Historical Saison Band 18
ganz und gar bezaubernd sie mit ihrem modischen Hut, den ein blaues Band zierte, aussah, bemerkte leider das unmissverständliche Funkeln in ihren Augen und erahnte sofort, was dahintersteckte. „Wage nicht, Master Green in Betracht zu ziehen, mein Mädchen!“, riet er ihr drohend. „Ich werde dir ein passendes Pferd beschaffen.“
Eine solch unverhohlene Einmischung in ihre Angelegenheiten hätte sie zutiefst verärgern müssen. Seltsamerweise war das Gegenteil der Fall. Sie fühlte sich eher belustigt als erzürnt. Der zärtliche Liebhaber des gestrigen Abends war erneut von dem strengen älteren Bruder abgelöst worden. Aber möglicherweise ist es besser so, überlegte sie. Und sehr viel sicherer! Schließlich hatte sie schon genug Erfahrungen mit seinen manchmal herrischen Launen gemacht, und meist war es ihr gelungen, ohne große Schwierigkeiten mit ihm auszukommen. Der leidenschaftliche Verlobte hingegen stellte eine unbekannte Größe dar, die sich weitaus weniger einschätzen ließ.
„Sehr gut“, stimmte sie bereitwillig zu, was ihn ein wenig zu überraschen schien. „Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ich dir die Kosten erstatte“, fügte sie mit Bestimmtheit hinzu. „Ich meine es ernst, Ben“, fuhr sie fort, als er einfach geradeaus schaute und süffisant lächelte, wie es seine Angewohnheit war, wenn er glaubte, die Oberhand gewonnen zu haben. „Das Pferd soll mir gehören. Ich beabsichtige, es am Ende der Saison mit nach Gloucestershire zu nehmen.“
Obgleich ihm ihre Entschiedenheit nicht gefiel, antwortete er: „Wir reden ausführlicher darüber, wenn es so weit ist. Stattdessen solltest du mir lieber verraten, wie du den hochverehrten Liebling der Londoner Gesellschaft findest?“
„Brummell, meinst du?“ Sie überlegte einen Augenblick, während sie sich lächelnd an das Gespräch mit dem bekannten Dandy erinnerte. „Nun, obwohl er noch jung ist, vielleicht nicht mehr als ein Jahr älter als ich, hat er sich zweifelsohne bereits einen Namen gemacht. Ich halte ihn für sehr ehrgeizig … Er ist klug und ausgesprochen geistreich – und trotz seiner gebrochenen Nase attraktiv. Ein Sturz vom Pferd war wohl die Ursache. Jedenfalls hat er etwas in der Art erwähnt. Er hat mich ausgezeichnet mit seinen boshaften Beobachtungen über einige Anwesende unterhalten.“
„Ja, ich habe bemerkt, dass du seine Gesellschaft außerordentlich genossen hast.“ Er klang alles andere als erfreut. „Darf ich fragen, was er über mich geäußert hat?“
Ihre veilchenblauen Augen funkelten spöttisch. „Oh, ich kann unmöglich alles wiedergeben, was er gesagt hat. Aber im großen Ganzen bist du besser weggekommen als manch anderer. Ich denke, dass du ihm sympathisch bist, obwohl eure politischen Ansichten weit auseinanderliegen. Selbstverständlich schätzt er deinen veränderten Modestil. Davon kann bei Lord Wenbury nicht die Rede sein. Er verglich ihn mit einer überdimensionalen Wespe. Kannst du dir das vorstellen?“
„Ach ja, der arme Eustace! Bei seiner Kleidung hat er noch nie einen guten Geschmack bewiesen, und er besitzt auch nicht die richtige Figur, um etwas angemessen zu tragen.“
Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. Auch wenn er sich abwertend über die Bekleidung des Barons geäußert hatte, war erneut nicht die geringste Feindseligkeit herauszuhören. Das bestätigte ihren Eindruck, dass er Lady Charlotte in keiner Weise nachtrauerte.
„Ich habe Lord Wenbury sagen hören, dass seine Gattin und er heute Abend bei Lady Kilertons Soiree sein werden. Die Countess of Grenville hat ebenfalls vor, hinzugehen. Ich sollte sie besser begleiten, da Lady Eleanor mir versicherte, sie werde sich ebenfalls unter den Gästen befinden. Das gibt mir Gelegenheit, mich von ihr zu verabschieden. Wenn ich sie richtig verstanden habe, will sie morgen aufs Land zurückkehren.“
Er nickte bestätigend. „Ich werde meine Schwägerin allerdings nicht zu der Soiree begleiten. Ich kann die Zeit besser in meinem Club oder einer gewissen Spielhölle nutzen.“
Möglicherweise entsprach dies der Wahrheit. Trotzdem war Georgiana nicht länger bereit, sich zurückzuhalten, und beabsichtigte, wieder auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Doch zunächst wollte sie Lady Eleanor, die für sie inzwischen eine echte Freundin geworden war und die sie in den vergangenen Wochen so tatkräftig unterstützt hatte, ihren tief empfundenen Dank übermitteln.
Nachdem sie auf dem freien Stuhl neben Lady
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