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Historical Saison Band 18

Historical Saison Band 18

Titel: Historical Saison Band 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley , Barbara Monajem , Lyn Stone , Linda Skye
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schließlich zum Postgasthof am anderen Ende des Ortes zurückkehrte, war die Postkutsche bereits eine halbe Stunde zuvor abgefahren. Der Wirt des Postgasthofs riet mir, einen Kutschbetrieb am Stadtrand aufzusuchen. Doch als ich den endlich fand, war auch diese Kutsche längst fort. Ich beschloss daher, weiterzulaufen und einen geeigneten Gasthof zu suchen, wo ich die Nacht verbringen könnte.“
    „In diesem Fall hast du Glück, mein Kind, denn ich bin ebenfalls auf dem Weg nach London und kann dich absetzen, wo du auch willst.“
    „Oh, vielen Dank, Sir! Das ist sehr liebenswürdig!“
    Das Lächeln, das diese Entgegnung begleitete, war so bezaubernd, dass der Viscount regelrecht erbebte. Erneut kam ihm eine verblüffende Möglichkeit in den Sinn, die ihm schon bei ihrer ersten Begegnung kurz durch den Kopf geschossen war.
    Er lehnte sich gegen die samtbezogene Sitzpolsterung und musterte mit leicht verengten Augen seinen jugendlichen Begleiter. Dessen Haar, das ebenso schwarz war wie sein eigenes, war im Nacken mit einem Band zusammengebunden. Der Hals war weiß und wirkte grazil. Unter dem Dreispitz neigte der Junge das zarte Gesicht leicht zur Seite, sodass der Viscount einen Blick auf das Profil mit den hohen Wangenknochen, der kleinen geraden Nase und dem wohlgeformten Mund werfen konnte. Ein warmer Gehrock von guter Qualität verdeckte den Oberkörper, doch man konnte die schlanken, ebenmäßigen Glieder darunter erkennen, die in Kniebundhosen und verschmutzten Strümpfen steckten.
    „Du musst mir noch verraten, wohin du genau willst, mein Kind“, sagte Lord Fincham, während er mit einem zufriedenen Schmunzeln von den kleinen Füßen seines Gegenübers, die in schmalen Schnallenschuhen steckten, hochschaute.
    „Wenn Sie mich einfach an einem ordentlichen Gasthaus absetzen könnten, wäre ich Ihnen ausgesprochen dankbar, Sir.“
    „Wärst du das“, brummte er, derweil er erneut einen neugierigen Blick auf die zierliche Figur seines Begleiters warf. „Ja, ich bin mir sicher, dass wir uns … nun … auf ein Ziel einigen werden“, fügte er hinzu. Dann sah er, wie die junge Person ihren Koffer öffnete, die schlanken Finger in dessen Inneres schob und eine überraschend prall gefüllte lederne Geldbörse hervorzog.
    „Was halten Sie für eine angemessene Bezahlung, Sir?“
    Einen Moment lang wusste er nicht, ob er lachen oder sich ärgern sollte. Das konnte das Kind nicht ernst meinen! Gewiss war das Mädchen in Jungenkleidung nicht so naiv, ihm die Kutschfahrt bezahlen zu wollen? Oder etwa doch?
    Die Erfahrung hatte Lord Fincham gelehrt, dem schönen Geschlecht mit Misstrauen zu begegnen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund genoss diese faszinierende kleine Person, an deren wahrem Geschlecht er nicht länger zweifelte, jedoch sein Vertrauen. Dass es sich um ein Mädchen handelte, stand für ihn außer Frage. Wenn es das Theater unbedingt fortsetzen wollte, würde er das Spiel eben mitspielen – zumindest fürs Erste.
    „Stecke deine Geldbörse wieder ein, mein Kind!“, befahl er ihr, erneut barscher als beabsichtigt. Der Grund dafür war vermutlich, dass er sich über seine eigene Unentschlossenheit ihr gegenüber ärgerte. „Ich verlange keine Bezahlung“, stellte er in freundlicherem Ton klar. „Angesichts des Dienstes, den du mir heute erwiesen hast, ist es das Mindeste, was ich tun kann.“
    Gerade als er dies sagte, kamen ihm Zweifel an der Zufälligkeit ihrer ersten Begegnung. War alles so unschuldig, wie es ausgesehen hatte? Oder war der ganze Vorfall sorgfältig von einem seiner dekadenten Bekannten in Szene gesetzt worden, um sich mit ihm einen Scherz zu erlauben? Ein weiteres Mal war er aus unerklärlichen Gründen bereit, seiner Begleiterin einen Vertrauensvorschuss zu gewähren.
    „Da wir einander noch länger als eine Stunde Gesellschaft leisten werden, möchte ich mich lieber vorstellen. Ich bin Fincham, Lord Fincham.“
    Da sie angesichts der Tatsache, ein so bedeutendes Mitglied des Hochadels vor sich zu haben, weder Fassungslosigkeit noch Aufregung zeigte, wurde er erneut misstrauisch. Hatte sie etwa bereits gewusst, wer er war?
    „Und wie lautet dein werter Name?“
    Sie zögerte kurz. „George, Mylord, George … äh … Green.“
    Der Viscount unterdrückte ein Lächeln. „Gut, Master Green, bist du sicher, dass ich dich nicht besser bei einem deiner Verwandten in London absetzen soll?“
    „Ganz sicher, Mylord, denn dort kenne ich niemanden. Aber wenn Sie mich, wie

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