Historical Saison Band 18
Eleanor Platz genommen hatte, zögerte Georgiana nicht, ihrer Wertschätzung Ausdruck zu verleihen und zugleich ihre Traurigkeit zu bekunden, die Gesellschaft der neuen Freundin schon so bald entbehren zu müssen. „Wer weiß, wann wir einander wiedersehen.“
„Ach, mach dir darüber keine Gedanken. Ich habe fest vor, Fincham Park regelmäßig zu besuchen, sobald du dort als Herrin residierst!“ Lady Eleanor bemerkte die Verzweiflung, die sich einen unbedachten Moment lang in Georgianas zarten Zügen widerspiegelte. „Was ist passiert, Georgie? Du und Ben, ihr habt euch doch nicht etwa gestritten, oder? Ich weiß, wie herrisch er von Zeit zu Zeit sein kann, aber er hat das Herz am rechten Fleck.“
„Oh nein, es ist nichts dergleichen“, beteuerte Georgiana eilig. „Wir haben nur noch keinen genauen Hochzeitstermin festgelegt. Es kann also einige Zeit dauern, bis wir einander wiedersehen.“
„Wenn es nach Ben geht, werdet ihr bestimmt keine lange Verlobungszeit haben.“
„Nein, das bezweifle ich auch“, bestätigte Georgiana wehmütig. „Dennoch würde ich gern mit dir in Kontakt bleiben. Du bist die einzige echte Freundin, die ich gefunden habe, seit ich in London angekommen bin.“
Mit großer Zuneigung drückte Lady Eleanor der jüngeren Frau die Hände. „Bitte besuche mich, wann immer du möchtest. Meine Tochter und ich freuen uns, dich zu Gast zu haben. Wenn dir Bens anmaßende Art einmal zu viel werden sollte und du für ein oder zwei Wochen eine Pause von ihm brauchst, oder auch länger, komm einfach zu mir und bleibe. Bei mir bist du vor seiner Tyrannei sicher.“
„Man kann nie wissen. Es kann gut sein, dass ich eines Tages auf dein Angebot zurückkommen werde“, antwortete Georgiana, bevor ein paar neu angekommene Gäste ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen.
Als Lady Eleanor die Neuankömmlinge bemerkte, machte sie keinen Hehl aus ihrer Abneigung und verzog das Gesicht. „Ich hatte ganz vergessen, dass sie kommen wollten.“
„Ganz offenkundig schätzt du Lady Charlotte nicht sehr“, erwiderte Georgiana. „Und wenn ich deine schwesterliche Zuneigung zu Ben in Betracht ziehe, ist das nachvollziehbar. Ich kenne sie noch nicht gut genug, um mir eine abschließende Meinung gebildet zu haben. Davon abgesehen fand ich sie gestern Abend ganz liebenswürdig.“
Eleanor schnaubte verächtlich. „Oh ja, sie weiß, wie sie sich in der Gesellschaft zu bewegen hat, das muss ich zugeben. Und ich gehe sogar so weit zu sagen, dass sie, auch nachdem sie Wenbury im letzten Jahr das erste Kind geschenkt hat, noch immer eine gut aussehende Frau ist. Selbst wenn sie nicht mehr so anziehend wirkt wie früher … In ihrer Jugend war Charlotte Vane zweifellos eine atemberaubende Schönheit – mit dem Gesicht eines Engels, der Figur einer Göttin und dem Herzen einer hinterhältigen Hyäne! Mein einziger Trost ist, dass Ben ihren wahren Charakter erkannt hat, als sie Wenbury heiratete. Er hat wahrhaftig Glück gehabt, ihr zu entwischen! Und schau ihn dir jetzt an – er hat dich!“
Georgiana war nicht in der Lage, der Freundin in die Augen zu schauen, und verspürte beinah Erleichterung, als sie einen Moment später einer Person ansichtig wurde, die sie auf andere Gedanken brachte.
„Ach du lieber Himmel! Sir Willoughby Trent begleitet sie. Das macht die Sache interessanter.“
Lady Eleanor zeigte sich verwundert. „Findest du, meine Liebe?“
„Vielleicht sollte ich besser sagen … amüsanter“, sagte Georgiana, um ihren Patzer zu korrigieren. „Was weißt du über ihn? Warum sieht man ihn nie in Gesellschaft seiner Gattin?“
„Oh, so viel kann ich dir verraten! Sir Willoughby heiratete eine Cousine von einer meiner Bekannten. Es handelt sich um die Frau eines Landadligen, der zufällig in der Nähe von Fincham Park wohnt.“
Georgiana zuckte zusammen. „Doch nicht etwa Sir Frederick Wyndham, oder?“
„Aber ja doch!“ Lady Eleanor war überrascht. „Jetzt sag bloß nicht, dass du ihm schon einmal begegnet bist. Er reist fast nie in die Stadt.“
„Nein, ich habe ihn nie gesehen“, versicherte Georgiana halbwegs glaubwürdig, wobei sie den Blick klugerweise gesenkt hielt. „Ben hat seinen Namen beiläufig erwähnt. Ich weiß nur, dass er zwei Töchter hat.“
„Ja, das stimmt. Mary, die Jüngere, ist ein nettes Kind. Ihre ältere Schwester Clarissa ist dagegen ein anderes Kaliber!“
Wieder einmal zeigte sich, dass Lady Eleanor und sie ähnliche Ansichten hatten. Leider
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