Historical Saison Band 19
herbeigeführt zu haben, mein lieber Bruder. Auch für die gesperrte Hauptstraße bist du verantwortlich und nicht zuletzt für diese alternative Route, die frei zu sein schien und sich als die übelste Strecke durch diese Hügellandschaft erwiesen hat“, erklärte sie in feierlichem Tonfall, sodass er über ihren liebenswerten Spott schmunzeln musste.
„Ich werde dich vermissen, du freches Mädchen.“
„Ich dich auch – sobald meine Euphorie, mich von deiner übertriebenen Fürsorge und deiner Nörgelei befreit zu haben, nach ein oder zwei Jahren abklingt, Bruderherz.“
„Es war immer nur zu deinem Besten, kleine Schwester“, erwiderte er halb ernst.
„Und ich hätte mir keinen gewissenhafteren Beschützer wünschen können, Peter. Sogar in der Zeit, als du dich nicht im selben Land aufgehalten hast“, erwiderte sie nicht ohne Ergriffenheit.
Peter wollte gar nicht daran denken, was für eine Leere sich in seinem Zuhause und in seinem Leben auftun würde, sobald sie fort war. Doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt für Rührseligkeiten. Zudem ahnte Edwina noch nicht, dass ihre ehemalige Spielgefährtin und Freundin Sophie Bonet auf die vom Schneesturm überraschten Reisenden wartete. Das würde eine Überraschung werden.
„Trotz seiner Prahlerei ist mein Freund Giles Wroxley ein herzensguter Mann, und nachdem du ihn in letzter Zeit gezähmt hast, hat er dich beinahe verdient. Bestimmt werdet ihr glücklich sein. Ich freue mich aufrichtig, dass du dich für den Richtigen entschieden hast, Dina“, erklärte er lächelnd, als bereits die flackernden Fackeln, welche jetzt die Auffahrt von Heartsease Hall beleuchteten, zu erkennen waren.
„Um Giles und mein Glück zu vervollständigen, müsstest du nur noch eine vergleichbar glückliche Verbindung eingehen, Peter. Dann können wir England unbeschwert verlassen, sobald es so weit ist“, erklärte sie, und ihre Entschlossenheit, ihm Gutes zu tun, erfüllte ihn mit Wärme.
„Noch muss ich nicht an einen Erben denken“, wandte er ein, derweil sie sich den Lichtern näherten. Er wünschte, dieser seltsame Ritt durch die gespenstische Schneelandschaft würde länger dauern, damit er sich besser rüsten konnte, um Sophie mit der größtmöglichen Gleichgültigkeit zu begegnen.
„Ist die Erbfolge tatsächlich der einzige Grund, weshalb du heiraten würdest, Bruderherz?“
„Jawohl, und es ist ein ausreichend guter Grund für einen Mann in meiner Position.“
„Aber nicht für dich, mein Lieber! Hinter deiner würdevollen aristokratischen Fassade, mit der du dir die Welt vom Hals zu halten suchst, verbirgt sich ein Mann, der ebenso leidenschaftlich ist wie alle anderen Vanes.“
„Wenn ich mich irgendwann dazu durchringe, zu heiraten, will ich eine ruhige und anständige Countess, die mir einen Erben und ein paar Töchter schenkt, die ich ebenso verwöhnen und verziehen werde, wie ich es bei meiner kleinen Schwester getan habe. Hitzige Leidenschaft ist etwas für Dumme oder für Grünschnäbel, die es noch nicht besser wissen.“
„Damit stempelst du Giles und mich zu Dummköpfen oder unreifen Personen! Eine so halbherzige Beziehung möchten er und ich, dem Himmel sei Dank, niemals führen!“
„Das ist schön für dich, zumal ihr beide über ausreichendes Vermögen verfügt und ältere Brüder habt, die euch die Verantwortung für die Familie abnehmen.“
„Oh, du Armer! Was für ein großes Unglück du doch hast, als Mann und Krone der Schöpfung geboren zu sein. Und noch dazu musst du es als schwere Last empfinden, die Privilegien eines Earls zu genießen“, zog sie ihn auf.
„Ich ertrage es mit Fassung“, entgegnete er feierlich.
„Du machst dir deinen Titel zunutze, wann immer es dir passt, und tu jetzt bloß nicht so, als ob es sich anders verhielte. Ich habe gesehen, wie du den unnahbaren und frostigen Earl spielst, sobald eine einfältige junge Debütantin den Wunsch verspürt, Countess zu werden.
„Da siehst du, dass es funktioniert“, sagte er schulterzuckend.
Vor ihnen ragte das stattliche Gebäude von Heartsease Hall auf, und er konnte nicht umhin, das altertümliche Herrenhaus, dessen Steine im Schein der Fackeln gelb-grau schimmerten, zu bewundern.
„Dennoch warst du einmal hoffnungslos verliebt, Peter“, erinnerte ihn seine Schwester ohne nachzudenken.
Ihm grauste vor dem Gedanken, dass Edwina und Sophie, sobald sie einander ansichtig wurden, versuchen würden, die Uhr zurückzustellen, als ob er noch der
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