Historical Saison Band 16 (German Edition)
heftige Bedürfnis, die Laken von der Matratze zu zerren und zu zerfetzen. Lance hatte die Enthüllungen seiner Mutter nicht abgestritten und auch keine Erklärung angeboten. Sein Verhalten verletzte sie zutiefst.
All ihre Hoffnungen waren gestorben; nie wieder konnten sie zum Leben erweckt werden. Lance, der Mann, den sie liebte, hatte ihr Vertrauen zerstört.
Sie hatte Lance in dem Bewusstsein geheiratet, dass er sie nicht liebte – und jetzt wusste sie auch, warum er nichts für sie empfand: Er war schon einmal verheiratet gewesen. Er hatte eine Frau gehabt, die erst seit neun Monaten tot war.
Sie hatte geglaubt, sie hätten die Grundlagen für ihre Ehe gelegt, während er die ganze Zeit ein trauernder Witwer gewesen war. Eine andere Erklärung, als dass er seine Frau sehr geliebt hatte und die Schuld an ihrem Tod dem Kind gab, bei dessen Geburt sie gestorben war, fand sie nicht.
Und was hatte er für seine Frau empfunden? Hatte er ihr das gegeben, was sie selbst sich sehnlichst wünschte – sein tiefstes Inneres, das ein Mann der Frau schenkte, die er liebte? Ich habe ihm mein Herz geschenkt, obwohl ihm das wahrscheinlich nicht bewusst ist, dachte Belle unglücklich. Sie hatte ihm ihr Vertrauen geschenkt – und er hatte es gebrochen. Sie hatte ihm alles gegeben, was sie hatte und was sie war.
Im Salon bereitete Elizabeth sich aufs Gehen vor, weil sie dem frischverheirateten Paar Gelegenheit geben wollte, miteinander zu reden und das bedauerliche Durcheinander zu klären.
„Belle muss sich furchtbar elend fühlen, Lance. Möchtest du, dass ich nach ihr sehe?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein … lass sie in Ruhe. Es ist besser, wenn ich zu ihr gehe. Wir müssen reden.“
Elizabeth gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ja, tu das. Du hättest es vor eurer Hochzeit tun sollen. Verletze sie nicht noch mehr, Lance. Sie scheint eine sensible, aber starke junge Frau zu sein. Sie wird diese Geschichte überstehen – und ich kann nur hoffen, dass sie dir vergibt.“
Als Lance die Tür zum Schlafzimmer öffnete, war Belle dabei, ihre Toilettenartikel und Bürsten vom Ankleidetisch zu nehmen.
„Willst du fort?“
Belle wirbelte herum, als sie den verletzenden Ton in der Stimme ihres Mannes hörte. Ein Blick auf seine harte Miene, und sie wusste, dass er jedenfalls nicht vor ihr auf die Knie fallen und sie um Verzeihung für seinen Betrug bitten würde. Er machte sich nicht einmal die Mühe, ins Zimmer zu kommen, sondern blieb an der Tür stehen.
„Ich ziehe in ein anderes Zimmer. Daisy wird später meine Kleider holen.“
„Was willst du tun? Einfach so?“ Obwohl Lance bereit war, einzugestehen, dass er sie schlecht behandelt hatte, war er auf etwas Derartiges nicht vorbereitet gewesen. Außerdem war er nicht bereit, zuzulassen, dass sie ihm ihre körperlichen Pflichten verweigerte. „Nach zwei Tagen Ehe willst du aus unserem Schlafzimmer ausziehen?“
Belle warf einen Blick in seine zornig funkelnden Augen und hielt mit dem inne, was sie gerade tat. Noch nie hatte ihr Herz sich so schwer angefühlt. „Du musst wissen, dass diese Neuigkeit ein großer Schock für mich war. Ich muss ein wenig allein sein – und darüber nachdenken, was ich nun tun werde.“
„Und warum glaubst du, dass du irgendetwas tun musst? Du bleibst hier bei mir.“
Die Autorität und die Arroganz, mit der er sprach, machten Belle wütend. „Und du geh zur Hölle, Lance Bingham. Du kannst nicht erwarten, dass ich deine … Taktlosigkeit ignoriere und vergesse, was du getan hast und welche Auswirkungen das auf mich haben wird. Ich muss einige Zeit allein sei, um wieder klar denken zu können.“
„Du kannst nicht einfach in ein anderes Zimmer ziehen. Du bist meine Ehefrau.“
„Dann hättest du mir die entsprechende Höflichkeit zuteilwerden lassen sollen“, fuhr sie ihn wütend an. „Vor unserer Hochzeit hättest du mir sagen müssen, dass du schon einmal verheiratet gewesen bist und ein Kind hast. Dass du es nicht getan hast, war hinterlistig und verabscheuungswürdig.“
„Nach so kurzer Zeit hasst du mich schon?“
„Ich hasse dich nicht, Lance, aber ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken, was ich tun werde und wie ich am besten mit dieser Sache umgehe. Und ich muss herausfinden, was ich jetzt für dich fühle. Nachdem ich etwas Zeit für mich hatte, werde ich in der Lage sein, zu entscheiden, welche Hoffnungen und Sehnsüchte ich für die Zukunft habe. In der Zwischenzeit möchte ich nicht in die
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