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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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davon.
    Entgegen seinem eigenen Rat kehrte Max nicht in den Salon zurück, sondern suchte die Bibliothek auf. Er brauchte Zeit und Raum, um seine Wut verrauchen zu lassen. Diese Wut richtete sich vor allem gegen ihn selbst, weil er es zugelassen hatte, überhaupt in eine solche Situation zu geraten. Er hatte Cynthias Koketterie für einen ihrer Wesenszüge gehalten, nie war ihm in den Sinn gekommen, dass sie ernstere Absichten verfolgte. Nun wusste er es besser. Er wollte die Sache auf sich beruhen lassen und hoffte inständig, dass die Frau so vernünftig war, seinem Beispiel zu folgen.
    Wie er feststellte, befand sich glücklicherweise niemand in der Bibliothek und er schloss dankbar aufseufzend die Tür hinter sich. Das Feuer im Kamin sorgte für eine wohlige Wärme, die er nach der kühlen Galerie ebenfalls zu schätzen wusste. Er setzte sich vor das Bogenfenster und sah hinaus in den Garten.
    Unwillkürlich erschien Viviens Bild vor seinem inneren Auge. Er versuchte sich vorzustellen, wie sie ihm Avancen machte, ihn einlud, seine Arme um sie zu legen – eine verlockende Vorstellung. Ein bedauerndes Lächeln erschien auf seinen Zügen, als er sich eingestehen musste, dass diese Vorstellung nur Wunschdenken war – zumindest im Augenblick. In letzter Zeit gab er sich häufig solchen Tagträumereien hin. Doch er war sorgfältig darauf bedacht, nicht zu viel zu wagen. Sie sollte sich in seiner Gesellschaft nicht nur wohlfühlen, sondern sich regelrecht nach ihm sehnen. Dieses hochgesteckte Ziel hoffte er zu erreichen, indem er sich rarmachte. Gleichzeitig barg diese Taktik indes auch ihre Risiken, zumal er wusste, dass er einen Rivalen um ihre Gunst hatte. Auch wenn es keinen Hinweis darauf gab, dass sie Zuneigung für Sir Digby verspürte, durfte er sich nicht zu sicher fühlen.
    Es war Zeit, um Vivien zu kämpfen.
    Nachdem sie eine weitere Runde Backgammon abgelehnt hatte, erhob Vivien sich. Sir Digby stand ebenfalls auf.
    „Sie haben recht“, sagte er. „Wir haben lange genug gesessen. Lassen Sie uns ein wenig spazieren gehen.“ Er sah ihren zweifelnden Blick und lächelte. „Nur im Haus. Ich weiß, dass Sie an einem solchen Tag sicher gern in der Nähe eines Feuers bleiben möchten.“
    Da sie erkannte, dass er ein Nein nicht gelten lassen würde, willigte sie widerstrebend ein.
    „Haben Sie Ihr Buch schon ausgelesen?“, fragte er, als sie langsam den Flur entlangschlenderten.
    Erleichtert über seine Themenwahl, entspannte sie sich ein wenig. „‚Der Mönch‘? Nein, ich bin erst etwa bei der Hälfte.“
    „Und was halten Sie davon?“
    „Es ist spannend, aber auch zuweilen angsteinflößend.“
    „Sie mögen also Schauerromane?“
    „Sehr sogar. Sie nicht, Sir?“
    „Ich gebe es nicht gerne zu, Madam, aber ich habe noch keinen gelesen. Meine Schwester meint, ich solle es tun. Verpasse ich etwas?“
    „Ja, in der Tat.“
    „Ich frage mich, ob ich in Sir Charles’ Bibliothek einen Schauerroman finden werde.“
    „Er besitzt sogar mehrere“, sagte Vivien.
    „Welch glücklicher Zufall. Womit sollte ich wohl anfangen?“
    „Nun, wie wäre es mit einem Roman von Mrs Radcliffe?“
    „Wenn Sie meinen.“ Er hielt inne. „Vielleicht könnten Sie mir gleich einen heraussuchen?“
    Vivien zögerte, doch seine respektvolle Miene beseitigte ihre Zweifel. Stumm tadelte sie sich, weil sie ihn so wenig leiden konnte und sich förmlich zwingen musste, sich hilfsbereit zu zeigen. „Gewiss doch, Sir.“
    Gemeinsam gingen sie zur Bibliothek. Sir Digby hielt ihr die Tür auf und ließ sie eintreten, ehe er ihr folgte und die Tür fest hinter sich schloss. Vivien kämpfte gegen eine dunkle Vorahnung an, trat einen Schritt vor und richtete ihre Aufmerksamkeit angestrengt auf die Bücherregale.
    „Die Schauerromane stehen hier drüben, Sir.“
    Er gesellte sich zu ihr. „Ja, zweifellos. Aber ich denke, Sie sollten wissen, dass ich Sie nicht hergebracht habe, um lediglich über Bücher zu plaudern.“
    Vivien wurde ganz flau im Magen. „Verzeihen Sie, aber das ist eine Bibliothek, Sir.“
    Er lächelte. „Sie sind von Natur aus bescheiden, Mylady, dennoch kann Ihnen mein Interesse an Ihnen nicht entgangen sein.“
    „Ich gebe zu, es ist mir aufgefallen, aber ich muss Ihnen sagen …“
    Er trat näher an sie heran. „Nur aus Rücksicht auf Ihre Situation habe ich mich Ihnen noch nicht erklärt.“
    „Sir Digby, ich fühle mich geschmeichelt, indes …“
    „Kommen Sie, Mylady, zieren Sie sich nicht

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