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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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vernünftige Frau wäre ihm natürlich dankbar weinend um den Hals gefallen, dachte sie verbittert.
    „Ich hielt es nicht für angemessen, hier hereinzuspazieren und mit meinem Titel zu prahlen. Mein Adelsrang ist doch völlig unerheblich.“
    „Wenn du nur auf einen Becher Ale vorbeigekommen wärst, hättest du Hugo Travers der Fäkaliensammler sein können – es wäre mir egal gewesen.“ Tränen standen ihr in den Augen, doch sie blinzelte sie hastig weg und setzte die Tasse geräuschvoll auf den Tisch. „Du hättest mir sagen sollen, wer du bist, doch du hast es vorgezogen, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen unter meinem Dach zu leben. Und obendrein besitzt du auch noch die Unverfrorenheit, mir in dieser Weise einen Antrag zu machen!“
    „In welcher Weise?“, fragte er. „Ich biete dir keineswegs eine Carte blanche , Emilia. Mein Antrag war durchaus ehrenwert gemeint …“ Er zögerte. „… und kam von Herzen.“
    Wundervoll! Jetzt plötzlich bringt er Gefühle ins Spiel! „Dieser Antrag widerspricht jeglicher Vernunft, meinst du wohl. Also frage ich noch einmal: Was gehen dich meine Lebensumstände an?“
    Er stand auf. „Ich fühle mich für dich verantwortlich.“
    „Warum? Wärst du nicht in diesen Sturm geraten, hättest du mich niemals kennengelernt.“
    „Aber ich habe dich kennengelernt. Und nun kann ich nicht einfach fortgehen und darauf vertrauen, dass ein Gespräch mit Sir Philip für deine Sicherheit sorgen wird. Und selbst wenn dem so wäre, solltest du nicht derart hart arbeiten müssen. Das übersteigt deine Kräfte.“
    „Du bist nicht für mich verantwortlich“, erwiderte sie. Das war es also. Er war es gewohnt, seine Truppen zu führen, für seine Pächter zu sorgen und ertrinkende Kätzchen zu retten, weil sich das für einen Earl nun einmal so gehörte. Noblesse oblige  – Adel verpflichtet. Vermutlich war sie in die Kategorie „ertrinkende Kätzchen“ einzuordnen.
    Emilia erhob sich ebenfalls. Nun musste sie zwar den Kopf in den Nacken legen, um Hugo in die Augen zu sehen, aber das war immer noch besser, als zusammengekauert vor ihm im Stuhl zu sitzen. „Sie reisen morgen ab, Mylord, und Sie werden mich vergessen, denn ich bedeute Ihnen nichts und ich darf Ihnen auch nichts bedeuten. Es ist wahr, ich stamme aus einer vornehmen Familie und bin zu einer Dame erzogen worden.“
    Sie hielt kurz inne und seufzte. „Aber ich habe sämtliche Brücken hinter mir abgebrochen, meinen Eltern Schande bereitet, wie eine Nomadin mit einem Spieler gelebt und nun bin ich Bierbrauerin und Mutter in einem kleinen Dorf in Hertfordshire. Eine Dame würde Ihnen ganz gewiss für Ihren großzügigen Antrag danken. Mir jedoch missfällt es zutiefst, gönnerhaft behandelt zu werden. Außerdem ist mir das kostbare Geschenk inniger Liebe gemacht worden, daher weiß ich, in welcher Weise und aus welchen Gründen ein Heiratsantrag ausgesprochen werden sollte. Und Ihr Antrag, Mylord, entbehrt all dieser Gründe!“
    Unvermittelt raubten ihr die Erinnerungen, die Trauer über ihren Verlust und zu ihrem Schrecken auch die aufkeimende, zarte Liebe für Hugo die Fassung. Sie hatte sich erlaubt, zu träumen, Fantasiebilder zu malen, Verlangen zu spüren, obwohl sie wusste, dass ihre Träume und Fantasien niemals wahr werden konnten. Und nun trug ihr der Mann ihrer Träume die Ehe an, weil er sich verantwortlich für sie fühlte und glaubte, sie aus einem Leben erretten zu müssen, das sie sich selbst aufgebaut hatte.
    „Ich habe es verpatzt“, sagte Hugo und presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. „Ich hätte dir sagen sollen, wie ich empfinde.“
    „ Sie , Mylord, haben es nicht nur verpatzt, sondern alles gründlich verpfuscht“, gab sie unverblümt zurück. „Und es interessiert mich nicht im Geringsten, wie Sie empfinden.“
    „Ich habe deinen Stolz verletzt.“ Offenbar dachte er über ihre Worte nach. Früher oder später würde er zu dem richtigen, demütigenden Schluss kommen – dass sie sich hauptsächlich deshalb gekränkt fühlte, weil sie töricht genug gewesen war, sich in ihn zu verlieben.
    „Ich will nicht länger darüber sprechen.“ Sie versuchte, sich an ihm und dem Stuhl vorbeizudrücken.
    „Emilia, zwischen uns ist doch etwas gewesen, oder nicht? Hast du es nicht auch gespürt, wenn wir uns berührt haben, wenn ich dich in den Armen hielt?“ Er umklammerte mit seinen großen Händen ihre Schultern, die sich plötzlich sehr zerbrechlich anfühlten.

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