Historical Saison Band 19
Unterkleider und Nachtgewänder für die Damen herauslegen“, mischte sich Viola in das Gespräch, die mit Vorfreude darauf wartete, dass die Ankunft der Fremden etwas Abwechslung in die bevorstehenden Feiertage brachte. Bis jetzt waren die Aussichten auf das diesjährige Weihnachtsfest wegen der Trauer um die lebhafte und heitere Lady Helen Porthdown, die gemeinsam mit dem siebten Kind im Kindbett gestorben war, wenig vielversprechend gewesen. „Niemand von uns hat auch nur halb so schöne Unterkleider und Nachtgewänder wie Tante Matilda“, fügte sie hinzu.
„Ich prophezeie euch, dass die Damen überglücklich sein werden, nicht hinter einer Hecke schlafen zu müssen. Es wird ihnen daher wenig ausmachen, sich mit einigen unserer einfachen Sachen zu begnügen, meine Liebe. Deine Tante wird uns gewiss irgendwann vergeben, dass wir unseren Gästen ihren Hautbalsam und ihr Duftwasser angeboten haben, aber sie wird den Gedanken sicherlich nicht ertragen können, dass eine andere Frau ihre Unterkleider oder Nachtgewänder getragen hat.“
„Dann können wir nur hoffen, dass die beiden Damen nicht groß sind, da wir alle zu klein sind, um eine hoch gewachsene Juno auszustaffieren. Sogar Audrey ist größer als Sie, Rosie“, sagte Viola.
„Und wie ist es mit den Kleidern? Wenn es den Damen gut genug geht, um mit uns zu speisen, wollen sie bestimmt nicht auf ihren Zimmern bleiben, weil sie nichts Passendes zum Anziehen haben. Und wir können ihnen nichts geben, da wir nichts Angemessenes besitzen“, erklärte Audrey, als ob die Bekleidung an diesem Abend das wichtigste Problem wäre.
„Das stimmt, also solltet ihr auf den Dachboden gehen und nachsehen, ob ihr etwas Geeignetes für unsere Gäste unter den Sachen eurer verstorbenen Mutter findet. Meine eigenen Kleider werden den Damen viel zu kurz und zu schlicht sein, und Lady Frayne wäre gewiss die Erste gewesen, die ihnen in dieser Situation alles geliehen hätte, was sie benötigen“, schlug sie den Mädchen vor.
Nachdem die ärgste Trauer über den Tod der geliebten Mutter nachgelassen hatte, gab es für Viola und Audrey nichts Schöneres, als in den duftend parfümierten Kleidertruhen zu stöbern, die auf dem Dachboden verwahrt wurden, damit ihr Vater nicht ständig an den Verlust erinnert wurde. Glücklicherweise hatte Imogen die pragmatische Herangehensweise ihrer Mutter geerbt und gab den jüngeren Schwestern genaue Anweisungen, wonach sie unter den Dingen zu suchen hatten, die sorgfältig mit Tüchern und Lavendelsäckchen vor Motten geschützt wurden.
„Bitte gebt Acht, dass die Laterne sicher aufgehängt ist, und ihr nicht dagegen stoßen könnt!“, ermahnte Sophie die beiden, als sie losstürmen wollten, um den Auftrag zu erfüllen. „Ich möchte an den Weihnachtstagen nicht auf der zugeschneiten Wiese übernachten und überlegen, wie wir euren Papa schonend davon in Kenntnis setzen, dass ihr in seiner Abwesenheit das Haus niedergebrannt habt.“
„Machen Sie sich keine Sorgen, Rosie. Wir werden sehr vorsichtig sein!“, rief Viola und warf ihr noch einen schelmischen Blick zu, bevor sie mit Audrey aus dem Zimmer lief.
„Wenigstens haben wir eine Weile vor ihnen Ruhe“, murmelte Imogen.
Sophie musste schmunzeln. Sie wusste, wie seltsam es sich anfühlte, in Imogens Alter plötzlich als Erwachsene betrachtet zu werden und den großen Schritt vom Schulmädchen zur jungen Dame zu machen. „Während deine Schwestern beschäftigt sind, wäre es vielleicht gut, du würdest die Schlafzimmer für die Damen überprüfen und nachsehen ob vielleicht noch etwas fehlt, Imogen. Sobald Viola und Audrey ein paar geeignete Kleider ausgesucht haben, müssen wir dafür sorgen, dass alles so gut es geht gebügelt wird. Später wird bei all der Aufregung keine Zeit mehr für Details sein. Ich gehe davon aus, dass deine Besucher sehr bald hier eintreffen“, sagte sie und wandte sich ab, um in den älteren Teil des Hauses zu gehen. Imogen hatte bei der Vorstellung, die Neuankömmlinge würden ihre Gäste sein, das Gesicht verzogen. Doch sie war nun einmal die einzige Dame der Familie, die nicht mehr ins Schulzimmer gehörte, und Sophie musste den Impuls unterdrücken, ihr die Last von den Schultern zu nehmen.
Sie erreichte den ältesten Teil des Hauses, ein weitläufiges Gewirr aus Schlafzimmern, Kämmerchen und etwas provisorisch wirkenden Gängen, die hinzugefügt worden waren, als es in den besseren Kreisen in Mode kam, mehr Privatsphäre zu haben.
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