Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
Vom Netzwerk:
die Tatsache, dass die Jungen Lateinunterricht erhielten, dies sicherlich ohnehin verraten. Glaubte er etwa, aufgrund ihrer Herkunft sei Arbeit unter ihrer Würde? Oder gefiel es ihm schlicht nicht, eine Frau hart arbeiten zu sehen? Er wäre blind, sollte ihm nie aufgefallen sein, wie hart das Leben für jeden war, der sich außerhalb der privilegierten Kreise der feinen Gesellschaft befand.
    „Meinen Söhnen würde ich jetzt sagen, sie sollen aufpassen, denn wenn der Wind sich dreht, wird ihr Gesicht für immer in einem finsteren Stirnrunzeln erstarren“, sagte Emilia leichthin, worauf er seine Gesichtszüge sofort entspannte.
    „Habe ich finster geblickt? Das tut mir leid. Vermutlich wirke ich auch wenn ich gelassen bin, immer viel zu ernst.“ Er lächelte. „Ist das besser?“
    Tu das nicht! Einen stattlichen Mann in voller Blüte seines Lebens im Haus zu haben, war schon schlimm genug, denn selbst mit düsterer Miene war Hugo ein gut aussehender Mann mit markanten Zügen und fesselnden tiefblauen Augen. Wenn er jedoch lächelte, so wie jetzt, raubte er ihr schlichtweg den Atem.
    „Eindeutig“, sagte Emilia und erwiderte das Lächeln mit reservierter Freundlichkeit. „Jungs, ihr könnt das Geschirr heute mal stehen lassen. Packt euch warm ein und helft dem Major mit dem Holz und den Tieren.“
    Innerlich bereitete Emilia sich auf die gewohnten Quengeleien vor, die es bei solchen Gelegenheiten immer gab, weil die Zwillinge eine ganz andere Auffassung von warmer Kleidung hatten als sie. Ebenso wappnete sie sich für die unausweichliche Suche nach vermissten Handschuhen, verschwundenen Schals und das Entwirren der Schnürsenkel. Hugo erhob sich jedoch einfach und sagte: „Wer in fünf Minuten nicht fertig ist, wird hierbleiben und im Haushalt helfen.“ Und ein Wunder geschah. Kaum hatte er die Stiefel angezogen, die scharlachrote Uniformjacke und den abgetragenen Ledermantel übergestreift, da standen beide Jungen schon wieder in Habachtstellung vor ihm – alle Knöpfe ordentlich zugeknöpft, die Schuhe gebunden und die Schals fest um den Hals gewickelt.
    „Gut, vorwärts marsch.“ Er scheuchte sie zur Tür und drehte sich dann noch einmal um. „Lassen Sie uns wissen, falls Sie uns benötigen, General.“ Als er ihr verschwörerisch zuzwinkerte, schien er plötzlich ebenso jung wie die Zwillinge.
    „Oh, um Himmels willen!“, grummelte Emilia vor sich hin, als sie das Geschirr in den Spülstein stellte und den Kessel vom Haken über dem Feuer nahm. Hugo Travers war gewiss kein Junge mehr, sondern ein abgehärteter Soldat, der vermutlich in jeder Stadt eine Geliebte hatte. Sie konnte es sich nicht erlauben, überhaupt Gefühle für ihn zu verspüren – ausgenommen schwesterliche vielleicht.
    Es war töricht, Mitleid für ihn zu empfinden, weil er in seiner Kindheit kein Familienleben kennengelernt hatte. Sie hatte das Gegenteil erfahren. Und dennoch hatte man sie verstoßen, sobald sie die an sie gestellten Erwartungen nicht mehr erfüllte. Einst hatte sie geglaubt, der Brunnen der Liebe sei bodenlos, dass sie ihr Herz einem Mann schenken könnte und ihre Eltern ihr alles verzeihen würden … aber sie hatte sich getäuscht. Vielleicht war sie ihrer Liebe auch nicht wert. Hugo hatte offensichtlich keine Eltern oder Geschwister, die er enttäuschen konnte, dennoch schien er unglaublich hohe Erwartungen an sich zu stellen.
    Unvermittelt wurde Emilia bewusst, dass das Wasser im Kessel abkühlte und sie schüttete es über das Geschirr. Das Leben musste weitergehen, auch wenn dies bedeutete, sämtliches Geschirr in der Küche zu spülen. Hugo mochte ein guter Koch sein, aber es scherte ihn offenbar wenig, welche Berge an Abwasch er hinterließ. Natürlich – auf dem Schlachtfeld und in seinem Haus beseitigten Dienstboten das Durcheinander ihres Herrn. Sie rollte die Ärmel auf und machte sich an die Arbeit, während sie dabei im Kopf den Tag plante.
    Mit Elan stach Hugo die Schaufel in den Schnee, straffte die Schultermuskeln und bahnte sich einen ordentlichen Weg durch die hüfthohen Schneemassen. Die körperliche Anstrengung empfand er als äußerst befriedigend, vertrieb sie doch seine Rastlosigkeit. Dummerweise gab ihm diese Tätigkeit auch Zeit zum Nachdenken und seine Gedanken drehten sich unaufhörlich im Kreis – wie ein Hund, der seinem eigenen Schwanz nachjagte. Unablässig grübelte er vor sich hin.
    Hinter ihm liefen die Jungs geschäftig mit den Armen voller Holz und Eimern hin und her.

Weitere Kostenlose Bücher