Historical Saison Band 18
konnte Georgiana ihr bei dieser Gelegenheit nicht offen beipflichten. Stattdessen versuchte sie, das Thema wieder auf Sir Willoughby zu lenken.
„Wie ich bereits sagte, hat er Lady Wyndhams Cousine bereits vor einigen Jahren geheiratet. Sie ist ein ganzes Stück älter als er – etwa zehn Jahre, wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt. Er war ein Einzelkind, das von seiner liebevollen Mutter ziemlich verhätschelt wurde. Möglicherweise hat seine Frau ihren Platz eingenommen. Dennoch scheint es eine glückliche Ehe zu sein. Sir Willoughby liebt es, ein wenig Zeit in London zu verbringen und mit seinen diamantenbesetzten Schnallenschuhen herumzustolzieren, um zu beweisen, wie ehrwürdig und bedeutend er ist. Aber wahrscheinlich ist er am glücklichsten, wenn er zu Hause von seiner in ihn vernarrten Gattin verwöhnt wird.“
Vielleicht hat Ben recht, dachte Georgiana, während sie beobachtete, wie eine ziemlich große Frau unter stürmischem Applaus am Pianoforte Platz nahm und mit holprigen Tönen die Abendunterhaltung einleitete. Sir Willoughby Trent war einfach nicht der richtige Typ, um sich mit Raub und Mord abzugeben. Außerdem litt wohl niemand, der in Schuhen mit Diamantenbesatz herumlief, unter Geldmangel. Nein, Sir Willoughby ist nicht der Drahtzieher, urteilte sie und strich ihn insgeheim von der Liste.
Später am selben Abend kam der Viscount in Bezug auf einen anderen Verdächtigen zu demselben Schluss. Nachdem er verhältnismäßig früh in seinem Club angekommen war, hatte er sich an einem ruhigen Ecktisch niedergelassen und eine ganze Weile warten müssen, bis wenigstens einer der Männer aus dem fraglichen Trio auftauchte.
„Ah, Gyles! Haben Sie Lust, ein oder zwei Partien Pikett mit mir zu spielen?“, fragte er ihn.
Lord Rupert zog eine reumütige Miene. „Besser nicht, lieber Freund. Leere Taschen – sie wissen schon … Ich hatte kürzlich eine schreckliche Pechsträhne. Derzeit sind in der Stadt schon genug Schuldscheine von mir in Umlauf.“
Sofort schätzte Lord Fincham die Situation richtig ein. „Merton ist also grob geworden, oder?“
„Schlimmer als je zuvor“, bestätigte Lord Rupert. „Mein verflixter Bruder war schon immer jähzornig. Aber ich dachte, er würde einen Schlaganfall erleiden, als ich ihn heute Nachmittag aufsuchte, um ihn um ein kleines Darlehen zu bitten.“
Obgleich der Viscount ein gewisses Mitgefühl empfand, konnte er den Standpunkt des Duke of Merton nachvollziehen. Lord Rupert Gyles war ein umgänglicher Mensch, doch es ließ sich nicht leugnen, dass er ein geborener Verschwender war. Er hatte sich stets das Beste gegönnt und lebte seit Jahren über seine Verhältnisse.
„Darf ich die Summe erfahren?“
Wenigstens machte Lord Rupert ein verschämtes Gesicht, als er verriet, wie hoch er verschuldet war.
Fincham spitzte die Lippen zu einem leisen Pfiff. „Wenn es so ist, setzen Sie sich lieber auf ein Glas Wein zu mir, und wir spielen eine Runde nur so zum Spaß.“
„Ha! Sie haben leicht reden“, sagte Lord Rupert, wobei er die Einladung trotzdem annahm. „Sie können das Leben in vollen Zügen genießen, Sie Glückspilz! Man erkennt das auf den ersten Blick. Ich muss allerdings auch zugeben …“, fuhr er fort, nachdem er sich mit dem Inhalt eines Glases gestärkt hatte, „… Sie haben da wirklich einen absoluten Schatz gefunden … Und diese Juwelen, die sie getragen hat! Wollen Sie mir den Schmuck nicht für ein oder zwei Wochen ausleihen, damit ich meine Schulden begleichen kann? Ich würde Ihnen gewiss alles zurückgeben, sobald ich wieder festen Boden unter den Füßen habe.“
„Ganz bestimmt nicht!“ Obgleich der Viscount bei der Erwähnung des kostbaren Colliers sofort hellhörig wurde, war er sich rasch sicher, dass sein Gefährte im Scherz sprach. Schließlich hatte Lord Rupert nie zuvor versucht hatte, sich auch nur einen Penny von ihm zu borgen. „Wissen Sie was, Gyles, es täte Ihnen vielleicht ganz gut, eine Frau zu finden und eine Familie zu gründen.“
Dieser Ratschlag stieß auf taube Ohren. „Oh, jetzt fangen Sie nicht auch noch damit an! Genau dazu will mich mein vermaledeiter Bruder drängen. Er möchte, dass ich London mitten in der Saison verlasse und zum Familienstammsitz zurückkehre, um einer reichen Witwe den Hof zu machen, die kürzlich in die Gegend gezogen ist. Eine reiche Witwe mit zwei Gören, die an ihrer Schürze hängen, muss ich hinzufügen!“ Ihm schauderte sichtlich. „Können Sie
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