Historical Saison Band 18
passten. Ich kann mich noch genau erinnern, wie raffiniert ich das fand.“
„Du meine Güte, ja, jetzt entsinne ich mich!“ Er hielt sich eine Hand gegen die Stirn, als ob er sich den Anblick wieder vor Augen führen müsste. „Diesmal war es noch schlimmer. Das Mädchen trug etwas Primelfarbenes. Eine widerliche Farbe! Ich habe darauf ganz gereizt reagiert und war froh, als ich wieder fort war.“
Sie nahm an, dass er übertrieb. Dennoch konnte sie ein schelmisches Kichern nicht unterdrücken, was ihnen wiederum neugierige Blicke einbrachte.
„Allerdings erinnert mich das rechtzeitig an eine wichtige Frage“, fuhr der Viscount mit mehr Elan fort. „Ich habe am Berkeley Square nicht die nötigen Empfangsräume, um das verwünschte Schaufenster eines Stoffgeschäfts unterzubringen! Blumen kannst du so viele haben, wie du willst – meinetwegen eine ganze Wagenladung. Aber um Himmels willen keine seidenen Stoffbahnen, insbesondere nicht passend zu dem Abendkleid, das du auf unserer Verlobungsfeier tragen wirst!“
„Aber du weißt doch gar nicht, was ich anziehen werde! Ich habe mich noch keinesfalls entschieden“, sagte sie vorwurfsvoll.
„Ja, aber ich“, offenbarte er zu ihrem Erstaunen. „Es war keine schwierige Angelegenheit herauszufinden, wer deine anderen Kleider angefertigt hat. Ich habe einfach dieselbe Schneiderin aufgesucht und sie gebeten, ein festliches Abendkleid für dich zu entwerfen. Sie hat freudig eingewilligt, als sie erfuhr, dass es für die göttliche Miss Grey sei, deren schlanke Gestalt ihre modischen Kreationen so perfekt zur Wirkung brächten.“
Georgiana wusste nicht, ob sie sich geschmeichelt fühlen oder sich über seine Einmischung ärgern sollte. Sie hielt einen lebhaft bevölkerten Park allerdings nicht für den rechten Ort, um ihn wegen der Freiheiten, die er sich herausnahm, zu schelten. Daher beschloss sie, das unerwartete Geschenk fürs Erste mit Wohlwollen aufzunehmen.
„Und das erinnert mich noch an etwas anderes, das ich dir mitteilen wollte“, fuhr er fort, sodass ihr nicht einmal die Möglichkeit blieb, sich zu bedanken. „Morgen wird unsere Verlobung offiziell angekündigt. Ich bin mir ganz sicher, dass der Türklopfer nicht mehr still stehen wird, daher werde ich wahrscheinlich keine Gelegenheit haben, dich zu besuchen. Und wenn du meinen ehrlichen Rat annimmst, solltest du auch besser zu Hause bleiben. Sonst gehst du das Risiko ein, gnadenlos von all den Neugierigen verfolgt zu werden, die unbedingt einen Blick auf dich erheischen wollen. Aber tags darauf möchte ich, dass du zum Berkeley Square kommst. Wir müssen alles für unsere vermaledeite Feier in die Wege leiten. Ich werde dich mit der Kutsche abholen lassen. Bring nur Digby mit. Er wird für die kurze Fahrt genügend Anstand garantieren. Überdies möchte ich mit ihm sprechen.“
„Ja, selbstverständlich komme ich“, erwiderte sie, ein wenig enttäuscht, ihn erst in zwei Tagen wiederzusehen. Dann kam ihr etwas anderes in den Sinn. „Es wird interessant für mich, wieder am Tage dein Haus zu betreten. Wie werden wohl deine Dienstboten auf mich reagieren?“ Sie lächelte wehmütig. „Ich frage mich, wer von ihnen mich wiedererkennen wird?“
„Brindle erkennt dich ganz gewiss“, antwortete er. „Es hat sich herausgestellt, dass er deine Verkleidung irgendwann durchschaut hat. Aber die anderen …“ Er zuckte unbesorgt mit den Schultern. „Das lässt sich schwer sagen.“
„Der liebe Brindle … Ja, ich freue mich darauf, sie alle wiederzusehen.“
11. KAPITEL
O bwohl Georgiana erwartet hatte, dass die offizielle Bekanntmachung ihrer Verlobung in der vornehmen Londoner Gesellschaft für Aufsehen sorgen würde, hatte sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorgestellt, über Nacht eine solche Berühmtheit zu erlangen. Kurz nachdem die Freitagsausgaben der Zeitungen an den Frühstückstischen studiert worden waren, gab der Türklopfer am Stadthaus der Grenvilles keine Ruhe mehr. Georgiana hatte einen der begehrtesten Junggesellen, die der Heiratsmarkt zu bieten hatte, erobert und war dadurch auf der gesellschaftlichen Leiter geradezu nach oben katapultiert worden – von der kleinen Miss Nobody, die kaum mehr war als die Gesellschafterin einer verwitweten Countess, zur einzigen jungen Frau, der das gelungen war, woran so viele andere jahrelang gescheitert waren.
Hätte sie weniger Charakterstärke besessen, so wäre ihr das Ausmaß der plötzlichen Aufmerksamkeit wahrscheinlich
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