Historical Saison Band 17
um in Richtung London zurückfahren zu können.
Natürlich wusste Jessica bereits, dass er regelrecht alles, was er sich in den Kopf setzte, auch erfolgreich in die Tat umzusetzen verstand. Und so hoffte sie, dass er in ihr nicht eine Art neue Aufgabe sah – ein Ziel, das eine Herausforderung darstellte und das ihn von der ernüchternden Aufgabe, eine Gattin zu suchen, ablenken sollte.
„Wie gehorsam ich doch bin“, bemerkte er nach einigen Meilen, die sie in tiefster Stille zurückgelegt hatten.
„Nein, Sie sind vielmehr hinterhältig, betrügerisch und gefährlich, und ich lasse mich keinen Moment von Ihnen täuschen! Also probieren Sie Ihre Tricks nicht an mir aus“, fuhr sie ihn verstimmt an.
„Wenigstens stelle ich mich dem Leben offen und lege meine Gefühle nicht auf Eis“, entgegnete er herablassend.
„Diesen Sommer sind Sie allerdings entschlossen, ganz offen den größten Fehler Ihres Lebens zu machen“, murmelte sie leise vor sich hin. Welche Anmaßung von diesem Mann! Da beschuldigte er sie doch tatsächlich, keine Gefühle zu haben, und gleichzeitig spielte er mit dem Gedanken, sich nur deswegen eine Frau zu nehmen, weil er seinen Cousin beruhigen wollte. Nur damit Richard keine Angst haben musste, er könnte vielleicht doch irgendwann den Titel erben!
„Wie schön für Sie“, fügte sie lauter und voller Unaufrichtigkeit hinzu. Aber der seltsame Blick, den er ihr zuwarf, schien anzudeuten, dass er auch ihre erste Bemerkung gehört hatte.
„Versprechen Sie mir wenigstens, dass Sie es versuchen werden, Prinzessin.“ Er seufzte.
„Was versuchen?“
„Sich zur Abwechslung mal unter uns sündige, fehlgeleitete Menschen zu mischen. Nur diesen Sommer. Sie wären überrascht, was Sie alles entdecken werden, wenn Sie das Leben umarmen, statt immer davonzulaufen.“
„Wenn Sie so weitermachen, fangen Sie sich doch noch eine Ohrfeige ein“, fauchte sie ihn böse an. Wie konnte er es wagen, ihr Ratschläge zu geben?
„Ist das ein Versprechen?“
Sie machte den Fehler, seinem Blick zu begegnen und echte Besorgnis in seinen grünen Augen zu entdecken, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder der Straße widmete.
„Nur, wenn Sie endlich damit aufhören, mich Prinzessin zu nennen“, gab sie widerwillig nach.
„Es würde Ihnen aber fehlen, glauben Sie mir“, wandte er ein und lächelte belustigt, als wäre ihm gerade bewusst geworden, wie albern es war, dass sie sich die ganze Fahrt über wie ein altes Ehepaar zankten.
„Genauso sehr wie mir die Windpocken fehlen würden“, spottete sie.
„Ich nehme alles zurück, Jess, ändern Sie sich niemals“, sagte er lachend, und sie schimpfte sich insgeheim eine Närrin, weil sie sich plötzlich glücklicher und lebendiger fühlte, wenn er sie tadelte, als wenn irgendein anderer Mann sie mit Komplimenten überschüttete.
„Keine Sorge, das werde ich auch nicht. Soweit ich sehen kann, ist auch nicht zu hoffen, dass Sie sich jemals ändern werden.“
„Und warum sollte ich?“
„Weil die Ehe jeden ändert“, antwortete sie, bevor sie sich bremsen konnte.
„Ich erinnere mich nicht, die Ehe erwähnt zu haben“, sagte er so kühl, dass Jessica erschauerte.
„Nicht mir gegenüber. Machen Sie sich keine Sorgen, es ist bestimmt nicht meine Absicht, irgendwelche Ansprüche anzumelden“, verteidigte sie sich bissig.
„Das habe ich auch nie angenommen, meine Liebe.“ Er klang so abweisend, als wären sie Fremde, die sich nicht einmal besonders leiden mochten.
„Umso besser. Es wäre Ihnen gewiss unangenehm gewesen, hätte ich Interesse gezeigt, ihre Duchess zu werden.“ Diesen Kommentar hatte sie sich nicht verkneifen können.
„Wer weiß das schon?“ Er schien in Gedanken meilenweit entfernt.
„Ich weiß es!“, beharrte sie verstimmt.
„Sie haben recht“, gab er nach einer angespannten Pause zu, während der Jessica sich auf die Zunge beißen musste, um ihm nicht noch einmal zu versichern, wie wenig ihr daran lag, ihn auf irgendeine Weise zu ködern. „In einem schwachen Augenblick gab ich der Aufforderung meiner Großmutter nach und fasste eine Heirat ernsthaft ins Auge. Ein großer Fehler, denn jetzt sehe ich mich gezwungen, den Gastgeber für eine Schar vornehmer junger Damen des ton und deren Familien abzugeben.“
„Deswegen auch die Einladung an die Pendles, um nicht allzu offensichtlich werden zu lassen, welchen Zweck die Anwesenheit der jungen Damen hat.“ Jessica versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie
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