Historical Saison Band 18
Kartenzimmer führte, an dem bereits zwei Gentlemen saßen, bezweifelte sie jedoch, dass es ihm um ihre Fähigkeiten als Spielerin ging. Nein, es muss einen anderen Grund haben, weshalb er mich heute als Partnerin ausgewählt hat, stellte sie schließlich fest.
„Fincham, mein lieber Freund!“, begrüßte ihn Sir Willoughby gut gelaunt. „Gesellen Sie sich doch für ein paar Runden zu uns! Und wie ich sehe, haben Sie Ihre entzückende Verlobte mitgebracht! Diese Augen! Wenn man die einmal gesehen hat, vergisst man sie nie, nicht wahr?“
Wenn Ben sie nicht vor dem Hang des Baronets, boshaften Spott zu treiben, gewarnt hätte, hätte sie sich vielleicht von seiner Bemerkung einschüchtern lassen. Nun jedoch lächelte Georgiana dem Mann nur gelassen zu, bevor sie sich an den Tisch setzte.
„Ich gehe davon aus, dass Sie nichts dagegen einzuwenden haben, ein oder zwei Partien Whist mit bescheidenen Einsätzen zu spielen, Chard?“, erkundigte sich der Viscount.
Obgleich der Baron, dessen grobe Züge heute geradezu verbittert wirkten, sie mit keinem Wort willkommen geheißen hatte, besaß er immerhin die Höflichkeit zu antworten. „Wie Sie ja wissen, ist mir das ganz recht, Fincham. In letzter Zeit habe ich einfach zu viel verloren.“
„Was denn, was denn?“ Offenkundig stellte dies für Sir Willoughby eine Neuigkeit dar. „Jetzt sagen Sie mir bloß nicht, Sie würden ebenso wie unser Freund Gyles aufs Land ziehen? Ich habe gehört, dass er nun auf dem Landsitz seines Bruders hockt und Däumchen dreht.“
„Es ist schon möglich, dass ich die Flucht ergreifen muss, wenn sich mein Glück nicht wendet oder wenn unserer Fincham hier nicht bald eine Pechsträhne hat. Er hat in der letzten Zeit verflucht viel Glück gehabt“, offenbarte Chard mit grimmiger Miene, bevor er sich auf die Karten in seinen Händen konzentrierte.
Georgiana hatte der kurzen Unterhaltung aufmerksam gelauscht, und nun wurde ihr klar, weshalb sie den Viscount seit der Verlobungsfeier so selten zu Gesicht bekommen hatte. Anfänglich hatte sie gefürchtet, er wäre ihrer Gesellschaft und der Rolle, die er spielen musste, überdrüssig geworden. Als er aber keine Mühen gescheut hatte, um sie mit einem vortrefflichen Pferd auszustatten, waren ihr Zweifel an dieser Einschätzung gekommen. Jetzt zeigte sich, dass er seine Zeit an Spieltischen verbracht hatte. Dabei war es ihm offenkundig gelungen, eine gewisse Person um beträchtliche Summen zu bringen. War er inzwischen fest davon überzeugt, dass Chard der Schuldige war? Hatte er in den letzten Tagen alles daran gesetzt, dass der Baron sich gezwungen sah, seine Verluste durch einen weiteren Raubüberfall auszugleichen? Wollte er ihm eine Falle stellen, um ihn zu überführen? Das war durchaus möglich.
Sie schaute auf und bemerkte, dass der Viscount sie über die Karten hinweg ansah. Wie so oft verriet seine Miene nichts über seine Gedanken. Kein Wunder, dass er ein begnadeter Spieler ist, dachte sie. Niemand konnte sich jemals sicher sein, was dem scharfsinnigen Mann gerade durch den Kopf ging. Wollte er ihr signalisieren, ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Spiel zu richten? Sein Blick konnte alles und nichts bedeuten.
Sie gab ihr Bestes und war ihm immerhin dabei behilflich, die erste Partie zu gewinnen. Stillschweigend erkannte sie allerdings an, dass der Erfolg hauptsächlich seiner Gerissenheit zuzuschreiben war. In der zweiten Runde schien das Glück nicht auf ihrer Seite zu sein, doch die dritte Partie gewannen sie deutlich. Georgiana beschloss, den Spieltisch zu verlassen, solange ihre Glückssträhne noch anhielt.
„Bitte verzeihen Sie mir, meine Herren, aber ich habe einer Reihe von Gentlemen einen Tanz versprochen. Daher sehe ich mich gezwungen, Sie jetzt sich selbst zu überlassen“, sagte sie, derweil sie aufstand. „Nein, bitte“, fügte sie hinzu, als Lord Fincham sich ebenfalls erhob. „Ich glaube, ich besitze genügend Verstand, um allein in den Ballsaal zurückzufinden, und ich werde gewiss im Verlauf des Abends erneut Ihre Gesellschaft suchen.“
„Das solltest du unbedingt. Außerdem bestehe ich auf den Tanz vor dem Souper“, fügte der Viscount hinzu, bevor er die Karten zusammenschob und sie fachmännisch mischte. „Wonach steht Ihnen jetzt der Sinn, meine Herren?“
„Ich überlasse gern Ihnen die Wahl, Fincham. Aber angesichts der Bedrängnis unseres gemeinsamen Freundes sollten wir bei geringen Einsätzen bleiben, nicht wahr?“, schlug Sir
Weitere Kostenlose Bücher