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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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nachvollziehen kann! Vielmehr hege ich nicht den Wunsch, eine weitere Belastung darzustellen.“
    „Ausgezeichnet. Dann sind wir uns ja einig“, erwiderte Emilia schroff. Offensichtlich gefiel es ihm nicht, sich rechtfertigen zu müssen. Vermutlich sahen sich Majore nicht oft zu Erklärungen gezwungen, ganz zu schweigen von hochwohlgeborenen Gutsherren. „Ich sehe Sie also im Morgengrauen.“ Sie raffte ihren uneleganten Mantel so würdevoll, wie es ihr möglich war, und rauschte aus dem Zimmer. Gerade noch rechtzeitig dachte sie daran, die Tür leise zu schließen, damit die Jungen nicht aufwachten.
    Du Dummkopf, du Närrin, du törichte Frau, schalt sie sich den ganzen Weg bis zu ihrem Zimmer. Du störst einen Mann in den frühen Morgenstunden, wirst rot wie eine Rose, weil du keine vernünftige Entschuldigung dafür hast, und reißt ihm obendrein ungerechtfertigterweise beinahe den Kopf ab, weil er dich aus der Fassung bringt.
    Auf dem Treppenabsatz hielt Emilia inne. Sollte sie zurückgehen und sich entschuldigen? Aber was sollte sie zu ihrer Entschuldigung anführen? Nein, es blieb ihr nichts anderes übrig, als zurück ins Bett zu gehen und zu hoffen, dass er am nächsten Morgen überhaupt noch mit ihr redete.
    Und was war das eben? Dämmriges Licht zwängte sich durch die Ritzen der Läden, als Hugo es aufgab, in dieser Nacht noch Schlaf zu finden. Eingewickelt in einen Kokon aus Decken setzte er sich auf, um über seine Situation – und seine Gastgeberin – nachzudenken.
    Bei einer anderen Frau hätte er ihren nächtlichen Besuch als eine recht kühne Einladung gedeutet, noch dazu eine, die ihn stark in Versuchung führte. Doch gleich, wie bescheiden ihre Verhältnisse auch sein mochten: Keine Frau, deren Sinn nach Verführung stand, würde einen Mann mit zu Zöpfen geflochtenem Haar und gekleidet in ein solch hässliches, offensichtlich aus einer alten Pferdedecke genähtes Kleidungsstück besuchen, um gleich darauf einen Streit vom Zaun zu brechen.
    Er würde sich an die Gesellschaft respektabler Damen gewöhnen müssen, wenn er sich in der kommenden Saison eine Gemahlin suchen wollte, wie es sein Plan war. Der Gedanke war ihm vor einigen Monaten in Frankreich sehr vernünftig erschienen und es sollte ihm nicht allzu schwerfallen, eine kultivierte junge Dame zu finden, eine hübsche Unschuld aus den feinen Kreisen, die ihm einen Erben schenken würde. Vielleicht auch noch ein paar Kinder mehr, nur um sicherzugehen. Immerhin bin ich eine gute Partie, schloss er ohne falsche Bescheidenheit. Er besaß einen Titel und Ländereien, war vermögend und hatte einen ausgezeichneten, unzweifelhaften Ruf.
    Wenn er es recht bedachte, hatte diese zukünftige Braut in seinen Träumen kein Gesicht, keinen Namen, keinen Charakter gehabt. Umso mehr verunsicherte ihn nun das Zusammenleben mit einer Frau wie Emilia Weston, in einem Haus mit Kindern. Es machte ihm bewusst, dass er nicht einfach irgendeine Unbekannte heiraten konnte, sondern sich eine Gattin suchen musste, mit der er gut auskam. Eine, für die er Sympathie und Respekt empfinden würde.
    Die Suche nach einer Braut ließ sich nicht mit dem Kauf eines Pferdes vergleichen, dachte er schuldbewusst, als er gewahr wurde, welche Überlegungen er bislang angestellt hatte: Alter, Herkunft, Temperament, Aussehen … Ja, vielmehr musste er nach einer Frau Ausschau halten, die er als Gefährtin betrachten konnte.
    Unruhig rutschte er auf der harten Strohmatratze hin und her. Würde diese Frau, der er seiner Vorstellung nach den Hof machte, auf Liebeserklärungen bestehen, womöglich gar auf Gespräche über Gefühle Wert legen? Er hegte den starken Verdacht, dass dem so war, aber wie zum Teufel sollte ein Mann sich darüber auslassen, wenn er diese Gefühle nicht verspürte, oder sie nicht verstand?
    Ein Gentleman vertraute auf sich selbst, er behielt seine Empfindungen für sich, nach diesem Grundsatz hatte man ihn erzogen. Pflichtgefühl, Ehre, Patriotismus, Freundschaft, Treue – das waren die wichtigen Emotionen und ein Mann musste sich nicht darüber unterhalten. Er nahm es als gegeben, dass seine Freunde ebenso fühlten und ihn verstanden.
    Kein wahrer Gentleman erlaubte sich starke Gefühle, die zu ungestümen, unangemessenen Reaktionen verleiten konnten – wie Liebe, Verzweiflung, Wut, Leidenschaft. Natürlich hatte er in der Vergangenheit einige Affären gehabt, doch selbst bei intimen Begegnungen sollte man niemals so tief sinken und sich unbeherrschter

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