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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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rupfte. Die Landschaft erstarrte in lebloser Schönheit.
    Vom Fenster der Schankstube unter ihr ergoss sich das Licht der Laterne in einer goldenen Pfütze über das Weiß und Emilia murmelte rasch ein Gebet für alle Reisenden, die vom Schneefall überrascht worden waren. Unheimlicherweise wurde der Lichtstrahl plötzlich breiter. Einen Augenblick lang begriff sie nicht warum, dann wurde ihr bewusst, dass Hugo wohl vor das Fenster getreten war und den Laden weit geöffnet hatte. Ein Anflug verbotener Freude keimte unwillkürlich in ihr auf, als sie sich den schweren Morgenmantel überstreifte, den sie aus einer alten Decke genäht hatte, in ihre Schuhe schlüpfte und auf Zehenspitzen zum Treppenabsatz schlich.
    Die Zwillinge schliefen fest und selig. Ihre Haltung zeugte von einer so tiefen Entspannung, wie sie wohl nur Kindern und Katzen vergönnt war. Emilia zog den Morgenmantel fester um sich und ging nach unten. Sie durchquerte die Küche und öffnete die Tür zur Schankstube. Was tue ich hier unten?
    Hugo hatte wohl das Klicken des Riegels vernommen und sich bereits zur Tür umgewandt. Im Laternenlicht konnte sie erkennen, dass er vollständig angekleidet war. Um seine Schultern lag eine Decke. „Gibt es ein Problem?“ Der Klang seiner leisen, tiefen Stimme sandte einen warmen Schauer über ihren Körper.
    „Nein. Die Stille hat mich aufgeweckt und dann habe ich den Lichtstrahl im Schnee gesehen, als Sie den Laden öffneten, und mich gefragt, ob alles in Ordnung ist.“ Der letzte Teil war eine Lüge und normalerweise sprach sie immer die Wahrheit. Warum nur war sie nach unten gekommen?
    „Der Schnee liegt bereits hoch.“ Hugo zog den Laden fast ganz zu. „Wie weit ist es zur nächsten Mautstraße?“
    „Zu weit. Zudem wird auch dort die Lage kaum besser aussehen. Wenn der Schnee so hoch liegt, wird selbst der Postverkehr eingestellt.“
    „Die Postreiter werden durchkommen, auch wenn sie dafür ein Pferd ausschirren und die Kutsche zurücklassen müssen.“
    „Die Postreiter werden möglicherweise bis zum nächsten Gasthof gelangen, das wohl. Sie hingegen müssen keine Post ausliefern, warum also wollen Sie sich überhaupt hinauswagen?“
    Sie gewann den Eindruck, als käme es für ihn einer Zuchthausstrafe gleich, eingeschneit in ihrem Haus festzusitzen. Immerhin hatte er die Einladungen seiner Freunde nicht annehmen wollen, weil er nicht mit lärmenden Kindern unter einem Dach wohnen wollte – und auf ihre beiden Söhne traf diese Beschreibung ganz gewiss zu. Außerdem hegte er Bedenken, weil sie nicht mit einer Anstandsdame aufwarten konnte. War sie womöglich der Grund für sein Unbehagen und nicht etwa die Tatsache, dass er seine Reise unterbrechen und die Gegenwart zweier lebhafter Jungen ertragen musste? Fürchtete er womöglich, die arme, einsame Witwe könnte sich ihm an den Hals werfen? Der Gedanke trieb ihr die brennende Schamesröte ins Gesicht.
    „Ich bin eine unzumutbare Last für Sie und gleich, wie gut Ihre Vorratskammer gefüllt sein mag, haben Sie gewiss nicht damit gerechnet, einen großen Mann und sein noch größeres Pferd durchfüttern zu müssen.“
    „Bei solchen Witterungsbedingungen halten sämtliche Dorfbewohner zusammen. Lebensmittel und Heizmaterial werden mit allen geteilt, gleich, ob sie im Ort leben oder Fremde sind, die es zufällig hierher verschlagen hat. Das nennt man Nachbarschaftshilfe, Major. Womöglich sind Ihnen als Großgrundbesitzer diese Begriffe aber auch gar nicht bekannt.“ Sie gab sich große Mühe, ihre Wut anzufachen, hoffte sie doch, damit ihre Verlegenheit und die insgeheime verbotene Freude über die Tatsache, dass er nun zum Bleiben gezwungen war, zu verbergen. „Keine Sorge, Major, wir werden Sie für Kost und Logis arbeiten lassen. Im Dorf leben mehrere ältere Leute, zu deren Häusern der Weg freigeschaufelt werden muss, damit wir uns vergewissern können, ob sie wohlauf sind. Das wird morgen in der Früh die erste Aufgabe sein.“
    Selbst im dämmrigen Licht konnte sie sehen, wie er erstarrte. Vermutlich empörte es ihn, dass eine einfache Bierbrauerin in solch ruppigem Ton mit ihm sprach. „Ich habe seinerzeit schon geholfen, die Wege zu abgeschnittenen Dörfern in den Pyrenäen freizuschaufeln, Mrs Weston. Sie müssen sich also nicht sorgen, dass ich das eine Ende einer Schaufel nicht von dem anderen unterscheiden kann. Meine Bedenken gründen auch nicht darauf, dass ich die Gastfreundschaft Ihrer Dorfgemeinschaft nicht schätze oder

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