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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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arbeitete nachts. Er war ein Spieler, ein Kartenspieler.“ Sein Gesicht musste seine Gedanken verraten haben, denn sie fügte hastig hinzu: „Er war kein Schlitzohr, müssen Sie wissen. Er hat nie betrogen, er hat lediglich sehr, sehr gut gespielt. Wir sind durchgebrannt, muss ich gestehen. Eigentlich sollte ich seinen älteren Bruder ehelichen, und das, obwohl wir keinerlei Liebe füreinander verspürten. Unsere Familien wünschten diese Verbindung, verstehen Sie?“
    Hugo nickte. Er wusste, wie solche Vereinbarungen zustande kamen, obwohl für ihn bisher nie eine standesgemäße Ehe arrangiert worden war. Wahrscheinlich sollte er sich besser möglichst bald selbst darum kümmern.
    „Aber Giles und ich haben uns ineinander verliebt“, fuhr Emilia, den Blick ins Feuer gerichtet, fort. „Meine Eltern haben diese Beziehung nicht gebilligt, weil er der jüngere Sohn war und obendrein einen recht zügellosen Lebensstil pflegte. Und ich war erst achtzehn. Also sind wir durchgebrannt. Wir waren sehr jung und sehr gedankenlos. Mir ist gar nicht in den Sinn gekommen, wie viel Schande ich meiner Familie durch mein Handeln bereitete.“
    Ihre Stimme bebte und sie sah auf. Der aufsteigende, duftende Dampf aus der Tasse verschleierte ihr Gesicht. „Ich rede zu viel und schockiere Sie, Major. Das tut mir leid. Indes werden Sie morgen ohnehin abreisen und wir werden uns nie wiedersehen. Irgendwie empfinde ich es als … erleichternd, so offen mit Ihnen sprechen zu können. Aber ich werde Sie nicht länger in Verlegenheit bringen.“
    „Nein, Sie bringen mich nicht in Verlegenheit.“ Normalerweise wäre er entsetzt über derlei Vertraulichkeiten gewesen, doch sie faszinierte ihn und es war ihm neu, sich mit einer Frau in solch ungezwungener Weise zu unterhalten. Außerdem ging es ja ausschließlich um ihre Gefühle und zweifellos würde sie keinerlei Kommentar von ihm dazu erwarten.
    „Wir sind wie Schiffe, die in der Nacht aneinander vorüberziehen. Oder nein, das klingt zu abgedroschen. Vielleicht sind wir eher wie zwei Vögel, die unter einem Busch Schutz vor dem tosenden Sturm suchen und am nächsten Morgen fliegen wir wieder unserer eigenen Wege. Was ist geschehen, Emilia?“ Er sah sie freundlich an. „Übrigens, mein Name ist Hugo.“
    „Ja, ich weiß.“ Emilia war sich sicher, dass sie nicht einmal die kleinste Einzelheit über diesen dunklen, ernsten Mann, der auf solch dramatische Weise in ihr Haus gekommen war, je vergessen könnte. Er erschien ihr so anders, so fremd und verschlossen. Es war, als hätte er seinen Gefühlen einen Riegel vorgeschoben und hielte sie fest hinter einer Tür unter Verschluss, sodass nur wenig davon hinausdrang. Und das, was er von sich offenbarte, war, obwohl zweifellos echt und aufrichtig, doch lediglich eine Andeutung dessen, was sich in seinem Innersten verbarg. Ihr gefiel sein Vergleich mit den Vögeln, auch wenn sie sich eher wie ein Spatz vorkam, während sie ihn als Adler sah.
    Seine Zurückhaltung war ungewohnt. Ihre Nachbarn waren schlichte Menschen aus bescheidenen Verhältnissen, die ein Leben ohne Privilegien führten, was sich auch in ihren Reaktionen und Verhaltensweisen spiegelte. Sie arbeiteten hart, spielten viel, wenn sich die Gelegenheit dazu bot, und pflegten sich ganz offen und unverblümt zu lieben und zu hassen. Emilia mochte ihre Aufrichtigkeit. Auch sie und Giles hatten ihre Zuneigung füreinander nicht versteckt. Sie hatten die wunderbaren Augenblicke in vollen Zügen genossen, sie wie Schätze gesammelt, um in trostloseren Zeiten von ihren glücklichen Erinnerungen zehren zu können. Die Erinnerung an ihre zurückgelassenen Familien hatten sie weit von sich geschoben.
    Vielleicht, so dachte sie, während sie auf Hugos große, starke Hände sah, in denen er behutsam die Porzellantasse hielt, war ihr Vorrat an glücklichen Erinnerungen allmählich aufgebraucht und musste aufgefüllt werden. Allerdings konnte sie nicht verstehen, warum sie sich in diesem Fall ausgerechnet zu jemandem von solch kühlem, distanziertem Wesen hingezogen fühlte, einem Mann voller Schatten.
    Er hegte Interesse an ihr als Frau, das konnte sie spüren. Aber ihre Söhne mochten ihn und sie vertraute ihren Instinkten, ebenso wie ihrem Herzen. Was auch immer Hugo Travers hinter diesem ernsten Gesicht verbarg, es war ganz sicher keine Niederträchtigkeit.
    „Was geschehen ist?“ Sie zwang sich, ihre Gedanken wieder zu dieser schrecklichen Nacht zurückwandern zu lassen. „Wir waren

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