Historical Saison Band 19
beherrschen und Ihnen nichts tun.“ Hugos Stimme klang schneidend.
Bond sackte in sich zusammen. Es wurde deutlich, dass er viel zu feige war, um es mit einem ebenbürtigen Gegner aufzunehmen. „Tut mir leid“, murmelte Bond.
„Versuchen Sie es noch einmal“, meinte Hugo und schüttelte ihn ein wenig durch.
„Es tut mir aufrichtig leid, Mrs Weston.“
„Schon besser. Und nun hören Sie gut zu, Sie elender Schmutzfink.“ Hugo unterstrich jedes seiner Worte damit, dass er Bond schüttelte, wie ein Terrier, der eine besonders große Ratte in den Fängen hielt. „Morgen werde ich Sir Philip von Ihrem Verhalten berichten – selbstverständlich ohne den Namen von Miss Weston zu nennen. Außerdem werde ich ihn darum bitten, dafür zu sorgen, dass Sie wegen tätlichen Angriffs und Belästigung vor Gericht gestellt werden, sollten noch einmal Klagen über Sie kommen. Ist das klar?“
„Ja“, murmelte Bond.
„Gut, und jetzt verschwinden Sie.“ Er schubste den Mann zurück, worauf dieser der Länge nach hinfiel. Hätte er ihn auch nur einen Wimpernschlag länger festgehalten, hätte er vermutlich sein Wort gebrochen und ihn auseinandergenommen. Während Bond sich aufrappelte und davonhastete, fielen plötzlich Tropfen vom Himmel.
Emilia zupfte ihn am Ärmel. „Hugo, es regnet.“
„Komm her.“ Er zog sie sanft an sich und breitete seine Jackett schützend über ihr aus. „Wir müssen deine Kleidung richten, bevor wir wieder hineingehen. Dort drüben ist ein Schuppen.“ Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Widerspruchslos erlaubte Emilia ihm, sie in den Schuppen zu geleiten.
„Ich bin nicht mit ihm hinausgegangen“, sagte sie und machte einen Schritt zurück, sodass sie sich nicht länger berührten.
Um sich davon abzuhalten, sie an sich zu reißen und bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen, nahm er rasch den Kamm aus ihren schlaffen Fingern und steckte ihn ihr ins Haar.
Seine Frau.
Erst diese Ratte von Bond hatte ihn erkennen lassen, dass er Emilia zu der Seinen machen wollte. Die Vorstellung, sie könne mit einem anderen Mann zusammen sein, hatte ihn vor Eifersucht außer sich geraten lassen und die primitivsten Instinkte in ihm geweckt.
„Das weiß ich.“ Er bemühte sich, gefasst zu klingen. Sie würde zu Tode erschrecken, wenn sie bemerkte, wie stark sein Verlangen nach ihr war. „So, dein Haar ist gerichtet. Wenn du dein Kleid geglättet hast, wird niemand etwas merken.“
„Ich … ich möchte nach Hause.“
Ihre Stimme zitterte und zum ersten Mal ließ sie sich ihre Verletzlichkeit anmerken. Das vage Gefühl in ihm wurde zur Gewissheit.
Ich liebe sie. Oh Gott, ich liebe sie von ganzem Herzen!
So also fühlte sich das an? Angeblich sollte es doch schön sein. Er spürte jedoch vielmehr Angst und Sehnsucht und die erschreckende Gewissheit, dass ihm die Kontrolle über sein Leben entglitt. Was soll ich nur tun? Ich verstehe mich nicht darauf. Ich werde sie verletzen.
„Such die Jungen und steck sie in die Mäntel.“ Er schob sie sanft in Richtung Tür. „Ich komme gleich nach.“
Er sah ihr nach, bis sie im Licht und Lärm der Scheune verschwunden war. Dann lehnte er sich gegen die Wand und fluchte ausgiebig und einfallsreich. Er sollte sich von ihr fernhalten. Sie verdiente Liebe und Vertrauen, Leidenschaft und Wärme … und er wusste nicht, ob er jemals dazu fähig sein würde, die Mauern, hinter denen er seine Gefühle unter Verschluss hielt, niederzureißen und ihr all das in dem Maße zu geben, wie sie es verdiente.
Allerdings war sie völlig schutzlos. Und viel zu hübsch, zu vertrauensselig und verletzlich, um vor Übergriffen sicher zu sein. Obendrein verdiente sie ihren Lebensunterhalt in einem Beruf, durch den sie zwangsläufig mit Männern in Kontakt kam – Bekannten und Fremden, Tag und Nacht. Auch ihn hatte sie vertrauensvoll in ihr Haus eingelassen, ohne sich zu sorgen, dass er ein Dieb, ein Mörder, ein Vergewaltiger sein könnte.
Selbst wenn er Sir Philip über Bond aufklärte, konnte ihr von anderen Männern immer noch Gefahr drohen. Und dieser Gedanke erfüllte ihn mit Grauen. Nach seiner Abreise war sie völlig auf sich allein gestellt. Er stampfte den Schnee von den Stiefeln und trat wieder in die Scheune. Emilia kam auf ihn zu, zwei gähnende, aber widerwillige Jungen vor sich herschiebend.
„Major, wir wollten gerade nach Hause gehen.“
„Ich komme mit“, sagte er. „Ich hole nur noch schnell meinen Mantel und die Handschuhe.“
Auf dem
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