Historical Saison Band 18
mich ausgesprochen vorsichtig werden lassen, wenn es darum geht, einer Frau meine Gefühle zu offenbaren.“
„Dabei denkst du natürlich an Charlotte“, stellte Charles leise fest. „Ich habe mich schon gefragt, weshalb du sie heute Abend eingeladen hattest. Du wolltest die beiden Frauen doch nicht etwa miteinander vergleichen?“
„Ganz sicher nicht! Für mich steht Georgie in jeder Hinsicht weit über Charlotte, die ich längst als bloße Jugendsünde betrachte. Doch ich bin nicht so töricht anzunehmen, Georgie würde nicht irgendwann von meiner Verbindung mit der Baroness hören und von den lächerlichen Spekulationen, die ihre überstürzte Heirat mit Wenbury hervorgerufen hat. Ich hoffe, Georgie weiß jetzt, dass ich dem Vergangenen nicht hinterhertrauere. Genau das Gegenteil ist der Fall! Ich hatte großes Glück, dieser Verbindung zu entkommen. Ich kann dir nie dankbar genug dafür sein, dass du mich damals mit nach Frankreich gezerrt hast.“
Er schwieg eine Weile und blickte nachdenklich in die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas. „Ich bin erfahren und eingebildet genug, um zu glauben, dass Georgie tiefe Gefühle für mich hegt. Dennoch ist sie sich nicht sicher, was ich ihr gegenüber empfinde. Zweifellos wird sie sich fragen, weshalb ein Gentleman einer Dame ein Vermögen an Schmuck schenkt, um dann darauf zu bestehen, dass die Juwelen in seiner Obhut bleiben. Möchte er überhaupt, dass sie das Geschenk behält? Und warum beweist er ihr sonst nie seine Zuneigung, außer in ganz seltenen Fällen, wenn die natürliche Neigung über die Vernunft triumphiert?“
Erneut verriet sein Lächeln eine Spur Selbstgefälligkeit. „Ja, ich war erfolgreich, die arme Georgie in den vergangenen Wochen in einem Zustand süßer Verwirrung zu belassen. Ich bin auch weiterhin entschlossen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit dies vorerst so bleibt. Während sie damit beschäftigt ist, sich einen Reim auf mein widersprüchliches Verhalten zu machen, kommt sie nicht auf den Gedanken, sich mit anderen Dingen zu befassen.“
Ohne Frage hätte es den Viscount mit Genugtuung erfüllt, wenn er gewusst hätte, dass seine Verlobte einen Großteil der Nacht damit zubrachte, über sein wechselhaftes Verhalten nachzudenken. Im einen Moment war er der sanfte, leidenschaftliche Liebhaber und im nächsten der unnachgiebige ältere Bruder, der seine jüngere Schwester unter strenger Kontrolle halten will.
Diese Stunden der Schlaflosigkeit waren indes nicht vergebens. Auch wenn ihr der Viscount nach wie vor Rätsel aufgab, war sich Georgie am nächsten Tag immerhin sicher, dass er sein Äußerstes getan hatte, um ihre Mitwirkung an der Aufklärung der Raubüberfälle so gering wie möglich zu halten.
In den Tagen vor der Verlobungsfeier war sie zu sehr mit der Organisation des Festes beschäftigt gewesen, um mehr als flüchtig über ihr weiteres Vorgehen nachzudenken. Dennoch war ihr mehrfach aufgefallen, wie viel Zeit Ben mit Digby verbrachte. Sie verübelte es den beiden, dass sie von diesen Treffen, die zweifellos dem Austausch neuer Informationen dienten, absichtlich ausgeschlossen wurde.
Als sie den Viscount – wie vereinbart – später am Tag im Hyde Park traf, war sie fest entschlossen, sich wieder an der Entlarvung des Schuldigen zu beteiligen. Natürlich war sie nicht so töricht, ihn von ihrem Entschluss in Kenntnis zu setzen. Im Umgang mit ihm hatte sie inzwischen gelernt, dass es manchmal besser war, ihre Meinung für sich zu behalten.
Also begrüßte sie ihn freundlich und kündigte ihm an, ein geeignetes Reittier kaufen zu wollen, damit sie auch in London ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen konnte. „Mir wurde versichert, Tattersall sei der richtige Ort dafür.“
„Aber nicht für eine Dame“, entmutigte er sie. „Das schöne Geschlecht ist dort nicht erwünscht. Keine Frau sollte das Tor zu dieser Männerdomäne durchschreiten, wenn sie ihren guten Ruf bewahren möchte.“
So sehr Georgiana die Vorherrschaft der Männer in der Gesellschaft auch infrage stellte, war sie doch vernünftig genug einzusehen, dass sich die Dinge nicht von heute auf morgen ändern würden. Wenn sie von der feinen Gesellschaft weiterhin akzeptiert werden wollte, durfte sie sich nicht allzu häufig über die herrschenden Regeln hinwegsetzen.
Dennoch gibt es andere Wege, mein Ziel zu erreichen, dachte sie und fand rasch eine Lösung für das Problem.
Lord Fincham, der gerade still darüber nachsann, wie
Weitere Kostenlose Bücher