Historical Saison Band 18
Grundsätzen. Aber ich überlasse es dir, meine Liebe, zu beurteilen, ob er einen Mord billigend in Kauf nehmen würde, wenn er bereits Skrupel hat, um des Geldes willen zu heiraten.“
Nachdem sie einen Moment nachgedacht hatte, schüttelte Georgiana den Kopf. „Nein, er scheint nicht der Drahtzieher zu sein, den wir suchen.“
„Genau zu diesem Ergebnis bin ich auch gekommen“, stimmte er zu. „Überdies würde er die Stadt wohl kaum verlassen, wenn er in nächster Zeit den Löwenanteil aus dem Verkauf der gestohlenen Smaragde erwarten würde … Daher bleibt nur noch Lord Chard.“
Sofort bemerkte sie eine Spur von Unsicherheit in seiner Stimme und musterte ihn. „Wie ich sehe, hast du deine Zweifel. Du glaubst doch nicht etwa, dass die Countess die Worte meines sterbenden Patenonkels falsch verstanden hat und dass der Überfall überhaupt nichts mit einem der Fünf zu tun hat?“
„Nein, daran habe ich nicht gedacht“, versicherte er umgehend. „Zunächst hatte ich Chard nahezu ausgeschlossen, weil er eine Bürgerstochter geheiratet hat, die angeblich sehr reich ist. Aber eine von Lord Ruperts gestrigen Bemerkungen hat mich stutzig gemacht.“
Gedankenversunken schaute der Viscount in die Ferne. „Lass uns nur einen Moment annehmen, die Gerüchte über das enorme Vermögen, das die Frau mit in die Ehe gebracht haben soll, wären übertrieben gewesen. Und nehmen wir weiter an, dass Chards ausschweifende Spielsucht – und er ist bekannt dafür, gewaltige Summen an einem Abend zu verlieren – die Mitgift seiner Gattin schon vor einiger Zeit verschlungen hat. Was dann? Anders als Lord Rupert, der aus den Mahnungen kaum mehr herausgekommen ist, seit er Oxford verließ, hat Chard seine Schulden stets pünktlich beglichen.“
„Dann muss er aus anderer Quelle Geld beziehen.“
„Ganz recht!“, stimmte er zu. „Chard ist viel zu gerissen, um sich in die Hände von Geldverleihern zu begeben. Wenn es also niemanden gibt, an den er sich in Notlagen wenden kann, …“
„Haben wir unseren Schuldigen“, beendete Georgiana seinen Satz.
„Ja, in der Tat, mein Schatz. Aber das zu beweisen, ist eine ganz andere Sache. Schließlich macht er sich bei den Überfällen nicht selbst die Hände schmutzig. Ebenso wie mein Freund Charles glaube ich, dass der Mann an der Spitze ein echter Fachmann ist, wenn es darum geht, den Wert von Edelsteinen zu schätzen. Er überzeugt sich selbst von ihrer Güte und leitet sie dann umgehend über Master Tate aus der Spielhölle an Henri Durand weiter. Ach ja, übrigens habe ich Charles in dieser Sache um Unterstützung gebeten“, offenbarte er. „Er will zu seinem Cousin Kontakt aufnehmen, wenn dieser nach London zurückgekehrt ist. Das wird wahrscheinlich bald der Fall sein. Ich habe zwar keine großen Erwartungen, dass Charles viel herausfindet, aber man weiß nie.“
Er zog die dunklen Augenbrauen nachdenklich zusammen. „Ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass wir den Mittelsmann aufstöbern müssen – diese lange dürre Gestalt, die von Anfang mit Tate und vermutlich auch mit Henri Durand zu tun hatte. Welche Rolle spielt er bei all dem? Und noch wichtiger, wo finden wir ihn, wenn er nicht gerade dabei ist, die Befehle seines Herrn auszuführen? Ganz gewiss lebt er nicht bei seinem Herrn in der Stadt, so viel ist sicher. Auf niemanden in Chards Haus passt die Beschreibung. Nur wenn wir diesen Kerl ausfindig machen, haben wir den Hauch einer Chance, Chard vor Gericht zu bringen.“
Aber woher weiß Ben das? dachte Georgiana, vermied es jedoch, nachzufragen, denn sie spürte, dass dies ein schwerer Fehler sein würde. Immerhin schien er gewillt, wenigstens ein paar neue Erkenntnisse an sie weiterzugeben.
Nein, besser frage ich Digby, was seit dem Abend in der Taverne genau passiert ist, entschied sie schließlich. Doch auch bei ihm musste sie sich geschickt anstellen, um ihr Ziel zu erreichen!
13. KAPITEL
E ine weitere Woche ging zu Ende. Georgiana war fast jeden Abend ausgegangen und hatte die Vergnügungen genossen, welche die Großstadt den wenigen Privilegierten bot. Nun freute sie sich zur Abwechslung auf einen ruhigen Tag im Stadthaus der Grenvilles, den sie nur in Gesellschaft der Witwe und Lady Sophias verbringen würde. Sie rechnete nicht damit, dass Lord Fincham ihr einen Besuch abstattete, denn sie hatte ihn am Vorabend kurz auf einem Ball gesprochen. Er war zurzeit sehr beschäftigt, weil er ein Treffen mit seinem Notar vorbereiten
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