Historical Saison Band 19
lassen, dass er im Unterschied zu ihnen ein Earl war. Er war für diese Männer ein Fremder, und sie riskierten mindestens erfrorene Zehen und Frostbeulen, um ein paar Leichtsinnige ins Warme zu bringen. Außerdem plagten ihn Gewissensbisse, weil er Sophie Bonet mit solcher Härte begegnet war. Es fühlte sich an, als ob ein frostiger Wind ihn packte, der noch beißender war als die Böen, die ihm bei diesem Ritt durch die Landschaft den Schnee ins Gesicht peitschten. Sophie hatte ihn vor dem langsamen Tod durch Erfrieren gerettet, und dennoch war er nicht in der Lage gewesen, ihr zu danken. Er runzelte die Stirn, als er darüber nachsann, was für einen Griesgram sie aus ihm gemacht hatte.
Er musste sich darauf einstellen, mit Miss Bonet-Rose eine Weile unter einem Dach zu wohnen. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als sich innerlich gegen die hinterlistige kleine Abenteurerin zu rüsten. Die Bediensteten von Heartsease Hall hielten ihn gewiss für arrogant, während er doch nur seinen dunklen Gedanken nachhing. Sie würden noch viel schlechter über ihn denken, wenn er gegen die Gouvernante der Familie wetterte, weil sie vor gut acht Jahren wie ein Sommersturm mit seinem jugendlichen Herzen in ihren gierigen kleinen Händen verschwunden war. Es war nur eine kindische Liebesaffäre! ermahnte er sich selbst. Wenn er niemals eine solche Freude und ein solches Glück wie damals in diesen berauschenden Hochsommertagen erfahren hätte, wären ihm die Qualen der letzten Jahre erspart geblieben. Sie konnte ihn nicht geliebt haben. Wahrscheinlich hatte sie sich nur geschmeichelt gefühlt, weil ein schneidiger junger Lord so unsterblich in sie verliebt gewesen war, dass er sie ohne Rücksicht auf die Konsequenzen zu seiner Countess hatte machen wollen.
Er verzog den Mund zu einem grimmigen Lächeln und merkte, dass der Stallmeister ihn aufmerksam ansah, als ob ihm die Gedanken ins Gesicht geschrieben stünden. Nein, er war inzwischen zu gut darin, seine Emotionen zu verbergen, auch wenn der Mann einen scharfsinnigen Eindruck machte. Überhaupt war Peter beeindruckt, welche Leute der abwesende Herr von Heartsease Hall eingestellt hatte. Nur zu gut wusste er, dass dies das wahre Geheimnis eines gut organisierten und zufriedenen Haushalts war. Möglicherweise hat der Mann die Einstellung einer Gouvernante für die Töchter seiner Frau überlassen, folgerte Peter. Wobei er zugeben musste, dass die drei Mädchen einen erfrischend natürlichen und unverdorbenen Eindruck machten, der nichts mit dem üblichen gezierten Getue gemein hatte, das unter jungen Damen weit verbreitet war.
Die Selbstverständlichkeit, mit der Sophie Bonet im Haus agierte, ließ darauf schließen, dass sie dort beinahe die Stellung der Hausherrin innehatte. Erneut legte er die Stirn in Falten, als er darüber nachsann, wie wenig diese Sophie in das Bild der sorglosen und vergnügungssüchtigen Abenteurerin passte, das er sich in all den Jahren von ihr gemacht hatte. Mit einem Seufzer stimmte er in das Heulen des unangenehmen Windes ein, der die abgelegene Gegend der Cotswold Hills in das unwirtliche Reich von Väterchen Frost verwandelte. Morgen würde eine Eiskruste die Schneedecke überziehen, und der Bach würde ganz zum Erstarren kommen. Sie würden hier festsitzen, als ob ein böser Zauber sie in Bann geschlagen hätte. Ohne einen russischen Schlitten und entsprechend beschlagenen Pferden, die über den gefrorenen Schnee laufen konnten, würde es so bald kein Entkommen geben. Peter hätte nicht sagen können, wer von den Reisenden am nächsten Tag am unglücklichsten aufwachen würde. Seine Schwester würde ihren geliebten Verlobten nicht am ersten Weihnachtstag heiraten, wie sie es geplant hatten, seit Giles Wroxley einen Tag vor Beginn der Adventszeit heimgekehrt war. Seine kühne Tante würde nicht wie verabredet mit einer Gruppe von Gleichgesinnten am zweiten Weihnachtstag auf die Jagd gehen. Und Cedric Wroxley würde sich nicht in London befinden, was ihn erklärtermaßen unglücklich machte. Peter scherte es keinen Deut, ob Cedric zufrieden oder zutiefst unzufrieden war, aber sie würden alle sein fürchterliches Jammern ertragen müssen.
Er hätte viel darum gegeben, in irgendeinem beliebigen anderen Haus Englands zu übernachten, in dem keine Sophie Bonet lebte. Und wenn er an ihr blasses Gesicht und die erschrockenen Blicke dachte, die sie ihm in der Küche von Heartsease Hall zugeworfen hatte, sehnte sich Sophie gewiss nicht nach
Weitere Kostenlose Bücher