Historical Saison Band 17
mehrmals vor der Herzogin gerettet? Und er hatte sie vor dieser bösartigen Person und Moncaster gewarnt. Warum war ich gestern Abend nicht auf der Hut? Warum habe ich Charlotte geglaubt? Ein schwacher Hoffnungsschimmer erschien am düsteren Horizont. Auch bei der Planung des abenteuerlichen Wettrennens hatte die Duchess skrupellos gelogen. War die Geschichte, die sie in der Theaterloge erzählt hatte, ebenfalls eine heimtückische Lüge? Aus reiner Verzweiflung erfunden, nachdem all ihre anderen zerstörerischen Pläne fehlgeschlagen waren? Je länger Domino darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher kam es ihr vor.
Gewiss, Joshua hatte das Leben eines Wüstlings geführt, als junger Mann seine Freunde und die Eltern bitter enttäuscht. Deshalb war er verbannt worden. Aber es müsste ein diabolischer Zufall gewesen sein, wenn jene Personen Richard und Christabel gewesen waren. Wieso habe ich sofort, ohne zu überlegen, das Schlimmste geglaubt? fragte sich Domino. Weil das anfängliche Unbehagen niemals ganz verschwunden war? Weil sie stets bezweifelt hatte, der Wüstling könnte sich wirklich gebessert haben? Oder weil sie sich nicht zugetraut hatte, ihn zu bessern?
Zunächst hatte sie seinen Heiratsantrag für einen grausamen Scherz gehalten, dann für ein Wunder und kaum geglaubt, sie würde einen solchen Mann verdienen. Immerhin hatte Richard sie zurückgewiesen. Warum sollte Joshua, viel erfahrener und weltgewandter, ihretwegen seine Lebensweise ändern? Doch sie hatte ihre Skepsis bald überwunden.
Wie dumm bin ich gewesen! Joshuas Gefühle waren echt, er liebte sie. Nach all den Frauen in seinem Leben hatte er sie um ihre Hand gebeten. Also verdiente sie ihn. Und wie lohnte sie ihm das? Indem sie glaubte, was eine skrupellose Frau ihr eingeredet hatte.
Domino sprang aus dem Bett. Jetzt erkannte sie, wie albern sie sich benommen hatte. Sie musste sich bei Joshua entschuldigen und ihm die Gelegenheit geben, die Duchess als Lügnerin zu entlarven. Hastig schlüpfte sie in das erstbeste Kleid, das sie in ihrem Schrank fand, obwohl das triste Olivgrün ihr Gesicht noch bleicher wirken ließ.
Unbemerkt huschte sie aus dem Haus und eilte zum Strand hinab. Der Himmel war bewölkt, das Meer unter einer schwachen Brise leicht aufgewühlt. Als sie Joshua am Wasserrand stehen sah, beschleunigte sie ihre Schritte.
„Ich kann nicht lange bleiben.“ Weil ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren, klang ihre Stimme etwas zu brüsk. Plötzlich verflog die Überzeugung von Joshuas Unschuld.
„Dann bin ich dankbar für die paar Minuten, die du mir opferst“, erwiderte er leichthin, hob dabei jedoch verwirrt die Brauen.
Domino entschied, es wäre am besten, die schreckliche Frage ohne Umschweife zu stellen. Danach, wenn alle Zweifel beseitigt waren, konnten sie wieder unbefangen miteinander umgehen. Trotzdem zauderte sie. „Bitte entschuldige mein Benehmen gestern Abend. Ich hatte eine beunruhigende Geschichte gehört.“
„Gestern Abend?“, wiederholte er, immer noch verwirrt. „Wir saßen im Theater, und ich dachte, wir hätten uns amüsiert. Was konnte dich beunruhigt haben?“
„Während der Pause kam die Duchess of Severn in unsere Loge.“
„Ach, die liebe Charlotte … Was habe ich ihr jetzt schon wieder zu verdanken?“
Er sprach so gleichmütig, dass sie erneut von seiner Unschuld überzeugt war.
Angesichts seines sanften Lächelns musste sie sich zwingen, weiterzusprechen. „Nun … sie erzählte mir eine furchtbare Geschichte, die dich betraf.“ So leise, dass ihre Stimme das Plätschern der Wellen kaum übertönte, fuhr sie fort: „Vor ein paar Jahren hast du eine junge Frau kurz vor ihrer Hochzeit verführt. Und du warst der beste Freund des Bräutigams.“ Sie beobachtete, wie seine Augen sich verengten, und eine böse Ahnung stieg in ihr auf. Kannte er den Rest der Geschichte? Beklommen spürte sie, wie alles Blut aus ihren Wangen wich.
„Sag etwas, Joshua!“, flehte sie. „Bitte, sag, dass es nicht wahr ist!“
„Doch, Liebes. Ausnahmsweise hat die Duchess nicht gelogen. Aber es geschah vor langer Zeit, und ich frage mich, wie sie es erfahren hat. Wahrscheinlich von Moncaster.“
Domino war sprachlos. Eben noch hatte sie erneut an seine Unschuld geglaubt. Und jetzt … Sie hatte keine Namen erwähnt. Aber sie wusste, dass sich ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigen würden. Er hatte ein Geständnis abgelegt, und er tat es ab, als wäre es unwichtig. Nun war er nicht mehr der
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