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Historical Saison Band 18

Historical Saison Band 18

Titel: Historical Saison Band 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley , Barbara Monajem , Lyn Stone , Linda Skye
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auch nur eine Spur von Überraschung über den seltsamen Gast seines Herrn anmerken zu lassen. Mit einer steifen Verbeugung verließ er das Zimmer und schloss beinah geräuschlos die Tür hinter sich.
    „Komm her, mein Kind“, befahl Lord Fincham und seufzte, als seine Anweisung einfach ignoriert wurde. „Ich kann dir versichern, dass ich dir kein Leid zufügen will. Ich möchte nur einen Blick auf deine Hände werfen.“
    Erschrocken hob das Mädchen die anmutig geschwungenen Brauen. „Meine Hände, Sir? Wozu?“
    Der Viscount sah gereizt in das jugendliche Antlitz. „Sei gewarnt! Wenn ich mich entscheiden sollte, dir eine Anstellung anzubieten – entgegen aller Vernunft, sollte ich wohl hinzufügen – erwarte ich, dass meinen Aufforderungen ohne Widerrede Folge geleistet wird. Und nun komm her!“
    Diesmal kam sie seinem Befehl unverzüglich nach. Sanft ergriff er die Hand, die ihm entgegengestreckt wurde, und tastete nach seinem Monokel. Dann musterte er die schlanken, feingliedrigen Finger und die kurzen, sauberen Nägel. „Ich vermute, du bist keine harte Arbeit gewohnt.“
    Er ließ das zierliche Handgelenk los, nahm die Weinkaraffe, die auf dem Tisch neben seinem Sessel stand, und füllte zwei Gläser. „Da ich mir vorstellen kann, dass du deinen Durst seit Stunden nicht löschen konntest, darfst du gern Platz nehmen und mir auf ein Glas Wein Gesellschaft leisten.“
    Obgleich ihre Miene noch immer skeptisch wirkte, schien es ihr offenkundig nicht ungehörig, in der Gesellschaft eines Aristokraten etwas zu trinken. Dieses Verhalten steigerte erneut seine Neugier.
    „Haben Sie das denn ernst gemeint, als Sie sagten, Sie hielten nach einem Bediensteten Ausschau?“, fragte sie, bevor sie in sehr damenhafter Weise an ihrem Wein nippte.
    „Sonst hätte ich es nicht geäußert, mein Kind. Doch bevor wir uns auf irgendetwas einigen … Wer hat dir deine Erziehung zuteilwerden lassen?“
    Sie lächelte verschmitzt, bevor sie antwortete: „Der ehemalige Pfarrer unserer Gemeinde, Sir. Meine Mutter war viele Jahre lang seine Köchin und Haushälterin und er hatte mich gern.“
    „Und dein Vater?“
    „Ich habe ihn nie kennengelernt und er wusste nichts von meiner Existenz. Er war Soldat, Sir, und starb für sein Vaterland, kurz nachdem ich geboren wurde.“
    Er betrachtete sie über den Rand seines Glases hinweg und dachte darüber nach, was sie bisher über sich erzählt hatte. Es konnte gut sein, dass sie die Wahrheit sprach. Falls sie jedoch die illegitime Tochter einer Person von Stand war, konnte ihre Mutter die Geschichte von dem gefallenen Vater auch erfunden haben, um den Anschein von Ehrbarkeit zu wahren. Zweifelsohne besaß das Mädchen eine ruhige Würde, die keinesfalls unecht oder aufgesetzt wirkte. Sie selbst hielt ihre Herkunft offenkundig für tadellos. Aber wie passte das zu der Jungenkleidung, die sie trug?
    Er beschloss, fürs Erste nicht weiter mit Fragen in sie zu dringen, und sagte: „Ich denke, du könntest die Pflichten eines Pagen erfüllen. Wenn du die Stellung annimmst, lasse ich dir morgen einen neuen Anzug anfertigen.“
    Sie ließ keine besondere Freude über das Angebot erkennen. Eher misstrauisch fragte sie: „Aber wozu benötigen Sie einen Pagen, Sir? Sind Sie verheiratet?“
    „Was hat das bitte damit zu tun?“ Er warf ihr einen verärgerten Blick zu. „Nein, zufällig bin ich nicht verheiratet. Warum fragst du?“
    Erneut bemerkte er, dass ihre Mundwinkel argwöhnisch zuckten. „Nun, weil Pagen normalerweise von Ladies eingestellt werden, Sir.“
    „Nicht immer“, widersprach er und lächelte grimmig. „Ich bin bereit, dich anzustellen, weil ich große Lust verspüre, einen gewissen Bekannten zu ärgern. Es wird ihn sehr verdrießen, wenn er dich zum ersten Mal sieht.“
    „Wirklich, Mylord?“
    „Ganz sicher, mein Kind! Und jetzt kannst du direkt mit deinen Aufgaben beginnen, indem du am Klingelzug neben dem Kamin ziehst.“
    Da sie der Aufforderung sofort Folge leistete, ging er davon aus, dass sie die Stellung angenommen hatte. Nachdenklich saß er da, bis der Butler erschien.
    „Das Kind, das Sie da vor sich sehen, Brindle, ist mein neuer Page.“
    Nicht mehr als eine leicht angehobene graue Braue verriet die Verwunderung des Butlers. Seit er im Dienst der Familie stand, war noch niemals ein Page eingestellt worden.
    „Gibt es ein freies Zimmer im Dienstbotentrakt?“
    „Keines, das zurzeit nicht als Speicherraum genutzt wird, Mylord. Er kann heute Nacht

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