Historical Saison Band 17
diese ungalante Bemerkung erlauben darf.“
„Wie kannst du es wagen!“
„Und Christabel hat sich auch nicht verbissen gewehrt“, fuhr er gnadenlos fort. „Zu einer Verführung gehören immer zwei. Also fällt die Schuld nicht nur auf mich.“
„Du hättest es besser wissen und dich entsprechend verhalten müssen.“
„Da stimme ich dir zu, aber Christabel hätte mir widerstehen sollen. Immerhin war sie verlobt.“
Domino raffte ihre Röcke. „Jetzt möchte ich das Gespräch beenden, es ist zu schmerzlich.“
Sofort hakte er nach. „Das beweist mir, dass ich dir immer noch etwas bedeute.“ Als sie schwieg, fragte er: „Wenn es so ist – warum willst du dich dann von mir trennen?“
„Das habe ich dir erklärt.“
„Oder weil du Richard Veryan immer noch liebst“, stieß er wütend hervor, „und mich dafür bestrafst, dass er eine andere geheiratet hat?“
Das war eine unfaire Attacke. Empört drehte sie sich zu ihm um. „Ich habe nichts mehr zu sagen. Leb wohl. Und versuch bitte nicht mehr, Verbindung mit mir aufzunehmen.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie davon.
Alleingelassen, starrte er blicklos aufs Meer. Was ich ihr angetan habe, musste ich wiedergutmachen. Deshalb habe ich sie um ihre Hand gebeten … Obwohl es ihm nicht leicht gefallen war, das Prinzip emotionaler Distanz aufzugeben, das ihn so lange geschützt hatte. Und jetzt rannte sie ihm aus einer albernen Laune heraus davon. Gewiss, er hatte sich sehr schlecht benommen. Aber damals hatte er noch nicht verstanden, wer er war und was er wollte. So aufregende Jahre waren das gewesen … Jeden Tag das Gefühl, er könnte seine Welt verändern … Das hatte er auch getan, als er Christabel begegnet war. Ihre und Richard Veryans Welt hatte er ebenfalls verändert.
Er und Richard waren im selben Monat nach London gezogen und bald Freunde geworden. Während des nächsten Sommers fuhr Richard zu seiner Familie nach Cornwall und kehrte mit Christabel am Arm zurück. Ein einziger Blick genügte, und Joshua geriet sofort in ihren Bann. So schön und lebensfroh war sie, so verführerisch und so leicht zu verführen. Alle Vorsicht schlug er in den Wind, alle Gesetze der Freundschaft ignorierte er. Die wilde Leidenschaft, die zwischen ihnen aufgeflammt war, hatten sie nicht kontrollieren können.
Natürlich war das keine Entschuldigung. Aber warum konnte Domino einen Fehler, den er vor langer Zeit begangen hatte, nicht verzeihen?
Er schaute zum Himmel hinauf, lauschte dem Geschrei der Möwen. Und schließlich fand er die Antwort auf seine Frage. Er hatte Dominos Glauben an ihn zerstört.
Nur langsam hatte er ihr Vertrauen gewonnen. Anfangs hatte sie ihn für einen gefährlichen Mann gehalten, dem man aus dem Weg gehen musste. Dann hatte er sie aus einigen Notlagen befreit, und allmählich sah sie den Mann in ihm, der er wirklich war. Der Stempel, den ihm die Gesellschaft aufgedrückt hatte, spielte keine Rolle mehr – sie verliebte sich in ihn.
Nun war das Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte, vom Rachefeldzug der eifersüchtigen Duchess zerstört worden. Warum verstand Domino nicht, dass er seine Affäre mit dieser Frau schon vor Monaten beendet hatte, dass ihre Intrigen sinnlos waren? Niemals würde er zu ihr zurückkehren.
Aber sie hatte den größtmöglichen Schaden angerichtet. Dass Christabel und Richard doch noch miteinander glücklich geworden waren, zählte anscheinend für Domino nicht. Vor langer Zeit hatte er den beiden wehgetan, und das war unverzeihlich. Mochten sie damals auch gelitten haben – auch er war unglücklich gewesen und durch Europa gereist, um Trost in den schönen Künsten zu suchen. Frauen kamen und gingen, befriedigten seine körperlichen Bedürfnisse, aber er strebte vergeblich nach mehr. Schließlich begann er zu malen, in der Hoffnung, endlich zu finden, was er so verzweifelt ersehnte. Die Meereslandschaften mit den grenzenlosen Horizonten drückten seinen Wunsch aus, seinem verhassten Lebensstil zu entfliehen. Doch es gab kein Entrinnen.
Eine Zeit lang hatte er geglaubt, mit Domino könnte er ein neues Leben beginnen. Diese Hoffnung war ihm abrupt geraubt worden. Natürlich war der Heiratsantrag eine Dummheit gewesen. Dafür wurde er jetzt bestraft. Nach einem tiefen Atemzug stieg er zur Promenade hinauf. Ich werde so weiterleben wie bisher, dachte er grimmig, und meinem einsamen Weg zur Hölle folgen. So wie seit Jahren.
„Ich habe mich von Mr Marchmain getrennt,
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