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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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Womöglich fand er es auch nur anstrengend, zwei kleinen Jungen Latein zu lehren.
    Hugo setzte sich neben sie auf den Bottich und zog die Schuhe aus. „Wo soll dieser Treber denn hin?“ Er rollte die Strümpfe hinunter. Emilia wandte den Blick von seinen muskulösen, behaarten Waden ab.
    „Wir zeigen es Ihnen.“ Nathan griff sich einen der gefüllten Eimer. „Wir schütten den Treber hierher, und wenn er getrocknet ist, verfüttern wir ihn an die Tiere.“
    Hugo zog Jackett und Weste aus und rollte die Ärmel hoch. Emilia schlüpfte aus den Pantinen, schwang die Beine über den Bottich und wollte ihre Arbeit fortsetzen.
    „Nein. Ich mach das schon.“ Er legte eine Hand auf ihren Arm.
    Sie konnte ihn immer noch nicht ansehen und wusste, nun, da die Jungen zugegen waren, nicht, was sie sagen sollte. Überdeutlich nahm sie ihre nassen Röcke und entblößten Waden wahr, spürte, wie das Blut heftig durch ihre Adern rauschte, und bemerkte das Kribbeln, das seine Nähe und das warme Gewicht seiner Hand auf ihrem Arm verursachten. Nur mit Mühe gelang es ihr, ihre Stimme wiederzufinden und einen zusammenhängenden Satz zu äußern: „Natürlich. Ich muss mich auch um das Essen kümmern. Sicher seid ihr schon völlig ausgehungert.“
    Sie kletterte wieder aus dem Bottich, schlüpfte in die Pantinen, strich die Röcke glatt und lief die Treppe hinauf, ohne sich noch einmal zu Hugo umzudrehen oder die Getreidekörner abzubürsten, die an ihren Beinen klebten. Sie hörte noch das Kratzen der Holzschaufel auf dem Steinboden des Bottichs, das Lachen der Jungen, die darüber stritten, wer den nächsten Eimer tragen durfte … dann war sie in der Küche und drückte fest die Tür hinter sich zu.
    Es war eine einzige Katastrophe. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Was hatte sie nur alles aufs Spiel gesetzt, bloß weil sie sich nach einer Umarmung sehnte – danach, die stete Last der Verantwortung nur einen kurzen Moment zu vergessen? Wenn sie ehrlich war, hatte sie sich auch danach gesehnt, das Feuer der Leidenschaft zu spüren, diese prickelnde, erregende Anziehung zwischen einem Mann und einer Frau.
    Emilia nahm Zwiebeln und Karotten aus den Gemüsesäcken, um sie der Suppe zuzufügen, die auf dem Herd köchelte. Sie schabte die Karotten so heftig, als könne sie mit jeder Bewegung auch das Gefühl von Hugos Umarmung, seinen Duft, wegwischen. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, als sie sich damals von dem Ball davongeschlichen und sich lachend in Giles’ Arme geworfen hatte. Liebe, Lachen und ein freudvolles Leben hatte sie mit ihm geteilt und war mit vier Jahren voller Glück und zwei prachtvollen Söhnen gesegnet worden.
    Aber jede Entscheidung forderte ihren Preis. Ihren Söhnen schenkte sie ihre unendliche Liebe und jeden Moment, den sie erübrigen konnte, um ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Der Preis dafür war ein Leben voll harter Arbeit und das Aufrechterhalten ihres guten Rufes. Tändeleien mit großen, stattlichen Soldaten waren nicht vorgesehen. Mit heftigen Schnitten zerkleinerte sie die Rüben. Die Jungen waren wirklich liebe Kinder – so klug und so großherzig. Sie verdienten ein Leben voller Möglichkeiten, das ihre Großeltern ihnen bieten könnten.
    Aber auch das war Teil des Preises. Sie hatte ihnen drei Mal geschrieben und war zurückgewiesen worden. Also sollte sie sich keine falschen Hoffnungen mehr machen. Eine große Träne tropfte in die Brühe. „Schluss damit!“, sagte Emilia laut.
    „Schluss womit?“, hörte sie Hugos tiefe, besorgte Stimme hinter sich.
    „Schluss mit törichtem Benehmen“, erwiderte sie schroff, während sie in das Glas mit den Pfefferkörnern schaute und abwog, wie viele sie wohl für die Suppe erübrigen könnte. Außerdem bot ihr dies die willkommene Gelegenheit, ihn nicht anblicken zu müssen. „Wo sind Joseph und Nathan?“
    „Sie kümmern sich um die Tiere und bringen Ajax einen Eimer des Trebers. Das war ihre Idee, nicht meine“, fügte er rasch hinzu, trat in den Raum und lehnte sich mit den breiten Schultern an die Tür. „Obwohl mir ihre Abwesenheit sehr gelegen kommt, wie ich zugeben muss. Denn wir müssen reden. Ich hätte Sie nicht umarmen dürfen. Weiß der Himmel, was da über mich gekommen ist. Das klingt gewiss wenig originell und überzeugend und entschuldigt auch keineswegs mein Verhalten.“
    „Ich bin keine dieser leichtlebigen Frauen“, sagte Emilia bitter. „Bisher habe ich nur mit meinem Gatten das Bett geteilt.

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