Historical Saison Band 18
Willoughby vor, womit er erneut bewies, dass er durchaus rücksichtsvoll sein konnte. „Ihre Verlobte ist wirklich bemerkenswert“, fügte er hinzu, nachdem er beobachtete hatte, wie Georgiana quer durch das Zimmer zur Tür gegangen war. „Anfangs wunderte ich mich, weil sie gar nicht Ihrem üblichen Geschmack entspricht.“
„Finden Sie?“, erwiderte der Viscount, der sich daran erinnerte, dass Charles Gingham etwas ganz Ähnliches geäußert hatte. „Mir erging es wie Ihnen – mich faszinierten zunächst ihre Augen. Und um ehrlich zu sein, hat sich mein Geschmack mit der Zeit gewandelt. Blonde, fügsame Jungfern interessieren mich nicht mehr. Ich bevorzuge nunmehr Frauen, die Mut und Temperament besitzen.“
Der Baronet schmunzelte zustimmend. „Nun, dann haben Sie gewiss die Richtige gefunden. Und nebenbei bemerkt, Sie hätten keine passenderen Juwelen auswählen können, um ihre bezaubernden Züge zu betonen, Fincham. Die müssen einiges gekostet haben. Was meinen Sie, Chard? Sie sind doch quasi ein Fachmann, wenn es darum geht, kostbare Steine zu beurteilen.“
„Oh, so weit würde ich nicht gehen“, erwiderte der Baron rasch, während Lord Fincham bewusst den Blick senkte, als ob seine Aufmerksamkeit allein seinen Karten gelten würde. „Bestimmt hat unser beider Freund, der ein kluger Mann ist, sie gut versichern lassen, egal wie viel sie wert sind.“
Bei diesen Worten musste der Viscount lächeln. „Ich versichere Ihnen, dass ich gut auf sie aufpassen werde. Zufällig verlasse ich London gerade aus diesem Grund am Ende der Woche.“
„Sie nicht auch noch!“, rief Sir Willoughby entsetzt aus, während Lord Chard nur schweigend seine neuen Karten aufnahm. „Erst Gyles und jetzt Sie – bei diesem Tempo ist bald niemand mehr in der Stadt!“
„Sie übertreiben, Willoughby“, entgegnete Lord Fincham. „Chard ist hier und wird Ihnen gewiss bis zum Ende der Saison Gesellschaft leisten.“
„Nun davon habe ich wenig, wenn er mit leeren Taschen herumläuft“, erwiderte Sir Willoughby verdrießlich.
„Ich bin noch nicht bankrott“, betonte Chard. „Allerdings hoffe ich ernsthaft, dass Sie mir die Gelegenheit zur Revanche geben, bevor sie London verlassen, um in die Wildnis von Hampshire zu reisen“
„Da können Sie ganz sicher sein“, antwortete der Viscount. Dann sah er entschlossen auf seine Karten, wobei der Ausdruck seines Gesichts – wie es seine Verlobte schon so oft beobachtet hatte – undurchschaubar blieb. „Wie bereits erwähnt, habe ich nicht vor, die Stadt vor Freitagnachmittag zu verlassen. Am Morgen habe ich noch einen Termin mit meinem Bankier.“
Diese Bemerkung erregte Sir Willoughbys Aufmerksamkeit. „Dann schaffen Sie es aber nicht mehr, vor Einbruch der Nacht Ihren Landsitz zu erreichen, oder? Haben Sie vor, irgendwo eine Unterbrechung einzulegen?“
„Normalerweise steige ich im Gasthof ‚White Hart‘ ungefähr eine Meile westlich von Liphook ab. Ich reise dann die restliche Strecke am folgenden Morgen und nehme eine Abkürzung durch den Cheetham Wood, um etwas schneller voranzukommen. Das ist keine besonders bequeme Strecke, aber ich will rechtzeitig ankommen und sicherstellen, dass alles für die Ankunft der künftigen Herrin von Fincham Park vorbereitet ist. Wissen Sie, wir haben uns für eine stille Hochzeit noch in diesem Sommer entschieden. Daher muss ich einige Dinge von Wert zum Familiensitz bringen, damit sie für das Ereignis bereitliegen.“
Nachdem Georgiana ihre Versprechen gegenüber zwei Gentlemen eingelöst und auch noch mehreren anderen einen Tanz gewährt hatte, war sie froh, an die Seite der alten Countess zurückzukehren, um ihre Gedanken zu ordnen.
Bens Verhalten gab ihr immer größere Rätsel auf. Manchmal benahm er sich fürsorglich und aufmerksam, aber meistens schien er es zu bevorzugen, seine eigenen Wege zu gehen. Ihre Existenz schien ihm dann vollkommen gleichgültig zu sein. Warum hatte er bei ihrer Ankunft eindringlich nach ihr Ausschau gehalten, nur um sie dann ohne jeglichen Protest aus dem Kartenzimmer gehen zu lassen? Hatte er seine Bitte um den Tanz vor dem Souper nur vorgetragen, um in Gegenwart der anderen Gentlemen keinen Verdacht zu erregen, oder verspürte er den aufrichtigen Wunsch, ihr am späteren Abend noch Gesellschaft zu leisten? In so vielem, was ihn betraf, tappte sie völlig im Dunkeln!
„Sie scheint etwas zu quälen, mein Kind.“
Die besorgte Stimme der Witwe riss sie aus ihren verwirrenden
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