Historical Saison Band 18
sich vorstellen, dass ich unter diesen Umständen eine Familie gründe?“
„Sie werden es nicht erfahren, wenn Sie es nicht versuchen.“
„Ach, kommen Sie, Fincham. Ich bin eingefleischter Junggeselle. Ich bin so glücklich, wie man nur sein kann– mit meinen Zimmern mit Blick auf den Park und lediglich meinem treuen Diener Barns um mich herum, der sich um alles Nötige kümmert. Außerdem …“, er zuckte mit den Schultern, „… finde ich es ziemlich schäbig, nur wegen des Geldes zu heiraten. Ich weiß, das machen viele Leute – um nur jemanden wie Chard zu nennen. So wie er spielt, hat er das Vermögen seiner Frau schon vor Jahren durchgebracht. Und was ist ihm geblieben? Eine Gattin, deren Anblick er nicht erträgt und die er auf dem Land versteckt hält! Nein, das ist nichts für mich. Ich habe meine Fehler und gewiss genug davon, aber ich habe auch ein paar Grundsätze. Ich würde nie um des Geldes willen eine Familie gründen. Das ist verflucht erniedrigend! Und dem Mädchen gegenüber wäre es auch verdammt ungerecht.“
Nachdem er schweigend über alles nachgedacht hatte, was er erfahren hatte, sagte Lord Fincham: „Es sieht nicht so aus, als ob Ihnen eine andere Wahl bliebe, Gyles. Die Mahnungen werden Sie verfolgen, solange Sie in der Stadt bleiben. Und man weiß nie. Es könnte ja auch sein, dass Sie die Witwe tatsächlich lieb gewinnen, wenn Sie erst einmal ihre Bekanntschaft gemacht haben.“
Da das Wetter am folgenden Tag ebenso schön blieb wie in den vorangegangenen Wochen, nahm Georgie die schriftliche Einladung des Viscounts, ihn erneut im Park zu treffen, freudig an. Während sie dahinschlenderten und viele gemeinsame Bekannte grüßten, kam sie beiläufig auf die Juwelendiebstähle zu sprechen und brachte ihre Meinung, dass Sir Willoughby Trent nichts mit den Überfällen zu tun habe, zum Ausdruck.
„Er hat ebenfalls Lady Kilertons Soiree besucht. Daher hatte ich genügend Zeit, um ihn in Ruhe zu beobachten.“
Der Viscount warf ihr einen ebenso mitfühlenden wie ironischen Blick zu. „War es eine so furchtbar ermüdende Veranstaltung, dass der Anblick des gepuderten und geschminkten Baronets für dich den größten Reiz besaß?“
Sie musste kichern. Ben war bekanntermaßen besonders kritisch, wenn es darum ging, die Charaktereigenschaften seiner Mitmenschen zu beurteilen, und mied Soireen wie die Pest.
„Zugegebenermaßen mussten wir ein paar Kreischeulen – wie du sie nennen würdest – und einigen anderen peinlichen Darbietungen am Klavier lauschen. Ganz zu schweigen von Lord Wenburys Liebesgedicht, bei dem ich beinah laut herausgelacht hätte. Doch abgesehen von diesen bedauerlichen Beiträgen war es ein höchst vergnüglicher Abend.“
Sie riskierte es, ihm kurz ins Gesicht zu sehen, um seine Stimmung richtig einzuschätzen. Vermutlich würde sie nichts erfahren, wenn sie ein großes Interesse an seinen Nachforschungen zeigte. Daher fragte sie so beiläufig wie möglich: „Und wie ist dein Abend verlaufen?“
„Sehr aufschlussreich, wie sich herausstellte. Nach reiflichen Überlegungen, die ich gestern seit Verlassen meines Club angestellt habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, Sir Rupert Gyles von der Liste zu streichen. Ebenso wie Sir Willoughby halte ich ihn nicht länger für verdächtig. Wenn nicht allgemein bekannt wäre, dass er zumeist über seine Verhältnisse lebt, hätte ich ihn von vornherein ausgeschlossen.“
Obgleich sie sein Urteil nicht anzweifelte, war sie neugierig. „Was hat dich letztlich von seiner Unschuld überzeugt?“
„Es zeigte sich, dass Sir Rupert über erstaunlich viel Ritterlichkeit verfügt. So betrachtet er eine Heirat aus rein finanziellen Gründen als ehrlos und unmoralisch und führte Chards Ehe als abschreckendes Beispiel an.“
Georgiana hörte gespannt zu, als Ben die Forderung des Duke of Merton erwähnte, wonach Sir Ruperts Geldprobleme durch eine Eheschließung gelöst werden sollten. „Und glaubst du, dass er die Witwe heiraten wird?“
„Das bleibt abzuwarten. Aber ich gehe davon aus, dass Lord Rupert die Stadt in den nächsten Tagen verlassen wird, um den Schuldeneintreibern zu entgehen. Da er keinen eigenen Landsitz hat, ist er gezwungen, sich für einige Wochen auf den Familienstammsitz zurückzuziehen. Ob er seine Meinung ändert und der Witwe seine Aufwartung macht, ist eine andere Frage. Wenn du mich fragst, schlägt hinter der Fassade fauler Sorglosigkeit das Herz eines Mannes mit erstaunlich festen
Weitere Kostenlose Bücher