Historical Saison Band 18
seltsam vertraute Singsangstimme, die sie freudig grüßte, unterbrach ihre Grübelei. Sie hob den Kopf und erkannte niemand anderen als Sir Willoughby Trent! Er saß neben der Duchess of Merton in deren luxuriöser offener Kutsche. Als die Räder neben Georgiana zum Stehen kamen, war das spöttische Funkeln in den Augen des geckenhaften Baronets nicht zu übersehen, und sie stellte sich auf eine spitzzüngige Bemerkung ein.
„Ich sagte gerade zu Ihrer Gnaden, ist das nicht etwa Miss Grey, die hier allein unterwegs ist und einen so traurigen Eindruck ohne ihren Liebsten macht? Er ist zur Stunde aufs Land aufgebrochen, und schon vermisst sie ihn. Oder erleiden Sie einen solchen Anfall von Melancholie, weil er Sie darum gebracht hat, ihr bezauberndes Collier bis zum Ende der Saison zu tragen?“
„Achten Sie gar nicht auf ihn, mein liebes Kind. Er ist nichts als ein boshafter Quälgeist“, riet die Duchess.
„Keinesfalls“, widersprach Sir Willoughby. „Fincham begibt sich nur auf seinen Familiensitz, um alles für die Hochzeit vorzubereiten. Er hat es mir selbst in der letzten Woche erzählt. Sie sollten ihn schon einmal vorwarnen, meine liebe Miss Grey. Wenn er in die Stadt zurückkehrt, braucht der Schwager unserer lieben Duchess, Lord Rupert, ihn als Trauzeugen. Gyles hat sich von einer jungen Witwe umgarnen lassen. Wenn man dem letzten Brief an Ihre Gnaden Glauben schenken darf, genießt er jeden Augenblick mit ihr in vollen Zügen. Und so etwas bei einem überzeugten Junggesellen!“
„Einen Moment, Euer Gnaden.“ Gerade wollte die Duchess den Kutscher anweisen, weiterzufahren, als Georgiana das Wort ergriff. Eine Bemerkung des Baronets hatte sie hellhörig werden lassen. „Sir Willoughby, wann hat Lord Fincham Ihnen mitgeteilt, dass er die Stadt verlassen wolle? War es nicht gestern, als er Nachricht von einem Vorfall in Fincham Park erhielt?“
„Oh, nein, nein“, antwortete er und zog die dünnen Brauen zusammen. „Davon weiß ich gar nichts. Ich habe ihn seit Tagen nicht mehr gesprochen – nicht mehr seit dem Ball der Radcliffes, wenn ich es recht bedenke. Also muss es dort gewesen sein … Ja, natürlich! Ich erinnere mich ganz genau, dass der arme Chard nicht wollte, dass Fincham die Stadt verlässt. Er wollte wenigstens noch eine Gelegenheit zur Revanche bekommen, um einen Teil seiner Verluste zurückzugewinnen. Anders als der arme Chard hat Ihr Verlobter in der letzten Zeit ein teuflisches Glück am Spieltisch gehabt.“
„Schauen Sie nicht so bekümmert, meine Liebe“, sagte die Duchess freundlich, als sie Georgianas besorgte Miene bemerkte. „Lord Fincham wird bald wieder bei Ihnen sein. Auch ich weiß, was es bedeutet, wenn man seiner Juwelen beraubt wird, und sei es nur für eine kurze Zeit. Aber ihr Verlobter meint es ja nur gut. Die Schmuckstücke werden auf Sie warten, wenn Sie als neue Herrin in Fincham Park einziehen.“
Georgiana versuchte nicht, die Duchess und den Baronet weiter aufzuhalten. Sie wartete ab, bis sich die Kutsche in Bewegung gesetzt hatte, wendete ihre Stute und ritt aus dem Park hinaus in Richtung Berkeley Square.
Wenn sich der Reitknecht der Witwe über die Route, die sie einschlug, wunderte, so zeigte er es zumindest nicht. Er wirkte ganz zufrieden, in den Stallungen Lord Finchams zurückgelassen zu werden und einen Blick auf die edlen Pferde werfen zu können. Georgiana hingegen verlor keine Zeit, um ihren Lieblingsbutler zu suchen.
Als sie durch den Hintereingang in die Küche trat, wunderten sich alle Anwesenden, nicht zuletzt Brindle, der eilig vom Tisch aufstand und seine Livree glatt zog.
„Miss Grey! Wir haben Sie heute gar nicht erwartet! Der Herr ist längst aufgebrochen. Er hat das Haus schon vor einer Stunde verlassen.“
„Ja, das ist mir bewusst. Dennoch würde ich Sie gern unter vier Augen in der Bibliothek sprechen, Brindle, wenn Sie so nett wären.“
Wie stets, wenn es um seine künftige Herrin ging, scheute der Butler keine Mühe und begleitete sie bereitwillig nach oben. Kaum hatte er die Tür der Bibliothek geschlossen, wollte Georgiana von ihm wissen, wann der Viscount sich entschieden habe, nach Fincham Park zu reisen.
„War es ein spontaner Beschluss? Hat er vielleicht eine Mitteilung erhalten, die ihn dazu veranlasste?“
„Oh, nein, das glaube ich nicht, Miss Grey. Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, teilte mir Seine Lordschaft schon vor einigen Tagen mit, dass er die Stadt heute verlassen werde.“
Also war auf
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