Historical Saison Band 17
reiten.“
„Also wurden wir zum Narren gehalten“, klagte der Dandy.
„Ja, wir sind tatsächlich Narren“, seufzte Lord Wivenhoe. „Die Damen haben bewiesen, dass wir Männer auf fast alles wetten.“
Ärgerliches Gemurmel erklang, bis Joshua vorschlug, einige der anwesenden Gentlemen könnten sich der Herausforderung stellen. Unbehaglich spähten sie die steile, kurvenreiche Straße hinab.
Schließlich sprach Lord Wivenhoe aus, was alle dachten. „Da wären wir ja wahnsinnig! Gönnen wir uns lieber ein paar Drinks. Inzwischen müsste das Lewes Arms geöffnet sein.“
5. KAPITEL
L angsam ritt Joshua nach Brighton, zufrieden mit seinem Erfolg an diesem Morgen. Er war ziemlich sicher, dass er die Klatschgeschichten verhindert hatte, die sich wie ein Lauffeuer verbreitet hätten, wenn Domino bei der Keere Street erschienen wäre. Jetzt fand er Zeit, um nachzudenken, und durchschaute bald Charlottes Strategie. Sie hatte das Mädchen in die Höhle des Löwen schicken, dann beiseite treten und ihre Unschuld beteuern wollen, während der Löwe das Lamm verschlang.
Aber Domino war wohl kaum ein Lamm. Bei jeder Gelegenheit provozierte sie ihn. Eigentlich hätte er sie ihrem Schicksal überlassen müssen. Wie sehr sie ihn verachtete, verhehlte sie nicht. Sogar einen Wüstling hatte sie ihn genannt. Warum sorgte er sich überhaupt um sie? Gewiss, sie war attraktiv und außergewöhnlich, doch er kannte viel schönere Frauen. Außerdem war sie interessant und klug, allerdings sehr jung und unerfahren. Vielleicht eine Herausforderung. Keinesfalls kokett und affektiert. Erfrischend und unkonventionell. Doch ihr impulsives Wesen könnte sie in manche Gefahren bringen.
Und sie strahlte eine Lebensfreude aus, die er längst verloren hatte – ganz egal, ob sie verträumt an der Küste dahinwanderte oder allein frühmorgens über die Hügel ritt, um an einem lächerlichen Wettrennen teilzunehmen, zweifellos voller Angst, aber keineswegs zu einem feigen Rückzug bereit. Wie lange würde ihr Freigeist das Joch einer arrangierten Ehe überstehen?
Irgendwie hatte sie sich in sein Herz geschlichen, und das irritierte ihn. Wann immer er sie sah, geriet er in einen unwiderstehlichen Bann und verhielt sich nicht mehr wie der Mann, der er seit so vielen Jahren war. Wenn er in ihre ausdrucksvollen Augen schaute, wünschte er, sie würden keinen anderen mehr betrachten, nur für ihn leuchten, sich nur für ihn vor Sinnenlust verschleiern. Solche Gefühle musste er bezwingen, sie durften sein Leben nicht beeinflussen. Jahrelang war er tieferen Emotionen ausgewichen. Denn sie konnten nur zu schmerzlichen Katastrophen führen.
Vor langer Zeit war er von jugendlicher Leidenschaft überwältigt worden, hatte sich eingeredet, dieses Liebesglück würde sein bisher freudloses Leben endlich erhellen. Achtlos hatte er einen schlimmen Skandal heraufbeschworen, seine verzweifelte Familie in noch tieferes Leid gestürzt und die einzige Freundschaft geopfert, die ihm wichtig gewesen war.
Diese erste und letzte Erfahrung mit der Liebe müsste ihm eine Lektion fürs ganze Leben erteilt haben. Lass dich niemals mit unschuldigen Mädchen ein. Natürlich brauchte er Dominos Interesse nicht zu fürchten. Die Ereignisse dieses Morgens hatten ihre Meinung über ihn wohl kaum geändert. Nach ihrer Ansicht war er ein Wüstling, dem man besser aus dem Weg ging.
Auch Charlotte würde ihn meiden. Schon vor Monaten war die Liaison schal und unerfreulich geworden, und die letzte Begegnung eignete sich als Anlass, endlich einen Schlussstrich zu ziehen. Wie ruchlos die Duchess sein konnte, hatte er geahnt. Aber dass sie vor nichts zurückschrecken würde, erkannte er erst jetzt.
Neuerdings steckten Charlotte und der Schurke Moncaster viel zu oft die Köpfe zusammen. Sobald Joshua von dem geplanten Wettrennen gehört hatte, war er sicher gewesen, das müssten die beiden gemeinsam ausgeheckt haben. Doch er verstand nicht, warum die Duchess das junge Mädchen ruinieren wollte. Noch unbegreiflicher fand er, warum Moncaster gegen Domino intrigierte.
Würden ihn die beiden im Pavilion erwarten? Wenn ja, könnte sich ein interessantes Gespräch anbahnen.
Doch Charlotte war geradewegs zum Steine House geritten. Vor dem Eingang sah sie Leo Moncaster umherwandern.
Nachdem sie ihr Pferd einem Reitknecht übergeben hatte, stieg sie die Treppe hinauf, und Seine Lordschaft folgte ihr in den Salon. Sobald er ihr Gesicht aus der Nähe sah, wusste er, dass etwas
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