan, dass ich das verdient habe? Dass ich ertragen muss, wie …“
„Nichts.
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