Historical Saison Band 17
Rücksicht auf seine Korpulenz. Sein Gesicht zeigte die Spuren von Exzessen. Aber als sie nervös vor ihm knickste, staunte sie über seine Freundlichkeit, die sie von ihrer Befangenheit befreite.
Als die Gäste langsam durch eine Tür am Ende des Saals gingen, sagte Alfredo: „Dort liegt vermutlich der Musiksalon. Den sollten wir auch aufsuchen.“
Die überwältigende, rotgoldene orientalische Opulenz des Raums nahm Domino den Atem. Fasziniert schaute sie zur vergoldeten Zimmerdecke hinauf, die von Säulen voller geschnitzter, ebenfalls goldener Drachen und Schlangen gestützt wurden. Eine Lampe hing in der Mitte, die einer Seerose glich und scharlachrot, weiß und golden schimmerte. An ihren unteren Rand klammerten sich vergoldete Drachen. An den Wänden standen große, mit Satin bezogene Sofas. Der Axminster-Teppich war spektakulär gemustert, mit goldenen Sonnen und Sternen, Drachen und Schlangen auf hellblauem Grund.
„Furchtbar vulgär!“, meinte Carmela, und Alfredo schaute sich erschrocken um, besorgt, einige Gäste würden die scharfe Stimme seiner Verwandten hören. Doch sie fuhr unbeirrt fort: „Wenn man bedenkt, wie viel Geld für diese unmoralische Protzerei verschwendet wurde!“
Hastig führte er sie zu einem der geschnitzten, für das Publikum bereitgestellten Stühle. „Hier müssten wir die Musiker am besten sehen.“
Carmela antwortete nicht. Geräuschvoll klappte sie ihren Fächer auseinander. Im Musiksalon war es noch stickiger als in der Galerie. Auch viele andere Damen fächelten sich hektisch Kühlung zu.
Das Privatorchester des Prinzregenten begleitete die drei berühmten Sängerinnen. Stoisch ließ Domino das Konzert über sich ergehen und hoffte, zur Belohnung würde sie danach noch weitere Palasträume erforschen können. Während der Darbietung klopfte George, der in seiner Jugend Cello spielen gelernt hatte, mit einer Fußspitze den Takt auf den Boden.
Sobald die letzten Töne verklungen waren, räumte ein Dienstbotenheer die Stühle weg, ein anderes erschien mit Tabletts voller Erfrischungen. Domino, ihr Vater und ihre Cousine begannen umherzuwandern und inspizierten die teuren chinesischen Vasen, Blumentöpfe und Potpourrigefäße, die auf allen verfügbaren Tischchen standen. Als sie vor einem besonders hässlichen, protzig verzierten Porzellankrug stehen blieben, kam ein bescheiden gekleideter, grauhaariger Mann zu Alfredo und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Erstaunt hob der Botschafter die Brauen. Dann berührte er Dominos Arm und bedeutete ihr, sie müssten dem Mann folgen. Ebenso verblüfft, ließ sie sich zu ihrem Gastgeber führen.
Der Prinzregent lächelte wohlwollend. „Bitte, Señor da Silva, vertrauen Sie mir Ihre Tochter für ein paar Minuten an.“ Wie sein Tonfall verriet, war das keine Bitte, sondern ein Befehl.
Unsicher zögerte Alfredo – insbesondere, als er die Cognac-Fahne roch, die sich mit Georges Parfümwolke mischte.
Aber der Prinzregent duldete natürlich keinen Widerspruch und bot Domino seinen Arm. „Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten, meine Liebe. Wenn ich in meinem bescheidenen kleinen Domizil ausländische Gäste empfange, interessiert es mich selbstverständlich, was sie von England halten. Wie gefällt es Ihnen bei uns, Miss da Silva?“
„Sehr gut, Königliche Hoheit“, antwortete sie höflich und erwiderte sein Lächeln. „Vor allem genieße ich es, am Meer zu leben, denn Madrid liegt im Landesinneren.“
„Das verstehe ich.“ Zufrieden nickte er. „Ich erinnere mich noch deutlich an meinen ersten Aufenthalt in Brighthelmstone. So hieß Brighton früher. Damals war es ein kleines Fischerdorf. Aber ich fand es sofort wundervoll und musste ganz einfach meinen kleinen Pavilion am Meer bauen!“
„Oh, er ist sehr schön“, beteuerte sie pflichtbewusst, wenn auch gegen ihre Überzeugung.
„Kommen Sie, ich möchte Ihnen einiges zeigen.“
Seite an Seite schlenderten sie durch den Musiksalon. In allen Einzelheiten beschrieb er die Schätze, die er im Lauf der Zeit erworben hatte. Domino wusste, sie müsste sich geschmeichelt fühlen. Aber die stickige Hitze und die unmittelbare Nähe des königlichen Frauenhelden weckten den Wunsch, er wäre nicht ganz so leutselig.
Während er sie durch den Raum geleitete, redete er unentwegt über seine Kunstgegenstände. „Diese Vase stammt aus einer entlegenen chinesischen Provinz. Monatelang musste ich mit den Besitzern verhandeln, bis ich sie kaufen konnte. Meinen Sie, die Mühe
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