Historical Saison Band 19
war, im Recht zu sein.
„Vielleicht sollten wir besser Miss Garret-Lowden überzeugen, dass sie dabei ist, den falschen Mann zu heiraten. Denn sie möchte eigentlich einen möglichst bedeutsamen Aristokraten heiraten. Da nun zufällig ein echter Earl bei uns zu Gast ist, der überdies bei uns bleiben muss, bis sich das Wetter bessert, kommt sie möglicherweise zu dem Schluss, dass es für sie bessere Partien als Timon gibt, wenn sie sich nur ein bisschen anstrengt“, mischte sich Audrey ein, wobei sie Sophies tadelndem Blick mit einer engelsgleichen Unschuldsmiene begegnete.
„Ja, wenn für sie die geringste Chance bestünde, einen Earl um den Finger zu wickeln, würde sie den armen Timon bestimmt wie heiße Kohlen fallen lassen, obgleich er sie immerhin eines Tages zu Lady Frayne machen kann. Wir alle hoffen natürlich, dass Papa über hundert Jahre alt wird, aber ich glaube nicht, dass Livia das auch tut“, ergänzte Viola nachdenklich.
Sophie stöhnte leise bei der Vorstellung, dass die zwei angehenden Machiavellis vor ihr sich in den Kopf setzten, Miss Garret-Lowden mit Lord Sylbourne zu verkuppeln. Den Frost, der die Straßen vereiste und unpassierbar machte, hatten die beiden kleinen Strateginnen bereits als Verbündeten.
„Ich möchte von euch jetzt keine weiteren bösartigen Mutmaßungen hören“, verkündete sie so streng wie möglich. „Gewiss ist Seine Lordschaft verheiratet, was eure verwerflichen Pläne vollkommen überflüssig macht.“
„Nein, er hätte bestimmt erwähnt, wenn er eine Countess hätte, die ängstlich auf seine Heimkehr wartet“, widersprach Audrey.
Sophie nahm an, dass sie recht hatte, denn es entsprach dem, was aus Edwinas Unterhaltung mit Imogen hervorgegangen war.
Doch weshalb war er nicht mit Diamantha Rivers verheiratet? War er mit ihr vermählt gewesen, und sie war mittlerweile gestorben? Wenn er sie geehelicht hatte, schien es nicht weiter verwunderlich, dass er sich die feinste Kleidung und die besten Pferde leisten konnte, denn mit dem Vermögen der Rivers’ hätte man die Königliche Münzanstalt aufkaufen und noch etwas zurückbehalten können. Bei dem Gedanken an Peters Hochzeit mit einer so titelsüchtigen Zierpuppe schüttelte sie den Kopf. Es geht mich nichts an, was er getan oder nicht getan hat, ermahnte sie sich und versuchte, nicht weiter an ihn zu denken.
Sie wies die Schülerinnen an, zu essen und erst dann nach unten zu kommen, wenn Cordage ihnen meldete, dass der Nachtisch serviert werde. Zögerlich verließ sie die beiden und ging zu Imogens Zimmer.
„Du siehst wahrhaftig bezaubernd aus!“, lobte sie die einstige Schülerin.
„Ich fühle mich eher wie eine Küchenmagd in den Kleidern ihrer Herrin, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich vor dem heutigen Abend fürchte.“
„Unsinn! Du weißt genau, wie du dich zu benehmen hast. Alles, was du brauchst, ist ein wenig Übung. Deine Mama wäre stolz auf dich, wenn sie dich jetzt sähe, meine Liebe“, munterte Sophie sie lächelnd auf. „Komm, wir sollten es besser hinter uns bringen und den Dämonen ins Gesicht sehen, denn ich bezweifle, dass es etwas nützt, einfach die Augen zu schließen“, fügte sie hinzu und wünschte sogleich, nichts gesagt zu haben, als Imogen sie neugierig musterte.
„Warum stellt dieser Abend einen solchen Angang für Sie dar, Rosie?“, fragte sie, als sie den Treppenabsatz erreichten, auf dem sich die Stufen des moderneren und des älteren Gebäudeflügels trafen und sich zu einer prachtvollen Treppe, die ins Vestibül führte, vereinigten.
„Ja, klären Sie uns doch bitte darüber auf, welche Schwierigkeiten es Ihnen bereitet, ein paar Fremden am Abend Gesellschaft zu leisten, Miss Rose“, sagte Peter vom anderen Strang der Treppe aus. Sophie zuckte zusammen und spürte, dass ihre Nerven blank lagen.
„Euer Lordschaft“, begrüßte sie ihn kühl, machte einen Knicks und ging nicht auf seine Frage ein.
Er verbeugte sich flüchtig, als wollte er Geringschätzung demonstrieren, und wandte sich dann mit einer sehr viel ehrfürchtigeren Verbeugung an Imogen. „Sie scheinen mir die schönste Gastgeberin zu sein, die sich ein törichter Reisender nur erträumen kann. Auch wenn ich fürchte, dass wir uns Ihrer Familie in einer höchst unerquicklichen Weise aufgedrängt haben, Miss Frayne“, sagte er freundlich lächelnd.
„Ich danke Ihnen für das Kompliment, Mylord“, entgegnete Imogen schüchtern und knickste in einer Weise, die genau
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