Historical Saison Band 19
zum Vorschein kamen, als Cordage ihm aus den Ärmeln half. Die perfekt geschnittene Reitjacke darunter verbarg nicht, wie muskulös und stark Lord Sylbourne in den letzten acht Jahren geworden war, und seine kontrollierte und ernste Miene ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sich auch seine geistigen Kräfte verstärkt hatten. Sie hatte es jetzt mit einem respekteinflößenden Aristokraten zu tun.
„Oh, Sie Armer!“, rief die Köchin und mischte sich in den Zuständigkeitsbereich des Butlers ein, indem sie Peter den letzten Schnee von der Kleidung klopfte.
„Es reicht, Nan Burton!“, warnte Cordage die Köchin, und wie immer beachtete sie ihn gar nicht.
„Warum haben Sie dem Gentleman nicht den Mantel und die Pelzmütze abgenommen, sobald Sie ihn ins Haus geschafft hatten? Jawohl, und natürlich auch seine Stiefel, die gewiss vollkommen durchnässt sind, Joseph Cordage?“, fragte Nan Burton den erbosten Butler.
Sophie beschloss, einzuschreiten, bevor die beiden eines ihrer endlosen Streitgespräche begannen.
„Sukey, bitte hole den zweiten Wintermantel von Sir Gyffard und eine Pelzmütze und Winterstiefel aus Mr Timons Zimmer. Da Seine Lordschaft entschlossen ist, erneut nach draußen zu gehen, werden wir alle unser Bestes geben, um seine Mitreisenden in Sicherheit zu bringen. Lucy, bitte schauen Sie nach, ob Sie ein Paar Handschuhe finden, die unserem Gast passen könnten, und Beth, bitte bringen Sie Seiner Lordschaft den heißen Grog, den Sie vorbereiten sollten. Ich schlage vor, dass die Knechte die kräftigen Ackergäule vor einen robusten Wagen spannen, mit dem man bei diesem Schneetreiben fahren kann.“
„Da würde wohl nur ein sibirischer Schlitten helfen“, wandte der Earl of Sylbourne ein, während der Küchenjunge ihm half, die ruinierten Reitstiefel auszuziehen. Er wirkte provozierend gelassen und sogar noch elegant in seinen nassen Socken, als er den schüchtern gereichten Grog entgegennahm. Er schenkte Beth ein dankbares Lächeln, die von dem eindrucksvollen Gentleman ganz verzaubert schien. Dann trank er den Grog in hastigen Schlucken.
„Sie vergessen, dass wir auf einer Anhöhe leben, die im Winter häufig eingeschneit oder von Eis umgeben ist“, bemerkte Sophie. „In dieser Jahreszeit sind wir auf ein solches Wetter nicht ganz unvorbereitet, obgleich es selbst für unsere Verhältnisse extrem ist.“
„Sehr lobenswert“, erwiderte er trocken. Dann nahm er lächelnd das Handtuch entgegen, das Lucy ihm reichte, und rieb sich ungeduldig das nasse Haar trocken. Anschließend waren seine dunkelblonden Locken so zerzaust wie vermutlich seit Jahren nicht mehr.
„Kümmern Sie sich darum, dass alles vorbereitet wird, während ich mich umziehe, Cordage?“, fragte Sophie.
„Seien Sie nicht albern!“, fuhr Peter sie an. „Sie gehen auf keinen Fall mit hinaus! Sie würden uns nur behindern und die ganze Rettungsaktion gefährden. Nein, Sie werden zu Hause bleiben und auf die jungen Damen aufpassen, die anscheinend unter Ihrer Fuchtel stehen – wenn ich ihre Furcht, aus dem Versteck hervorzukommen als Hinweis auf die Tyrannei deuten darf, unter der sie in Ihrer Obhut zu leiden haben.“
Sophie kochte vor Zorn über seine böswillige Unterstellung. Dann hörte sie ein unterdrücktes Kichern und sah Audrey, die jüngste Tochter des Hauses, die neugierig durch den Türspalt spähte. Wie immer konnte Sophie ihrem Charme nicht widerstehen, und es war ihr egal, was Peter Vane dachte, der sie noch immer scharf ansah.
„Schon gut, Mädchen. Kommt nur herein in die Küche und begrüßt unseren Gast, der hoffentlich bald mit seinen Begleitern weiterreisen kann, sobald das Wetter es zulässt“, sagte sie ein wenig unhöflich.
„Meine Damen“, begrüßte Peter die drei Töchter des Hauses und machte eine elegante Verbeugung. Sophie kam es wie der reinste Hohn vor, deshalb war sie überrascht, wie sehr sich Audrey, Viola und Imogen von diesem schmeichelnden Getue blenden ließen. „Da niemand uns einander vorgestellt hat, muss ich das wohl selbst übernehmen. Ich bin Peter Vane. Ein ausgesprochen törichter Earl, der seine Schwester, seine Tante und einen Gentleman, den wir uns unterwegs wie eine Plage zugezogen haben, ebenso wie einen Kutscher, einen Reitknecht und ein erstklassiges Gespann in das schlimmste Wetter geführt hat, an das er sich auf dieser Seite des Atlantischen Ozeans erinnern kann. Meine Mitreisenden warten jetzt inmitten des Schneesturms auf Rettung, und ich
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