Historical Saison Band 17
sehr es sie verletzte, dass sie als eine Art Ablenkungsmanöver benutzt werden sollte.
„Nein, deswegen meine Einladung an eine Familie, die mir nahesteht, und zu einem Ort, den ich mehr liebe als jeden anderen auf dieser Welt. Sie sind genauso schön wie die Damen, die meine Tante eingeladen hat, und sollten es inzwischen wirklich wissen, ohne dass ich es Ihnen immer wieder bestätigen muss.“
„Ich bin nicht schön“, widersprach sie empört, als hätte er sie beschuldigt, hässlich wie die Nacht zu sein.
„Ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, meine Liebe, Sie sind schön! Und jetzt setzen Sie nicht diese gequälte Miene auf und benehmen Sie sich wie die sittsame junge Dame, als die Sie überall bekannt sind.“
„Und Sie irren sich trotzdem“, meinte sie spitz.
Sobald die staubigen Straßen vertrauter wurden, verwandelte Jack sich erneut in den zynischen Duke of Dettingham. „Es stimmt, wissen Sie“, sagte er, während er Jessica Retikül und Fächer reichte.
Der Butler der Pendles hatte ihr gerade vom recht hohen Zweispänner heruntergeholfen, und sie sah verwundert zu ihm auf. „Was stimmt?“
„Dass Sie schön sind, selbstverständlich.“ Der Blick, mit dem er sie bedachte, war so leidenschaftlich, dass Jessica ihm fast geglaubt hätte, bis sie sich daran erinnerte, was für ein vollendeter Verführer er doch war. Es gehörte schließlich zu seinen größten Talenten, jeder Frau einzureden, dass sie etwas Besonderes für ihn war.
„Ha! Versuchen Sie das mal Ihren anderen weiblichen Gästen weiszumachen, wenn wir uns wiedersehen. Die werden Sie wahrscheinlich für verrückt halten und verlangen, dass ich in den Burggraben geworfen werde.“
„Es gibt keinen Burggraben“, protestierte er.
„Die lieben Damen würden mir zuliebe einen bauen“, scherzte sie.
„Soll das also eine Herausforderung sein?“ Bei seinem neckischen Lächeln wurden Jessica die Knie weich.
„Nein!“, antwortete sie ein wenig zu hastig und wich zurück, als könnte seine Nähe allein schon ihre Entschlossenheit untergraben.
„Schade. Ich liebe Herausforderungen, und keine andere Frau macht mir so oft die Freude wie Sie, mir eine zu liefern.“
„Ich bin genau wie jede andere Frau.“ So anmutig sie nur konnte, wandte sie sich von ihm ab, da er sich weigerte, den Gentleman herauszukehren und sie in Frieden zu lassen.
„Sie könnten für mich niemals nur eine von vielen sein, Prinzessin“, versicherte er ihr zum Abschluss noch, bevor er endlich weiterfuhr. Ein letzter lässiger Wink mit der Peitsche, und Jack verschwand in einer Staubwolke.
„Unmöglicher, überheblicher Dummkopf“, stieß Jessica zwischen den Zähnen hervor, während sie ihm nachblickte, bis er ganz außer Sicht war.
„Wie bitte, Miss Jessica?“, fragte der Butler ausdruckslos, obwohl man ihm ansah, dass er jedes Wort verstanden haben musste. Wie jeder Bedienstete, der etwas auf sich hielt, wahrte er jedoch die Würde.
„Ich hätte gern Tee, Wellow“, antwortete Jessica freundlich. „Ich kann ihn gut gebrauchen, glauben Sie mir.“
„Welche Dame nicht“, erlaubte Wellow sich zu sagen und folgte ihr in die Eingangshalle.
Zwei Wochen später überlegte Jessica, dass selbst eine Tasse Tee ihre jetzige Situation nicht retten würde. Ihre Eltern hatten im allerletzten Moment abgesagt, und sie war allein auf dem Weg nach Ashburton. Der Kutscher verlangsamte das Tempo, als er die Zufahrt zu Jacks Herrenhaus erreichte, und Jessica kämpfte gegen den feigen Impuls an, ihm zu befehlen, umzukehren und sie nach Winberry Hall zurückzubringen.
Trotz ihrer seltsam aufregenden Begegnungen in London würde Jack sie mit seiner gewohnten geistesabwesenden Liebenswürdigkeit behandeln und sie dann schnell vergessen, versuchte Jessica, sich zu beruhigen. Sie musste nur die nächsten zwei Wochen auf seinem prächtigen, imposanten Gut herumhinken und heiter und gelassen aussehen, während er sich unter den Schönsten der Schönen des ton die Frau aussuchte, die seine Gattin werden würde. Danach konnte sie nach Hause fahren und ihr eigenes Leben weiterführen wie bisher. Schicksalsergeben lehnte Jessica sich vor, um den ersten Blick auf Ashburtons berühmten Wildpark zu werfen. Die Kutsche fuhr schließlich durch das eindrucksvolle Tor, und es war endgültig zu spät für eine Flucht.
„Ihre Ladyschaft trug mir auf, Sie daran zu erinnern, höflich zum Duke zu sein“, teilte ihr die alte, noch immer Respekt einflößende Zofe ihrer Mutter
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