Historical Saison Band 17
Willen gehen, indem du alles verdrehst, bis plötzlich ich an allem schuld bin. Weise mich zurück, weil du mich hasst, weise mich zurück, weil du glaubst, ich würde ein unzuverlässiger Gatte sein, oder weil du einen anderen Mann liebst und mich deswegen nicht lieben kannst. Aber wage es nicht, mich zurückzuweisen, weil du ein wenig hinkst, Jessica!“, brauste er auf.
„Nun gut, wie Ihr wollt. Dann liegt es eben an den anderen Gründen, die Ihr genannt habt“, antwortete sie ihm stolz und hörte ihre Patentante und Persephone erschrocken nach Luft schnappen, so wütend sah Jack sie jetzt an. Vielleicht waren sie aber auch verblüfft über die Tatsache, dass er ihr einen Antrag gemacht hatte und sie ihn nicht annehmen wollte.
„Du bist eine Lügnerin, eine miserable noch dazu“, sagte er auf einmal wieder so ruhig, als hätten sie über das Wetter gesprochen. Und sich dabei auch noch gut unterhalten.
Verwirrt über seinen plötzlichen Stimmungsumschwung, sah Jessica Hilfe suchend ihre Patentante an und erhielt als Antwort nur ein ratloses Schulterzucken.
„Ich weiß nicht, wovon Ihr redet“, antwortete Jessica also.
„Nein, und das ist ja gerade das Schöne an allem“, erwiderte er, völlig ungerührt davon, wie es schien, dass er seine Tante und Cousine mit seinem unhöflichen Benehmen schockiert hatte – noch dazu einem so geschätzten Gast gegenüber.
„Du solltest dich wirklich bei Jessica entschuldigen, Jack“, tadelte ihn seine Tante.
„Das ist nicht nötig“, warf Jessica kühl ein, „aber ich verlange, dass Sie mich nicht vor der ganzen Welt lächerlich machen, indem Sie Ihren angeblichen Antrag publik machen, mit dem Sie mich verspotten wollten.“
„Du kannst dich auf mich verlassen, meine Liebe. Ich werde so etwas nicht zulassen“, versicherte Lady Henry ihr, dann heftete sie den Blick streng auf ihre älteste Tochter. „Und Persephone wird ebenfalls schweigen, wenn sie das Wohlwollen ihrer Mama oder ihr Nadelgeld für das nächste Quartal nicht verlieren will.“
„Na schön, niemand wird es aus meinem Munde erfahren“, sagte Persephone seufzend.
„Danke“, flüsterte Jessica, plötzlich unendlich müde und zutiefst bedrückt. „Ich werde mich darauf verlassen müssen, dass Sie sich Ihrer Erziehung zum Gentleman erinnern und schweigen werden“, sagte sie, so hoheitsvoll sie konnte, da sie danach an ihm vorbei in die Halle würde hinken müssen, um sich eine von den dort bereitgestellten Kerzen zu nehmen.
Innerlich ihren verflixten Fuß verwünschend, der ihr nicht erlaubte, einen anmutigen und vor allem schnellen Abgang zu machen, hörte sie hinter sich Jacks rasche Schritte und wirbelte herum. Sie musste die Begegnung mit ihm so bald wie möglich hinter sich bringen, denn auf keinen Fall wollte sie vor ihm in Tränen ausbrechen.
„Du hast dein Schultertuch vergessen“, sagte er ausdruckslos und legte es ihr um, als ahnte er, wie eiskalt Jessica sich plötzlich in der dunklen Sommernacht fühlte.
„Danke“, brachte sie hervor und war erleichtert, dass ihre Stimme nur ein wenig zitterte.
„Müde?“
Der aufrichtig besorgte Ton in seiner tiefen Stimme schnürte Jessica die Kehle zu. „Ich hatte einen anstrengenden Tag“, erklärte sie zurückhaltend und hoffte, er würde endlich das Interesse an ihr verlieren und sich zu Bett begeben.
Doch stattdessen hob er sie einfach auf seine starken Arme und schritt mit ihr den breiten Flur zu ihrem Zimmer hinunter.
Einen Augenblick war sie wie erstarrt vor Ungläubigkeit, erst dann fand sie ihre Sprache wieder. „Bitte, Jack, lass mich herunter“, flehte sie ihn an.
„Sobald ich dich sicher zu deinem Zimmer gebracht habe.“
„Ich kann sehr gut allein hingehen, schließlich bin ich kein Kind“, schimpfte sie verärgert, während er unbeirrt weiterging, als könnte er im Dunkeln sehen, obwohl ihre Kerze durch die unsanfte Behandlung von eben ausgelöscht worden war.
„Ich weiß, aber dein Knöchel tut wahrscheinlich höllisch weh, habe ich recht?“
„Und wenn schon. Jede Frau würde ein wenig erschöpft sein, wäre sie den ganzen Tag über von dir belagert und geärgert worden.“
„Ach, ist dem so?“, fragte er leise, stieß die Tür mit der Schulter auf und schloss sie fast geräuschlos hinter sich. Offenbar war er entschlossen, ihre Lage noch zu verschlimmern. „Oder wäre sie vielmehr neugierig, fasziniert und verwundert darüber, dass du nicht einwilligen willst, mich zu heiraten, was meinst
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