Historical Saison Band 19
seiner Gesellschaft. Gut! Er war froh, dass sie sich wenigstens nicht wohl in ihrer Haut fühlte. Ihm selbst war der Gedanke, Tage mit einer Frau zu verbringen, die ihn verraten und verlassen hatte, nahezu unerträglich.
Eigentlich hätte er sich schämen müssen, eine einsame Frau zu hassen. Wenigstens hatte das Nachdenken über Sophie ihn daran gehindert, zu sehr auf die beißende Kälte zu achten, die an den Fingern und Zehen nagte. Jetzt nahm er die Welt um sich herum wieder wahr, und es fühlte sich an, als ob der dicke Wintermantel und der schwere Wollschal aus dünnem Papier und nicht aus bester britischer Wolle wären. Den Schal verdankte er dem abwesenden Ferdinand Frayne, jedenfalls hatte das Küchenmädchen davon gesprochen, das ihm schüchtern das Kleidungsstück gereicht hatte. Allem Anschein nach war Master Ferdy, ein Fähnrich zur See, in Java stationiert. „Er braucht ihn nich’, weil es dort so heiß wie in der Hölle is’, Mylord“, hatte das Mädchen erklärt. Gewiss wird der junge Mann die Kälte seines Vaterlandes nicht vermissen, sagte sich Peter.
Immerhin war es ihm beinahe eine Minute lang gelungen, nicht sklavisch an Sophie Bonet zu denken, und dank der Laternen und des aufklarenden Himmels konnte er nun einen Teil des Abhangs überschauen. Der Schnee reflektierte das Licht des Mondes, und die ganze Natur schien stillzustehen, jetzt, da der Wind endlich nachließ, und die dunklen Wolken abgezogen waren. Nun würde es leichter werden, die eingeschneite Kutsche zu finden. Dennoch graute ihm schon bei dem Gedanken, dass seine Schwester und seine Tante den ganzen Weg durch die eisige Kälte bis nach Heartsease Hall überstehen mussten. Erst dort würden sie endlich in Sicherheit sein, auch wenn sie an diesem Ort kaum Ruhe finden würden, da auch ihnen Sophie Bonet einmal viel bedeutet hatte.
Diese verfluchte Frau! Da hatte sie sich wieder in seine Gedanken geschlichen! Er zwang sich, stattdessen an seine ebenso reizende wie einfältige Mätresse Kitty zu denken. Doch sehr zu seinem Verdruss konnte er sich die blonde Schönheit nicht einmal genau vorstellen, weil sich ihm ständig das Bild einer zierlichen Person aufdrängte, die kaum bis an sein Kinn reichte, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Ärgerlich dachte er daran, dass Sophies weibliche Kurven sich seit ihrem siebzehnten Lebensjahr noch deutlich entwickelt hatten, was ihm sofort aufgefallen war, als sie ihm im Schneetreiben ins Haus geholfen hatte.
Dies versprachen die schlimmsten Weihnachtsfeiertage zu werden, die er je erlebt hatte!
Die Garret-Lowdens glänzten während des hektischen Treibens, das im Haus herrschte, um Heartsease Hall auf den Zustrom unerwarteter Besucher vorzubereiten, durch Abwesenheit. Sophie schloss daraus, dass die beiden Damen annahmen, es habe sich lediglich ein Händler in diesem Wetter hierher verirrt.
Sie half gerade dabei, das Feuer in den Kaminen der Gästezimmer zu schüren und die Betten zu machen. Sie hoffte, die heißen Bettpfannen und die in Tücher gewickelten Ziegelsteine würden die Kälte rechtzeitig aus den frischen Laken vertreiben. Die Wäschemagd kümmerte sich darum, genügend Wasser zu erhitzen, um mehrere Zuber zu füllen, denn es war anzunehmen, dass sich die Reisenden nichts sehnlicher wünschten, als in einem heißen Bad aufzutauen.
„Cordage meinte, die Männer würden das Gepäck erst am Morgen aus Lord Sylbournes Kutsche holen. Glauben Sie, die Damen werden Reisetaschen mit sich führen, Rosie?“, fragte Imogen.
„Ich bezweifle, dass sie die Pferde mit mehr als unbedingt nötig belasten werden“, antwortete sie. „Je größer das Gewicht, desto tiefer sinken die Tiere in den Schnee ein“, fügte sie hinzu, während sie ohne zu zögern duftende Seifen, Lavendelwasser und Gesichtsbalsam aus der Vorratskammer der Haushälterin holte, für den Fall, dass sich Edwina und ihre Tante nach dem bitteren Frost und dem schweren Schneefall um ihren Teint sorgten.
„Tante Matilda wird furchtbar wütend darüber sein, dass wir von ihrer teuren Creme nehmen“, bemerkte Imogen fröhlich.
„Deine Tante wird unseren Gästen diesen Komfort gewiss nicht missgönnen, wenn es ihnen die Situation erträglicher macht, zumal Lady Edwina immerhin die Tochter eines Earls ist.“
„Oh, unsere Tante würde sich sogar beschweren, wenn die Königin höchstpersönlich hier übernachten und etwas von dem Balsam benötigen würde“, sagte Imogen spitz.
„Wir sollten auch ein paar
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