Historical Saison Band 19
neuen Bekannten zu entfernen.
„Ich bin hocherfreut, dass Sie hier sind, um meinen Bruder Peter zu zerstreuen, Miss Frayne. Ich fürchtete bereits, wir müssten alle sofort zu Bett gehen. Mein Bruder hat einen so entschiedenen Charakter, dass wir uns immer verzweifelt fragen, ob wir eine Dame finden, die mutig genug ist, es mit ihm aufzunehmen“, erklärte Lady Edwina.
Sophie ging davon aus, dass Imogen diese Worte nicht für bare Münze nehmen und umgehend planen würde, die nächste Countess of Sylbourne zu werden, obgleich seine Schwester sie offenkundig dazu ermutigen wollte.
Erstaunt folgerte sie, dass Peter noch unverheiratet war. Wie konnte das sein? Als sie Holm Park an jenem frühen Junimorgen verlassen hatte, schien die Entscheidung gefällt zu sein, dass Peter Miss Diamantha Rivers ehelichen würde, eine junge Dame mit einem enormen Vermögen und einer ebenso enormen Gier nach einem Titel. Die diesbezüglichen Abmachungen waren bis ins Detail ausgehandelt. Peters Vater hatte sie, Sophie, geradezu angefleht, zu verschwinden und die Vanes vor dem Schuldturm zu bewahren. Und jetzt sprach Edwina von ihrem Bruder als einem unverheirateten Gentleman.
Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Wir werden Sie jetzt allein lassen, Mylady. Falls Sie Ihre Meinung ändern und das Dinner lieber auf dem Zimmer zu sich nehmen möchten, geben Sie einfach einem der Dienstmädchen Bescheid.“
„Ich bin nicht so feige, wie es vielleicht aussieht, Miss Rose“, erwiderte Edwina.
„Das habe ich nie von Ihnen angenommen, Mylady“, entgegnete Sophie knapp. Dann schob sie Imogen vor sich aus dem Zimmer und riet ihr, sich ein wenig fein zu machen, da sie an diesem Abend die Rolle der Gastgeberin einnehmen würde.
„Sie lassen mich doch nicht im Stich, Rosie? Allein die Vorstellung, die Dame des Hauses spielen zu müssen, versetzt mich in Angst und Schrecken“, gestand Imogen.
„Natürlich lasse ich dich nicht allein“, versprach sie der ehemaligen Schülerin. „Obwohl Mrs Garret-Lowden es sicherlich nicht gutheißen wird, dass ich mit am Tisch sitze, wenn du so bedeutende Gäste hast.“
„Ich schere mich keinen Deut darum. Falls sie einen ernsthaften Beitrag zu den Belangen dieses Hauses hätte leisten wollen, hätte sie besser helfen sollen, als wir versucht haben, alles rechtzeitig für die Ankunft der Gäste vorzubereiten.“
„Du hast wahrscheinlich ein wenig zu deutlich gemacht, dass du ihre Einmischung nicht schätzt, als Mrs Garret-Lowden ihre Absicht äußerte, mit der Köchin die Menüs für die Weihnachtstage durchzusprechen“, bemerkte Sophie beschwichtigend, als sie Imogens Zimmer erreicht hatten und sicher sein konnten allein zu sein.
„Unsere Köchin hätte sofort gekündigt.“
„Dann wären wir alle an den Feiertagen in einer peinlichen Lage gewesen, da stimme ich dir zu. Doch sobald dein ältester Bruder Miss Livia geheiratet hat, müssen du und die Köchin euch seiner Wahl fügen, meine Liebe“, ermahnte Sophie sie halbherzig.
„Er sollte es sich besser anders überlegen“, empörte sich Imogen.
Angesichts der anderen Schwierigkeiten, die ihr an diesem Abend bevorstanden, entschied Sophie, diese Debatte fürs Erste auf sich beruhen zu lassen.
„Denk heute bitte an die Pflichten einer Gastgeberin, meine Liebe, und lass uns auf einen Wetterumschwung hoffen, sodass unsere Besucher bald abreisen können.“
„Wenn es nach mir geht, können sie gern bleiben, denn dann bekommt Timon die Gelegenheit, das Verhalten einer echten Dame wie Lady Edwina mit dem falschen Getue von Livia zu vergleichen. Vielleicht überlegt er es sich dann noch einmal, ob er sie tatsächlich heiratet.“
„Da die Dame nun einmal seine Auserwählte ist, solltest du dich an den Gedanken gewöhnen und versuchen, sie besser kennenzulernen. Willst du dein schönes Seidenkleid anziehen und dir von Tilly die Haare hochstecken lassen, in diesem neuen Stil, den sie schon ausprobiert hat? Dann wirst du bezaubernd aussehen, und es wird dir helfen, dich selbstbewusster zu fühlen, wenn du heute Abend die Herrin des Hauses gibst“, schlug Sophie aufmunternd vor und übergab Imogen den fähigen Händen der Zofe.
Anschließend stellte sie sicher, dass Viola und Audrey nicht der Versuchung erlegen waren, aus dem Schulzimmer zu schlüpfen und vor dem Dinner im Haus herumzulaufen. Dann begab sie sich auf ihr eigenes Zimmer, um sich einen züchtigen und strengen Chignon zu schlingen und eine Spitzenhaube
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