Historical Saison Band 19
erbitte Ihre Unterstützung.“
„Ja, aber welcher Earl sind Sie denn?“, fragte Audrey, als ob alles andere klar wäre.
„Ich bin der Earl of Sylbourne, Madam. Und mit welcher bedeutsamen Lady habe ich die Ehre, wenn mir eine so anmaßende Frage erlaubt ist?“
„Natürlich dürfen Sie das fragen, Mylord. Ich bin Audrey Frayne. Die größere Dünne, die sich vergeblich hinter mir zu verstecken sucht, ist meine Schwester Viola Frayne und dies ist Imogen, die Älteste von uns Mädchen. Sie hat behauptet, man müsse sie jetzt als Miss Frayne anreden. Wenn sie sich aber noch weiter im Schatten des Türrahmens versteckt, kann sie auch gleich auf dem Gang bleiben, und niemand muss darauf achten, wie sie angesprochen werden will.
„Ich komme ja schon hinein … Und benimm dich nicht weiter wie ein kleines Ungeheuer“, schimpfte Imogen aufgebracht und trat aus dem Schatten, wobei sie reizend errötete.
Sophie wusste sofort, dass sie die hervorragenden Aussichten ihrer ehemaligen Schülerin in den feinen Kreisen richtig eingeschätzt hatte, als sie Peters sprachlose Bewunderung beim Anblick solch unbefangener Schönheit bemerkte. Dann riss er sich zusammen und versuchte, das offensichtlich schüchterne Mädchen aus seiner Verlegenheit zu befreien.
„Miss Frayne, ich fühle mich geehrt, Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte er, während er der ältesten Tochter des Hauses ein bewunderndes Lächeln schenkte, das Sophie einen wehmütigen Stich versetzte. „Wenn Sie bereits Ihr offizielles Debüt gehabt hätten, wäre mir sicher etwas über Tumulte in Mayfair zu Ohren gekommen, weil die jungen Männer sich um ein Lächeln von Ihnen geprügelt hätten.“
„Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mylord“, entgegnete Imogen, die angesichts seiner charmanten Komplimente ihre Scheu ablegte. „Ich glaube kein Wort von dem, was Sie sagen, aber es ist dennoch sehr nett von Ihnen.“
„Meine Worte sind nichts als zutreffend. Doch nun müssen Sie mich entschuldigen, denn auch ich habe eine Schwester, die ich sehr gern habe, obgleich sie mich regelmäßig in Schwierigkeiten bringt, ganz ähnlich wie es bei Ihren Schwestern der Fall zu sein scheint. Ich muss zurück in den Schnee und sie finden, bevor sie hinter meinem Rücken irgendeinen Unfug anrichtet oder mit einem Wegelagerer durchbrennt.“
„Oh ja, Sie müssen sie unbedingt ins Warme bringen. Die arme Frau muss ganz durchgefroren und verängstigt sein, da draußen in dieser Kälte und Dunkelheit“, pflichtete Imogen ihm bei.
„Meine Schwester Edwina wird das alles wahrscheinlich für ein großes Abenteuer halten, das sie ausgezeichnet auf ihr neues Leben mit ihrem zukünftigen Gatten vorbereitet, den sie auf seinen Feldeinsätzen begleiten will. Doch meine Tante wird wütend werden, wenn ich mich nicht beeile und sie zurück in die Zivilisation bringe.“
„Dann sollten wir besser gleich aufbrechen“, drängte Sophie, womit sie sich lediglich einen strengen Blick von Lord Sylbourne einhandelte und die beleidigende Aufforderung, Vernunft anzunehmen. „Warum?“, fragte sie leise und sah ihn an, bis sich ihre Augen mit Tränen füllten. Glücklicherweise blickte er zur Seite, bevor sie die Fassung verlor.
„Trauen Sie den Männern dieses Haushalts nicht zu, mir und den meinen zu helfen?“, erwiderte er frostig.
„Natürlich traue ich ihnen das zu. Aber glauben Sie nicht, dass Ihre Schwester und Ihre Tante sich erleichtert fühlen, wenn ihnen auf dem Rückweg eine Frau Gesellschaft leistet?“, versuchte sie ihn zu überreden.
„Sie werden wohl eher denken, ich sei wahnsinnig geworden, einer Dame zu erlauben, sich in Gefahr zu bringen, nur weil sie sich in den Kopf gesetzt hat, so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu lenken“, fuhr er sie barsch an.
„Sie kennen Miss Rose nicht gut, wenn Sie so über sie denken, Mylord“, verteidigte Viola ihre Gouvernante.
Seine Worte hatten Sophie schwer verletzt. Jetzt hätte sie ihre mutige kleine Verteidigerin am liebsten in die Arme geschlossen.
„Sie haben wohl recht, Miss Viola“, sagte Peter mit einem seltsam traurigen Lächeln. „Ich kenne Ihre Miss Rose sehr schlecht.“
„Dann sollten Sie keine vorschnellen Urteile über jemanden fällen, den wir alle so schätzen, Mylord“, ergriff Audrey das Wort. Dabei nickte sie entschieden, um ihm zu verdeutlichen, dass er Gefahr lief, in ihrer Achtung zu sinken.
„So unerschütterliche Verteidiger hätte ich auch gern“, entgegnete er aufrichtig.
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