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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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zahlreichen jungen Damen, deren vornehmliches Interesse es ist, sich eine gute Partie zu angeln. Nicht zu vergessen, die verlockende Versuchung einer gemütlichen Zusammenkunft mit gleich drei Großtanten. Meine Freunde, die ich für sorgenfreie, gesellige Junggesellen gehalten hatte, haben sich bei ihrer Rückkehr in hingebungsvolle Familienmenschen verwandelt … und ich muss gestehen, dass ich nichts von diesem Leben verstehe und über keinerlei Familiensinn verfüge.“
    „Nicht?“ Ihre Müdigkeit verschwand und sie blickte ihn erstaunt an.
    „Ich bin mit drei Jahren zur Waise geworden und wurde von vier ältlichen Vormunden und einem ganzen Haus ergebener Dienstboten großgezogen“, erklärte Hugo und zeigte zu ihrer Verblüffung dabei nicht das leiseste Anzeichen von Selbstmitleid.
    „Aber … fühlten Sie sich denn nicht einsam?“
    „Nicht im Geringsten. Mrs Weston … Emilia, schauen Sie doch nicht so bekümmert! Ich hatte Hauslehrer und später ging ich ins Internat und zur Universität. Danach trat ich in die Armee ein. Ich habe viele Freundschaften geschlossen, und wenn ich zu Hause war, musste ich mich meinen Pflichten als Gutsherr widmen. Ich muss zugeben, dass ich nicht verstehe, wie Familien funktionieren, dass mir diese Vertrautheit untereinander fremd ist. Und offen gestanden fiel mir beim Gedanken daran, zwei Wochen mit der Familie eines anderen zu verbringen, die Entscheidung leicht, nach Hause zu reisen“, fügte er trocken hinzu. „Außerdem gibt es dort viel zu tun und ich habe bereits Pläne für das neue Jahr.“
    Sie musste einen fragenden Laut von sich gegeben haben, denn Hugo brach ab und seine Miene verschloss sich erneut. „Es ist Zeit, dass ich sesshaft werde“, sagte er abrupt und stand auf. „Ich habe das Anwesen während meiner Dienstzeit in der Armee fünf Jahre lang aus der Ferne geführt. Und ich sollte aufhören, Sie mit meinem Geplauder von Ihrem wohlverdienten Schlaf abzuhalten.“
    Emilia blieb auf ihrem Stuhl sitzen, während er mit seiner Tasse zum Spülstein ging und sie sehr gründlich ausspülte, offenbar eine Angewohnheit aus seinem Soldatenleben. Er musste erschöpft sein, dennoch bewegte er sich mit der unbewussten Würde und Anmut eines durchtrainierten Mannes. Sie richtete den Blick auf die Teeblätter in ihrer Tasse, konnte aber nichts darin lesen. „Gute Nacht, Major. Schlafen Sie gut.“ Ob sie gut schlafen würde, war indes fraglich.
    „Gute Nacht, Mrs Weston. Und danke.“ Er blieb auf der Schwelle stehen. „Sie sollten diese Tür besser absperren.“
    „Oh, machen Sie sich doch nicht lächerlich“, murmelte sie, als er die Tür hinter sich zuzog. Dann stand sie auf und streckte sich, um das steife Gefühl aus ihrem Rücken zu vertreiben. Major Hugo Travers konnte einer Frau ganz gewiss gefährlich werden, besonders einer Frau, die zu lang allein gelebt hatte. Doch nicht etwa ein unziemlicher Angriff auf ihre Tugend würde ihr Kummer bereiten, wenn er am nächsten Tag abreiste – vielmehr würde sie seine Gesellschaft vermissen.
    Durch ihren Beruf und ihre bescheidene gesellschaftliche Stellung bot sich ihr nicht oft die Gelegenheit zu einer Unterhaltung. Der Vikar und die Gutsherrenfamilie grüßten lediglich höflich, obwohl sie schweigend zur Kenntnis genommen hatten, dass sie einst ihrem Stand angehört hatte. Und die Dorfbewohner behandelten sie zwar freundlich, aber mit einer gewissen Zurückhaltung, die ihr zeigte, dass man sie für etwas „Besseres“ hielt. Sie selbst kam sich manchmal vor, wie die Gouvernante in einem großen Haus, ohne Familie und Dienstboten, gestrandet in der Mitte zwischen den Gesellschaftsschichten. Und das machte sie sehr einsam.
    „Dein Selbstmitleid kannst du mit ins Bett nehmen, Emilia Weston“, schalt sie sich, während sie ein Holzscheit ins Feuer nachlegte. Es regnete nicht mehr, die Nacht war still. Gewiss würde der Major am nächsten Tag über schlammige Straßen zu seinen wartenden Dienstboten und seinem großen Haus zurückreiten müssen, um seinen Plan, sich nach Kriegsende im friedvollen England niederzulassen, in die Tat umzusetzen.

3. KAPITEL
    A ls Emilia erwachte, herrschte eine seltsame Stille und ein kaltes blaues Licht trieb sie aus dem Bett. Zitternd stellte sie sich vor das kleine Fenster unter dem Dach und sah hinaus. Schnee glitzerte im Mondlicht, häufte sich in großen Verwehungen und wirbelte durch die Luft, als ob eine himmlische Hand die größte Gänseschar des Universums

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